Camping-Boom auf Samerberger Bauernhöfen

von Redaktion

Auch in diesem Jahr zieht es wieder viele Urlauber mit Wohnmobilen und Camping-Wagen nach Bayern. Am Samerberg bieten deswegen einige Landwirte Stellplätze auf ihren Grundstücken an. Aber dürfen die das?

Samerberg – Wer Erholung mitten im Grünen, mit Panorama-Bergblick und fernab des Massentourismus sucht, findet ihn am Samerberg. Ohne viele Nachbarn, dafür mit viel Ruhe, viel Natur, auf einem Bauernhof. Denn seit März 2021 dürfen Landwirte Camper auf ihren Privatgrundstücken begrüßen. Maximal drei Stellplätze sind möglich, ohne dabei an die Campingplatz-Verordnung gebunden zu sein.

Jeweils drei Stellplätze möglich

Die Gemeinde Samerberg bewirbt auf ihrer Homepage drei Bauernhöfe, die jeweils drei Stellplätze anbieten. Diese können aber auch über diverse Plattformen oder Apps gebucht werden, die derartige Übernachtungsmöglichkeiten auflisten. So können naturnahe Stell- und Zeltplätze angemietet werden, die dennoch legal sind. Denn Wildcampen, also das Übernachten im Zelt, Camper, Wohnmobil, Dachzelt oder Ähnliches an Orten in der Natur, die nicht als Campingmöglichkeit benannt sind, ist in Deutschland verboten.

Seit Sommer 2022 heißt auch die Familie Weyerer aus Untereck Camper auf ihrem Grundstück willkommen. Der Aussiedlerhof sei sehr gut angenommen worden. „Mein Mann hat mich zunächst belächelt. Inzwischen erleben wir wirklich einen krassen Ansturm“, berichtet Isabell Weyerer. Vor allem Durchreisende, die sich auf der Rückreise aus dem Süden befinden, machen hier gerne Halt und verlängern so gleichzeitig ihren Urlaub. Denn vom Hof der Weyerers in Untereck eröffnet sich ein Panoramablick nach Rosenheim und auf den Chiemgau.

Für die Weyerers war die Entscheidung eine Bereicherung: „Es sind so viele schöne Begegnungen. Wir haben sogar Freundschaften geschlossen.“ Die Familie blickt auf viele schöne Abende mit Gitarre am Lagerfeuer zurück. In knapp zwei Jahren haben Hunderte von Campern bei ihnen übernachtet. Bis auf eine schlechte Erfahrung – Gäste verstopften den Abfluss der Toilette – kann die Familie nur Positives berichten. Für rund 20 Euro pro Nacht gibt es einen Stellplatz mit Wasser- und Stromanschluss, Feuerschale sowie WLAN. Der Investitionsaufwand sei gering und werfe als Nebenverdienst auch etwas ab. Außerdem hat die Familie einen kleinen Hofladen eingerichtet, der von den Gästen gut und gerne genutzt wird. Doch obwohl es nur drei Stellplätze sind, sei die Arbeit, die man mit Kommunikation über Telefon, Whatsapp und der Buchungsabwicklung innerhalb der Apps hat, nicht zu unterschätzen. „Aber ich mach das gerne. Die Leute schätzen die Ruhe hier und wir sind froh, dass wir das bieten können“, sagt Weyerer.

Die Gemeinde Samerberg begrüßt diesen Trend. „Es ist eine schöne dezentrale Lösung, die bei uns gerade erst am Beginnen ist“, sagt Samerbergs Bürgermeister Georg Huber. Den „Wohnmobilisten“ sei so eine günstige Alternative geboten. Gegen das Übernachten auf Wanderparkplätzen will die Gemeinde künftig härter vorgehen. „Das hat der Gemeinderat bereits im vergangenen Jahr beschlossen“, so der Bürgermeister. Immer wieder hätten Camper ihren Müll und andere Hinterlassenschaften in den umliegenden Wäldern und Feldern entsorgt. Sehr zum Ärgernis der Grundstücksbesitzer und der Verwaltung.

Deshalb sei die Gemeinde damals aktiv auf die Weyerers zugekommen und hätte sie gefragt, ob sie sich das auch vorstellen könnten. Aus dem Versuch wurde schnell ein Erfolgsmodell. Das Publikum sei bunt gemischt: Junge Paare, Familien, Radfahrer oder Erholungssuchende, die dem Trubel der Großstadt kurz entkommen wollen, buchen sich für ein bis zwei Nächte bei den Weyerers ein. Vor allem die Ferien und Wochenenden sind gefragt: „Das Interesse ist sehr groß. Wir könnten einen Campingplatz eröffnen“, sagt Weyerer und lacht. Das wäre aber nicht erlaubt.

Denn wie Michael Fischer, Sprecher am Landratsamt Rosenheim, erklärt, spricht man von einem Campingplatz, wenn mehr als drei Stellplätze für Wohnmobile beziehungsweise Zeltplätze vorliegen. „Da Landwirtschaften meist im Außenbereich liegen, müssen Vorhaben baurechtlich privilegiert sein.“ Das heißt, das Vorhaben müsse der Land- und Forstwirtschaft dienen. Das Landwirtschaftsministerium hat im März 2021 festgelegt, dass Campingplätze nicht privilegiert sind – jedoch erst ab drei Stellplätzen. Landwirte haben damit grünes Licht. Allerdings müsse für diese drei Stellplätze dennoch eine Baugenehmigung eingeholt werden, so Fischer. „Die kann im Regelfall völlig unproblematisch eingeholt werden.“

Maximal für
zwei Nächte

Isabell Weyerer und ihre Familie stellen den freien Platz auf ihrem Hof gerne für Camper zur Verfügung. Allerdings nicht für länger als maximal zwei Nächte. „Wir haben Anfragen von Familien, die gerne länger bleiben würden“, erklärt sie. Jedoch sei für sie nicht ausreichend klar definiert, wie lange genau die Camper bleiben dürfen. Da würde sie sich noch Nachbesserung wünschen. Denn das hat die bayerische Staatsregierung nicht explizit definiert.

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