Frasdorf – Der Frasdorfer Höhlenbär war ein relativ kleines Tier, aber er war, nach dem Zustand seiner Zähne zu schließen, schon ausgewachsen und bereits in seinen besten Jahren. „Vermutlich ist er bei der Suche nach einem Winterquartier in der Schlüssellochhöhle am Laubenstein in der Höhle verunglückt – zahlreiche Brüche an den erhaltenen Knochen weisen darauf hin – und dort vor etwa 11000 Jahren verendet“, sagt Diplom-Geologe Dr. Robert Darga vom Naturkundemuseum Siegsdorf.
Uralter Bärenschädel
in Höhle gefunden
Er erklärte den zahlreichen Besuchern der Sonderausstellung „Unser Museumsschatz: der 11000 Jahre alte Braunbärenschädel aus der Schlüssellochhöhle“ im Höhlenmuseum des Frasdorfer Heimat- und Kulturvereins die Herkunft des Frasdorfer Bären.
„Rund 11000 Jahre danach kamen 1933 erstmals Menschen in die Schlüssellochhöhle und fanden dort in 70 Metern Tiefe und ein paar Hundert Meter vom Eingang entfernt das vollständig erhaltene Skelett dieses Bären. Diese Männer aus Aschau erforschten damals das Karstgebiet am Laubenstein mit seinen Höhlen, Karrenfeldern, Dolinen und Poljen und stießen tief in der dunklen Höhle auf die Reste des Bären. Einer der Höhlenforscher nahm den Schädel, einen Teil des Beckens und einen Wirbelknochen mit nach Hause. Dort verblieben die Skelettteile zunächst in einer Schuhschachtel, wurden immer wieder einmal Besuchern vorgezeigt und verschwanden schließlich auf dem Dachboden des Hauses. Zu einem nicht mehr bekannten Zeitpunkt fand der Schädel den Weg in die Lehrmittelsammlung des Ludwig-Thoma-Gymnasiums in Prien und geriet dort in Vergessenheit.
Durch einen Zufall wieder aufgefunden, kam er ins neu gegründete Höhlenmuseum zurück nach Frasdorf und stellt seit dieser Zeit den spektakulären Mittelpunkt der geologischen Sammlung dar. Alle weiteren Teile des 1933 noch vollständig aufgefundenen Skeletts sind im Lauf der vergangenen Jahre verloren gegangen, ein kleiner Rest befindet sich noch im Museum in Siegsdorf.“ Mit einem Einführungssemester für angehende Geologen stellte Dr. Darga den Zuhörern dann die Geologie des Laubensteingebietes vor und erklärte ihnen, warum der Bär ausgerechnet dort in einer der vielen Höhlen seinen Unterschlupf suchte und nicht irgendwo anders im Umland. Das Museum im Alten Schulhaus in Frasdorf zeigt neben dem Originalschädel auch Fotos, Pläne und Geländemodelle aus dem Laubensteingebiet, daneben weitere Höhlenfunde; es berichtet anschaulich über Geologie, Höhlenerforschung, Flora und Fauna, Höhlenrettung, Umweltschutz und Almwirtschaft in diesem eng begrenzten Geländeteil zwischen Hochries, Spitzstein und Laubenstein in den westlichen Chiemgauer Alpen.
Skelettkopf Teil der
Heimatschätze
Der Schädel des Bären wurde vor seiner Aufnahme ins Frasdorfer Museum konserviert, 2018 wurde er bei einem Festakt in München mit dem bayerischen Finanz- und Heimatminister Albert Füracker und der damaligen Kultusministerin Professor Dr. Marion Kiechle in die Walhalla der 100 Heimatschätze aufgenommen.
Die Frasdorfer Ausstellung ist eine Aktion im Rahmen des Museumsnetzwerkes Rosenheim. Unter dem Motto „analog“ beteiligen sich in diesem Jahr 17 Museen und Institutionen in der Region mit Ausstellungen, Themenwanderungen, Volksmusik und mehr. Neben der Ausstellung „Braunbär in Frasdorf: 11000 Jahre altes Fundstück“ bietet der Verein mit seinem Vorsitzenden Rupert Wörndl am Sonntag, 11. Mai, eine Wanderung in das Karstgebiet am Laubenstein und die dortigen Höhlen an. Treffpunkt ist um 10 Uhr am Parkplatz Obersoilach.
Bis zum Oktober ist
der Bär zu sehen
Die Ausstellung rund um den Bärenschädel ist bis Donnerstag, 31. Oktober, an jedem letzten Sonntag im Monat von 16 bis 18 Uhr im Dorf- und Höhlenmuseum im Alten Schulhaus in der Schulstraße 7 in Frasdorf zu sehen. Führungen können vereinbart werden mit der Tourist-Info Frasdorf, Telefon 08052/179625, beziehungsweise mit den Verantwortlichen des Heimat- und Kulturvereins Frasdorf.