Schechen – „Die Straße ist brutal schlecht. Deswegen habe ich Verständnis für die Maßnahme. Aber die Organisation ist lausig.“ Sonja Feldmeier, Betreiberin des Campingplatzes am Erlensee, war nach nicht einmal zwei Tagen Sperrung der B15 genervt. Sie und ihre Mitarbeiterin hingen pausenlos am Telefon, versuchten Camper an der Sperrung der Bundesstraße vorbeizulotsen. Über Feld- und Wirtschaftswege. Denn die ersten Tage war nicht einmal die Querung der Bundesstraße – aus dem Ortsteil Schechen kommend – möglich. Doch – aber nur zu Fuß.
Barbara Kellner hatte Glück: Die Chefin der Gaststätte Erlensee hatte die ersten zwei Tage der Sperrung Ruhetag, bekam aber mit, was am Campingplatz los war. Und griff zur Selbsthilfe: Am Kreisel vor Pfaffenhofen weist ein selbst gemachtes Schild den Weg über Wirtschaftswege zu Gaststätte und Campingplatz. Dennoch, so Kellner, „sind die Umsätze sehr zurückgegangen“. Wie Sonja Feldmeier sagt auch sie, die Organisation sei schlecht.
Vier Kilometer weiter nördlich herrscht Rushhour in Ranft. Der Weiler hat etwa ein Dutzend Wohnhäuser – und an denen fahren aktuell in 15 Minuten so viele Fahrzeuge vorbei wie sonst pro Tag. Autos gingen ja vielleicht noch. Aber auch Lkw sind auf den schmalen Sträßchen unterwegs. Oft, nachdem sie festgestellt haben, dass sie an den Absperrungen in Hochstätt wirklich nicht vorbeikommen. Wenn sie dann, aus der Ortsmitte kommend, in Hochstätt nur Meter vor der B15 anfangen zu rangieren, halten sie den Ausweichverkehr durch Ranft auf, gibt es Stau auf dem Feld. Die Reporterin hat‘s selbst erlebt.
Kurz vor Rott blinkt es „B15 Schechen gesperrt“ und ein ebenfalls blinkender Pfeil weist nach links. Kurz vor Pfaffenhofen blinkt nahezu die identische Information. Nur dass dort der Pfeil geradeaus zeigt. Im einen Fall wird über Griesstätt nach Rosenheim umgeleitet, im anderen über Ostermünchen und Rott wieder auf die B15 nach Wasserburg. Beide Umleitungen werden munter ignoriert. Weil die Strecke zu lang ist oder das Ziel im Norden oder Westen Rosenheims.
Seit einer Woche geht das jetzt so. Und immer wieder rufen erzürnte Bürger im Schechener Rathaus an. Denn auch in Schechen und Hochstätt ist reichlich Ausweichverkehr unterwegs. Gut durchsetzt mit den Lastern, die nicht auf die andere Innseite ausweichen können oder wollen. Auch wenn dort in Aign und Niedernburg eine spürbare Zunahme zu verzeichnen ist, sagen Anwohner.
Schechens Bürgermeister Stefan Adam sieht es sportlich: „Da weiß man die Umgehung doch sehr zu schätzen.“ Dramen hätten sich bisher nicht abgespielt, sagt Adam, und bei der Schule in Hochstätt habe sich die Polizei die Situation angesehen. Größere Maßnahmen in Sachen Sicherheit aber nicht für notwendig erachtet. Soweit er wisse, komme der Lieferverkehr ins Gewerbegebiet Schechen Nord, die Baufirma lasse die Lkw durch. Autos könnten von hinten anfahren.
Links und rechts der B15 sind auf den Wirtschafts- und Radwegen Autos unterwegs. „Das gab natürlich Ärger“, berichtete Barbara Kellner. Sie telefonierte vorsichtshalber mit der Polizei Rosenheim, „die drückt ein Auge zu“. Zumindest, solange nichts passiert. Böse Blicke der Fußgänger und Radfahrer müssen Autofahrer auf Abwegen eben aushalten.