Eggstätt – Wenn am Sonntag der Maibaum in neuem Glanz erstrahlt, können die Eggstätter noch lange davon erzählen. Nicht nur, weil der Maibaum allein mit Manneskraft, wie es der Brauch gebietet, aufgerichtet wird. Sondern auch, weil sich bis zum Aufstellen des neuen Baumes so einiges ereignet hat. Geschichten, die den Dorfzusammenhalt und die Tradition des Maibaumstehlens rühmen, die aber auch von unschönen Dingen handeln.
Projekt der Dorfgemeinschaft
Doch fangen wir mit dem Positiven an. Nachdem der alte Maibaum im vergangenen August einem Gewittersturm zum Opfer gefallen ist, bot die Kirche an, einen neuen Maibaum zu stiften, der, kaum geschlagen und geschebst, schon geklaut wurde. „Die haben unsere Waldarbeiten mitbekommen“, resümiert Paul Stettner, Vorsitzender des Burschenvereins. Mit die meint er mehrere Interessenten für den Maibaum. Die Evenhausener Burschen waren schließlich die schnellsten. Die wiederum sind seit gut zwei Wochen damit beschäftigt, den Maibaum herzurichten und zu bewachen. Denn auch die Evenhausener könnten selbst wiederum Opfer von Maibaumdieben werden. „Aber das wird nicht passieren. Wir haben eine gute Auslöse ausgehandelt“, sagt Paul Stettner. Die Eggstätter selbst helfen natürlich auch mit, den Baum herzurichten.
Benedikt Hundhammer ist für die Zunfttafeln verantwortlich. Die Modeln stammen teilweise noch vom Opa, erzählt der Zimmerer. Mehr als die Hälfte der Zunfttafeln sind im Sturm und durch das Abknicken des Baums zerborsten. Einzelne Gewerke wie den Schuster oder das Sägewerk gibts nicht mehr im Ort, stattdessen eine Ärztin/Apothekerin, einen Elektriker, einen Heizungsbauer und einen Bierfahrer. Benedikt Hundhammer hat die bis zu 80 Zentimeter hohen Figuren, die je nach Handwerk auch bis zu 80 Zentimeter breit sind, geschnitzt. Beim Bemalen haben die Ortsvereine zusammengeholfen. „Nach und nach wollen wir in den kommenden Jahren alle insgesamt 33 Tafeln wieder herrichten“, ergänzt Ludwig Estner, Zweiter Vorsitzender bei den Trachtlern. Unzählige Stunden sind für die Tafeln draufgegangen, aber das sei es wert, sagen Paul Stettner, Ludwig Estner und Benedikt Hundhammer unisono.
Auch die Sonne, die den Maibaum ziert, war dem Sturm zum Opfer gefallen. Der Breitbrunner Kunstschmied Lukas Friedrich hat knapp 24 Stunden gebraucht, um die Sonne inklusive Auseinandernehmen, Zurechtschneiden und Vergolden wieder zum Glänzen zu bringen. Eine spezielle Sache, aber mit Spaßfaktor: „Genau meine Sparte.“
Am morgigen Sonntag also ist es soweit. Die Evenhausener werden mit der Pferdekutsche den Maibaum in die Ortsmitte karren, dann werden die Männer des Ortes gemeinsam mit Evenhausener Burschen den 29 Meter langen und zwei Tonnen schweren Baum aufstellen. Anschließend werden die Zunfttafeln am Baum angebracht und danach wird gemeinsam gefeiert: Mit den Aktiven, der Kindergruppe und den Schnalzlern. Die Eggstätter Musikkapelle spielt auf. „Gemeinsam feiert es sich eben am besten“, lacht Stettner.
Doch davor steht der Kirchgang an. Pfarrer Andreas Przybylski betont den Wert eines gemeinsamen Gottesdienstes: „Die Kirche hat den Baum gestiftet. Und wir werden auch die Zunfttafeln segnen.“ Die Predigt soll sich um den Maibaum, um Zunfttafeln, die sich in den Himmel erheben, und um die christliche Bedeutung drehen, verrät Pfarrer Przybylski.
Eggstätts Bürgermeister Christoph Kraus wird am Gottesdienst mit Segnung der Zunfttafeln teilnehmen, um, wie er selbst sagt, das Engagement des Pfarrers zu würdigen. Aber beim Maibaumaufstellen selbst wird er nicht dabei. Eine Entscheidung, die er sich nicht leicht gemacht hat, und die er in der Bürgerversammlung mündlich angekündigt und nun den Vereinen schriftlich mitgeteilt hat.
Denn nun sind wir beim unschönen Teil der Geschichte angekommen. Der alte Maibaum wurde nach seinem Fall im Wertstoffhof zum Trocknen gelagert, aber selbst auf dem abgeschlossenen Areal war er nicht vor Dieben gefeit. Über 18 Meter sind weg, das letzte Drittel ließen die Diebe zurück. Dabei hatte man sich ausgemalt, was man noch Gutes aus dem Stamm herausholen könnte. Angedacht war, aus dem Stamm Schützenscheiben zu schneiden und mit dem Erlös verschiedene Projekte zur Wiederaufforstung zu fördern. Doch mit wenigen Metern lässt sich nicht so viel anfangen.
Umgestürzter Stamm bleibt verschwunden
Was Kraus aber mehr ärgert, ist, dass sich bis heute – obwohl es Hinweise gegeben hat – niemand zu dem Diebstahl bekannt hat. Die Anzeige sei im Sande verlaufen, sagte Kraus bei der Bürgerversammlung. Doch vielleicht lässt sich das Ganze doch noch am Sonntag gütlich regeln. Dank des vielen Engagements aller beteiligten Vereine, mit Gottes Segen und bei Sonnenschein. Die Wettervorhersage jedenfalls schaut gut aus.