Vogtareuth – „Ich habe mich gleich beim ersten Besuch in dieses Haus verliebt.“ Einen weiteren Grund braucht Tobias Schweinsteiger nicht, die Schirmherrschaft für das Ronald-McDonald-Haus in Vogtareuth zu übernehmen. Sozial engagiert war der ehemalige Fußballer und jetzige Trainer schon lange. „Ich komme aus der Region. Wenn die Sonne scheint, kann ich von eurem Balkon bis zu meinen Eltern im Inntal schauen – und ich wohne in Rosenheim. Das passt einfach gut.“
Ein stolzer
Schirmherr
Schweinsteiger, der es als Fußballer und Trainer bis in die Zweite Bundesliga brachte, ist aufgrund seiner wechselnden Trainerjobs oft von Ehefrau Sarah und dem Nachwuchs getrennt. „Ich weiß, wie schwer das oft schon im Alltag ist. Wie wichtig ist es dann erst in Ausnahmesituationen, bei seinem Kind sein zu können? Im Idealfall mit dem Partner und den Geschwistern. Dieses Haus macht das möglich – und deswegen bin ich stolz und glücklich, die Schirmherrschaft übernehmen zu dürfen“, sagt der 42-Jährige.
Begonnen hat es in Ingolstadt auf einem Golfplatz, erzählt Adrian Köstler, der Vorsitzende der McDonald‘s-Kinderhilfestiftung. Schweinsteiger habe gleich Interesse gezeigt und sei der Einladung nach Vogtareuth gefolgt. „Es ist toll, die Kinder hier zu erleben“, schwärmt Schweinsteiger. In dem hellen Haus mit seinen großzügigen Räumen dürften die Geschwister der kleinen Patienten einfach Kind sein. Das Team der haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter sorge dafür, kümmere sich liebevoll um die jüngsten Gäste. Und um die Eltern.
„Meiner Frau und mir gefällt es hier so gut, dass wir sicher auch immer wieder mit der Familie vorbeischauen werden“, sagt Tobias Schweinsteiger und Sarah Schweinsteiger nickt. „Ich bin immer bereit, zu helfen, wenn ich kann. Meldet Euch einfach“, sagt der Schirmherr in Richtung Tanja Forderer-Barlag. Die Hausleiterin lacht: „Ich habe es vernommen. Ich werde Dich/Euch die nächsten Monate einspannen.“
Ein Jahr gibt es das Ronald-McDonald-Haus in Vogtareuth jetzt. Am 8. Mai 2023 war es fertig, am 15. Mai zogen die ersten Familien ein. Adrian Köstler, seit 2007 Vorsitzender der McDonald‘s-Kinderhilfestiftung, legte bei der Geburtstagsfeier erstmal seine vorbereitete Rede beiseite. „Es kommen so viele Erinnerungen hoch…“. Er gestand schmunzelnd, „dass ich als Oberbayer nicht wusste, wo Vogtareuth ist. Bis der Brief aus der Klinik kam.“ Ein Brief der Ärzte, die sich ein Ronald-McDonald-Kinderhaus für die Familien ihrer kleinen Patienten wünschten. Er sei ja skeptisch gewesen, räumte der zweifache Vater ein, denn bisher gab es solche Häuser nur an Uni-Kliniken. Die Stiftung sei aber schnell überzeugt gewesen, so Köstler, dass es bei einer derart spezialisierten Klinik durchaus angebracht sei.
Professor Dr. Steffen Berweck, Chefarzt des Fachzentrums für pädiatrische Neurologie, Neuro-Rehabilitation und Epileptologie, kann die Bitte der damaligen Kollegen gut nachvollziehen. Er profitiere heute davon. „Warum ist das Haus für uns so wichtig? Weil die Familien unserer Patienten mit großen Hoffnungen und Erwartungen zu uns kommen. Ja, wir machen Spitzenmedizin an Gehirn, Wirbelsäule, Armen und Beinen. Aber die Zuwendungen, die Freundschaften, die so wichtig sind, dafür ist dieses Spitzenhaus zuständig. Wir sind eine perfekte Kombination!“
Ein Haus ist einfach ein Haus, „die Menschen sind es, die es mit Leben füllen“, sagt Köstler. Vier Hauptamtliche und zehn Ehrenamtliche sind es aktuell in Vogtareuth. Leiterin des Hauses ist eine langjährige Mitarbeiterin der Stiftung, die nicht ihr erstes Haus leitet. „Wir wissen, was wir an Tanja Forderer-Barlag haben“, sagt Köstler. Der Bitte, ihr das Vogtareuther Haus anzuvertrauen, sei man gerne nachgekommen.
„Stärke und
Hoffnung geben“
„Wir wollen den Familien mit Wärme und Zuversicht Stärke und Hoffnung geben, das Angebot der Klinik ergänzen“, sagt Tanja Forderer-Barlag. 380 Familien haben im ersten Jahr in den 21 Appartements im Vogtareuther Haus gewohnt. Bereits das dritte Mal ist Chiara Kaldenbach mit ihrer zweijährigen Tochter Davina derzeit zu Gast in Vogtareuth. „Das Ronald McDonald-Haus war für uns die Rettung“, sagt sie. Zunächst in München, wo die Kleine auf der Kinderintensivstation war, nun in Vogtareuth.
Chiara Kaldenbach ist mit ihrem Partner in Vogtareuth. Es tue gut, hier auch mal abschalten, Kraft tanken zu können. Und sie trifft auf Eltern, die in einer ähnlichen Situation sind, wie sie, die wissen, wie es ihr geht. „Das hat man im Alltag auch nicht so oft.“ Sie genieße den Kontakt zu den anderen Familien und zum Team, wünsche anderen, dass die sich auch so angenommen und wohl fühlen. „Ihr macht dieses Haus zu einem Zuhause“, sagt sie an die Mitarbeiterinnen gewandt, „wir sind dankbar, dass es euch gibt.“