14,5 Kilo Drogen im Lkw geschmuggelt

von Redaktion

Wert von halber Million Euro – Sechs Jahre und sieben Monate Haft für Spediteur (23)

Traunstein/Raubling – Mit 14,5 Kilo Amphetaminöl in zwei Kanistern im Wert von rund einer halben Million Euro erwischte die Polizei bei Raubling einen 23-jährigen Lkw-Fahrer aus Slowenien. Die Siebte Strafkammer am Landgericht Traunstein mit Vorsitzender Richterin Christina Braune verhängte gegen ihn am Montag eine Freiheitsstrafe von sechs Jahren und sieben Monaten wegen Einfuhr von Drogen und Beihilfe zum Handeltreiben, beides in nicht geringer Menge. Erklärtermaßen war diese Substanz neu – sowohl für das Gericht als auch für den für Rauschgiftdelikte im Landgerichtsbezirk zuständigen Staatsanwalt Nils Wewer. Die Polizei hatte einen Tipp bekommen.

Abstecher in
die Niederlande

Der Angeklagte, ein selbstständiger Spediteur in Slowenien mit vier angestellten Fahrern, hatte einen regulären Frachttransport von Slowenien über Österreich nach Deutschland unternommen. Er löschte in Krefeld die Ladung und machte einen Abstecher in die Niederlande. Auf der Rückfahrt passierte er am 17. November 2023 die deutsche Grenze nahe Nettetal in Nordrhein-Westfalen. Bei einer Kontrolle gegen Mittag durch Grenzfahnder im Gemeindebereich von Raubling war die Tour zu Ende. Polizeibeamte entdeckten zwischen Kartons eine weiße Plastiktüte, darin zwei Kanister mit zehn beziehungsweise fünf Litern Fassungsvermögen. Einer enthielt eine gelbliche Flüssigkeit, der zweite Behälter eine weiße. Auf der Dienststelle Raubling war nach einem Drogentest klar: Es handelte sich um Amphetamin, gelöst in Öl.

Der Angeklagte mit Verteidiger Hans-Jörg Schwarzer aus Berchtesgaden räumte alle Vorwürfe ein. Er berief sich auf seinen ebenfalls im Transportgeschäft tätigen Onkel in den Niederlanden. Dieser habe ihm aufgetragen, etwa 100 Kilometer vor Nettetal eine kleine Menge illegaler Dinge mit nach Salzburg zu nehmen, wo jemand auf ihn warten werde.

„Ich habe an ein bis zwei Kilogramm Marihuana gedacht“, meinte der Angeklagte. Ein Geschäftspartner des Onkels habe ihm die weiße Tüte übergeben. Das „gelbe Wasser“ habe er seltsam gefunden, meinte der 23-Jährige vor Gericht. Der Onkel habe auf Frage am Telefon gesagt: „Fahr das einfach.“ Er habe dem Bruder seiner Mutter vertraut. 1000 bis 1500 Euro hätte er als Kurierlohn erhalten sollen, so der Angeklagte.

Hinter die „kleine Menge Marihuana“ setzte die Vorsitzende Richterin ein Fragezeichen. Etwa sechs Wochen vorher seien in Frankreich auf einem Lkw des 23-Jährigen, mit einem seiner Fahrer am Steuer, 518 Kilo Marihuana sichergestellt worden. Der Angeklagte erwiderte, er habe damals nicht gewusst, dass sein Onkel mit Rauschgiftschmuggel zu tun hatte. Der Onkel habe ihm das Foto des besagten Mannes geschickt und gebeten, diesen als Fahrer anzustellen. Das habe er getan, nachdem er eh einen Lkw-Fahrer gebraucht habe, so der 23-Jährige. Er habe den Mann ganz normal angemeldet. Die Fahrt nach Frankreich sei eine hinter seinem Rücken organisierte „Schwarzfahrt“ gewesen, von der er nichts gewusst habe.

„Wenn der Onkel Sie schon mal derart reingeritten hat, dann ist schwer nachvollziehbar, dass Sie ihm vertraut haben“, hakte die Vorsitzende Richterin nach. Der 23-Jährige habe bei der jetzt angeklagten Fahrt durch die Sache in Frankreich bereits von den Drogengeschäften des Onkels gewusst, auch, dass dieser in ganz anderen Gewinnmargen dachte. Dazu der Jungspediteur: „Ich bin noch nicht lange Unternehmer, bin jung und unerfahren.“ Zum Stand der grenzüberschreitenden Ermittlungen gegen den Onkel in Holland war in dem Prozess noch nichts zu erfahren.

Ein Polizeizeuge aus Raubling berichtete über die vorläufige Festnahme des 23-Jährigen. Er habe sich kooperativ verhalten. Der Beamte bestätigte auf Frage von Verteidiger Hans-Jörg Schwarzer: „Ja, wir haben vor der Fahrt einen Tipp bekommen – von wem, darf ich nicht sagen, da ich keine Aussagegenehmigung habe.“

Staatsanwalt Nils Wewer plädierte auf sieben Jahre und drei Monate Haft. Der 23-Jährige habe „für kleines Geld ein großes Risiko auf sich genommen“. Positiv zu berücksichtigen seien das überschießende Geständnis, die Aufklärungshilfe, die sichergestellten Betäubungsmittel und die Durchfuhr durch Deutschland. Die im Laderaum platzierte Tüte sei kein raffiniertes Versteck gewesen.

Strafschärfend sei die riesige Menge einer gefährlichen Droge – „das 750-fache der nicht geringen Menge“. Der 23-Jährige habe außerdem gewusst, dass sein Onkel einen Lkw „mit einer halben Tonne Rauschgift durch Europa“ fahren ließ. Der Angeklagte habe nicht daran glauben können, „dass der Onkel ein kleines Licht war“.

Strafforderung
„ziemlich happig“

Den Schlussantrag des Staatsanwalts fand Verteidiger Hans-Jörg Schwarzer „ziemlich happig“ und „eine sehr harte Strafe“. Der 23-Jährige sei kein Mitglied einer Bande. Der Anwalt wörtlich: „Es war eine einmalige Fahrt für den Onkel. Die Tüte offen hinten im Lkw zeigt, wie blauäugig der Angeklagte war. Er war kein Verbrecher, sondern hat sich vom Bruder seiner Mutter verleiten lassen. Fünf Jahre Strafe sind genug.“Das sah die Kammer im Urteil allerdings nichts so.

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