Aschau – Im Gemeindehaus der Friedenskirche in Aschau fand zum ersten Mal eine offene Schabbat-Feier für alle statt. Auf Anregung von Klaus Lerch und seiner Nachbarin Ines Rattan hat die evangelische Kirche Aschau die Räumlichkeit gestellt. Den Abend moderierte Terry Swartzberg von der liberalen jüdischen Gemeinde in München. Der Münchner will seinen Glauben bekannter machen. „Wir bringen das Judentum den Menschen näher“, so Swartzberg in seiner Einführungsrede. Ähnliche Veranstaltungen führte er auch schon in anderen bayerischen Orten durch, weitere sind geplant.
Gemeinsam konnte man jüdische Kultur und Spiritualität erleben mit Schabbat-Gebeten, Kiddusch (gemeinsames Essen) und Musik. Mit dabei waren auch zahlreiche geladene jüdische und christliche Mitbürger aus München, Prien und Rosenheim, um gemeinsam den Beginn des Schabbats zu feiern.
Der traditionelle jüdische Schabbat beginnt am Freitagabend mit dem Sonnenuntergang und endet samstags ebenfalls mit dem Untergang der Sonne. Gläubige Juden kommen entweder in der Synagoge oder zu Hause mit Freunden und Verwandten zusammen. Die nächste Synagoge in der Region befindet sich in München. Der Schabbat ist im jüdischen Glauben hoch geheiligt. Es darf in keiner Weise gearbeitet werden. Dazu gibt es eine Liste mit über 30 Tätigkeiten, die nicht ausgeführt werden dürfen, ja selbst über die Arbeit darf nicht geredet werden, um tatsächlich Abstand vom Alltag zu nehmen.
Wie bei der traditionellen Zusammenkunft zu Hause wurden im Gemeindehaus Kerzen entzündet und die Segensgebete über die Kerzen, den Wein, das Händewaschen und das Brot gesprochen. Ein christliches Gebet für Frieden im Heiligen Land und ein jüdisches Gebet für gegenseitiges interreligiöses Verständnis schlossen den festlichen Teil ab.
Beim anschließenden Kiddusch wurden Brot, Käse und vegetarische Speisen gegessen sowie Wein, Traubensaft und Wasser gereicht. Die Speisen und Getränke wurden von den zahlreichen Gästen mitgebracht. Nach dem Essen kam es zu vielen gemeinsamen Gesprächen. Viele Fragen wurden beantwortet, Ansichten erörtert und Meinungen getauscht.
Musikalisch begleitet wurde der Abend von den Jazzmusikern Philipp Stauber (Gitarre) und August Zirner (Querflöte).