Ein Seelsorger und kein Hochwürden

von Redaktion

Pfarrer Joseph Reuder feierte seinen 80. Geburtstag im Kreis der ihm verbundenen Vereine

Neubeuern – Sie waren alle da, um Pfarrer Joseph Reuder zu seinem 80. Geburtstag zu gratulieren. Bürgermeister Christoph Schneider und seine Amtskollegin aus Nußdorf, Susanne Grandauer, die Vorstände der Trachtenvereine aus Neu- und Altenbeuern, Abgesandte des Pfarrgemeinderates, der Blaskapelle, der KAB, der Feuerwehr, der Schiffleut-Bruderschaft, Imker, Veteranen, der Frauengemeinschaft und Elena Antretter, seine Hausmitbewohnerin, die seit seinem Ruhestand auf sein Wohlergehen achtet.

35 Jahre lang war Pfarrer Joseph Reuder Seelsorger in der Marktgemeinde und neun Jahre lang Pfarradministrator in Nußdorf. „Alle Vereine die gratulieren wollen, haben sich um Joseph Reuder versammelt, um ihre Wertschätzung kundzutun und widerzuspiegeln, was seine Werte verbunden mit Respekt, Zugewandtheit und offenherzigen Begegnungen in der Marktgemeinde darstellen“, bekräftigte Manfred Karl, Vorsitzender des Trachtenvereins Edelweiß Neubeuern.

Dabei ist der Jubilar nicht immer mit dem Strom geschwommen. Er war stets ein nüchterner Betrachter, der mit einem kritischen Blick hinter die Fassaden kein Blatt vor den Mund nahm. Als ‚Don Camillo aus Neubeuern‘ „hielt er nicht nur die Messe ab, sondern zelebrierte diese. Dank seiner guten Rhetorik und der Kraft des Wortes pflegte er stets den aufrichtigen Konsens zu seiner Kirchengemeinde“, so Erich Rasinger, Vorsitzender der Veteranen. Zudem umschiffte er zielgekonnt so manche Formalie. So ließ er beispielsweise auch Milde walten beim Empfang des Firmsakraments für Ethik-Schüler, die aufgrund der Präferenz für einen Lehrer das Fach wählten, und glich den verpassten Religionsunterricht unkonventionell mit persönlichen Nachhilfestunden aus. Selbst für Kinder mit Lücken in Latein war er Garant für eine erfolgreiche Aufholarbeit.

„Joseph Reuder hatte die Gabe, die Bürger mitzunehmen, ob auf der Kanzel oder im Pfarrgarten zu geselligen Nachfeiern“, resümierte Rasinger. Denn er war nie Hochwürden, der sein Glaubensvolk von oben betrachtete, sondern ein Mensch, der gerne unter Menschen war, sich mit ihnen austauschte. Dabei waren ihm immer die Bürger wichtig, die ihn aufsuchten, um sich mit ihren Sorgen und Problemen an einen geistlichen und weltlichen ‚Versteher‘ zu wenden.

„Pfarrer Joseph Reuder hatte stets einen großen Bezug zur Marktgemeinde, war mit seinem historischen Wissen als Chronist eine unerschöpfliche Quelle und überzeugte die christlich Versammelten mit seiner Predigtarbeit. Gesundheit und Segen sollen ihn begleiten“, unterstrich Bürgermeister Christoph Schneider. Den Glückwünschen schloss sich Nußdorfs Bürgermeisterin Susanne Grandauer an. „Nicht nur als Pfarrer, sondern auch als Dichter und Schauspieler waren Sie im gemeindlichen Leben immer präsent. Danke für die Zeit, die Sie uns begleitet haben.“

So prägte er die Charakterrolle des Brandner Kaspar bei der Theateraufführung in Neubeuern. Als Rezept für ein längeres Leben schlug Rupert Poll vom Imkerverein und Vorsitzender des Pfarrgemeinderats vor „eine Portion regionalen Imkerhonigs am Tag verspricht Wohlergehen bis ins hohe Alter und der Kirschgeist – wie beim Brandner Kaspar – verschafft Verhandlungsspielraum mit dem Teufel.“ Georg Spatzier und Georg Wachinger von der Schiffleut-Bruderschaft luden ihn anschließend herzlich zum heuer stattfindenden Ausflug der Schiffleut-Bruderschaft ein. Pfarrer Joseph Reuder richtete seine Worte an die Danksagenden: „Summa summarum brauchen wir mehr als 80 Jahre, um zu sehen und zu lernen, wer Gott ist. Dazu brauchen wir auch mehr als nur ein Leben. Gott hatte immer Geduld mit mir, um mir zu zeigen, wofür wir auf dieser Welt sind und wir müssen lernen, was Leben bedeutet und füreinander da sein. Meine Dienstjahre bei euch waren eine schöne Zeit, auch wenn ich manchmal daquer war – ansonsten bewegt sich ja nichts. Gott behüte euch – dieser Wunsch blieb in der bayerischen Sprache hängen.“ Petra Reischl-Zehentbauer

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