Baustellen-Fragen und „Kampfeslust“

von Redaktion

Auch bei der Brenner-Sprechstunde in Riedering bleibt vieles unbeantwortet

Riedering – „Es sind sehr viele Fragen offen“, sagt Riederings Bürgermeister Christoph Vodermaier bei der Sprechstunde zum Brenner-Nordzulauf in Söllhuben. Mit Manuel Gotthalmseder, dem Teilbereichsleiter für den Streckenabschnitt in Riedering, geht Vodermaier den gesamten ausgestellten Plan ab. Es wird nachgehakt und diskutiert – aber immer in sachlichem Ton. Auch der Bürgermeister weiß: „Die Frage nach dem ‚Ob‘ bringt hier nichts. Es geht um das ‚Wie‘.“ Besonders viele Fragen gibt es zum Thema Baustelleneinrichtungen. „Jetzt sieht man einfach, wo diese ganzen Baustellen entstehen, wo 24 Stunden am Tag gefördert wird“, sagt Vodermaier. Er sieht es als „Riesenproblem“, das für die Bürger und die Umwelt verträglich zu gestalten.

„Wir sind nicht
gegen die Bahn“

Auch bei Landwirt Franz Schlosser stehen noch sehr viele Fragen im Raum. „Jeder erzählt etwas anderes“, ärgert er sich. Seine Felder sind massiv von den geplanten Baustelleneinrichtungen betroffen. Er ist Teil der Bürgerinitiative „Brennerdialog“, die sich für den Ausbau der Bestandsstrecke einsetzt. „Wir sind nicht gegen die Bahn“, sagt er. „Aber wir hätten ja schon eine Möglichkeit – nur ist die nicht gewollt“, sagt Schlosser und weist damit auf den Bestand hin. Ein Ende für seinen Betrieb sieht er durch den Bau des Brenner-Nordzulaufs glücklicherweise nicht. „Aber ich weiß ja nicht, was für Dimensionen das annimmt“, gibt der Landwirt zu bedenken. Würde seine komplette Fläche in Anspruch genommen, müsste er sich nach anderen Flächen umschauen – doch das ist nicht leicht. „Um Ersatzflächen während der Bauphase kümmert sich die Bahn auch nicht.“

Die Frage, was mit den eigenen Wäldern und Wiesen geschieht, beschäftigt zahlreiche Riederinger. „Hier kommt dann die Baustelle hin?“, „Und mein Wald bleibt bestehen?“, hört man aus allen Ecken des Raumes. „Die Bauphase ist das große Thema“, bestätigt auch Matthias Neumaier, Planer und Projektleiter der Deutschen Bahn. Auch bei den vorangegangenen Veranstaltungen war das bereits ein wichtiger Punkt für die Bürger. Für die Bahn-Planer sei es besonders wichtig gewesen, die Pläne den Bürgern näherzubringen und Details im persönlichen Gespräch zu erklären. „Wir haben ein großes Team dabei, welches die technische Planung so übersetzen kann, dass sie jeder versteht. Egal, ob das jetzt eine Hausfrau, ein Handwerker oder ein Akademiker ist.“

Die Dimensionen des Brenner-Nordzulaufs sind für viele allerdings nur schwer einzuschätzen. „Ich kann mir vieles vorstellen, aber das nicht“, sagt Franz Schlosser. Auf den Plänen sehe alles nicht allzu groß aus, aber in der Realität „werden viele erschrecken“, erwartet er.

„Mehr Druck
notwendig“

 Zu 100 Prozent zufrieden ist man in Riedering mit der Planung auch noch nicht, wie Vodermaier sagt. Er lobt zwar, dass „eigentlich das ganze Gemeindegebiet untertunnelt sein wird“. Man wolle sich jetzt allerdings nicht einfach mit dem Projekt abfinden. Es gebe mit dem Bestand oder mit einer Innunterquerung immer noch viele Probleme zu lösen. Er hält weiter an der zentralen Forderung der
Innunterquerung fest – und hat auch einen klaren Appell an die Stadt Rosenheim und an Stephanskirchen. Dort bräuchte es noch „mehr Druck auf die Planer und auf die Politik“. Die Sprechstunde habe die „Kampfeslust“ geweckt. Schließlich wisse man nun umso deutlicher, womit man es zu tun hat.

Artikel 5 von 11