„Grundpfeiler sozialer Arbeit“

von Redaktion

Chris Wunder aus Bad Endorf erhält Bundesverdienstkreuz – Langjähriges Engagement beim BRK

Bad Endorf – „Ohne meine Frau wäre das alles nicht möglich gewesen. Wir waren immer ein Team“, sagt Christoph Wunder. Egal, ob beim Bayerischen Roten Kreuz (BRK) oder als Seniorenbeauftragter der Gemeinde Bad Endorf – beruflich wie privat habe seine Margot ihm immer den Rücken frei gehalten. Das Bundesverdienstkreuz, das er nun erhalten hat, widmet er daher ihr.

Auf den richtigen
Weg gebracht

Der 74-Jährige ist zwar gebürtiger Münchner, hat aber 73 Jahre seines Lebens in Bad Endorf verbracht. Aufgewachsen bei einer Pflegefamilie, merkte er schon früh, dass er sich für Menschen einsetzen möchte. „Mit meiner Pflegemutter hatte ich immer ein sehr gutes Verhältnis. Trotzdem war ich als Jugendlicher auf mich selbst gestellt und hatte viele Menschen um mich, die mich auf den richtigen Weg gebracht haben“, sagt er. Denn jeder habe es selbst in der Hand, wie er sein Leben gestaltet, findet Wunder.

1965 – mit etwa 16 Jahren – hätten er und eine Gruppe Jugendlicher beschlossen, dass Bad Endorf ein Jugendrotkreuz braucht. Dort habe er schon früh gelernt, wie die Arbeit als Rettungssanitäter abläuft. 1966 trat er der Wasserwacht bei. Von 1970 bis 1972 führte ihn sein Weg zur Bundeswehr, wo er im Sanitätsdienst tätig war. „Ich wollte mich beruflich jedoch umorientieren“, erinnert sich Wunder, und arbeitete daher als Kaufmann im Außendienst. Die Erfahrungen aus beiden Bereichen konnte er dann ab 1984 bis zu seinem Renteneintritt 2011 als Berater eines Pharmazie-Herstellers beruflich einsetzen.

Auch dabei lag sein Fokus stets auf der humanitären medizinischen Hilfe. „Ich habe meine Kontakte genutzt und für Hilfspakete für soziale Projekte gesammelt.“ Seien es Hilfslieferungen nach Sri Lanka nach der Tsunami-Katastrophe im Indischen Ozean (2004) oder nach Afrika während der Ebola-Pandemie oder die Unterstützung der Indienhilfe der „Ärzte ohne Grenzen“.

Im Verein „Gomel-Hilfe“ engagierte sich Chris Wunder ab 1997 als Vorstandsmitglied. Der Verein kümmerte sich um die medizinische Versorgung der Bevölkerung in der weißrussischen Stadt Gomel und im Sperrbezirk rund um das ehemalige ukrainische Kernkraftwerk Tschernobyl. Mit den Hilfslieferungen kamen dringend benötigte Medikamente, aber auch Spielsachen direkt bei den Menschen an.

Immer wieder kamen Patienten für lebenswichtige Operationen und Behandlungen auf Initiative der Gomel-Hilfe nach Deutschland. „Ich erinnere mich an einen Mann, der gebückt und geschunden ins Krankenhaus eingeliefert wurde und aufrecht und kerngesund herausspaziert ist.“ Aber auch die Freuden eines anderen jungen Mannes, als er das erste Mal die Stimme seiner Frau gehört hat, nachdem der Verein ihm ein Hörgerät organisiert hatte, blieben Wunder im Gedächtnis.

Ein Großteil seines Engagements galt jedoch seiner Heimatgemeinde und dem BRK. Wunder organisierte Flohmärkte, hielt Nachtwachen und baute mit seiner Frau Margot den Kleiderladen in Bad Endorf auf, in den das Ehepaar über 16000 freiwillige Arbeitsstunden investierte. Auch Margot Wunder trat 1992 dem BRK-Sozialdienst bei und leitet diesen seit dem Jahr 2008. Sein Sohn Benny Wunder ist stellvertretender Bereitschaftsleiter beim BRK. „Unsere Kinder sind damit aufgewachsen. Ich bin sehr stolz auf beide und auf ihren Lebensweg“, sagt der 74-Jährige.

Ab 2007 kümmerte sich Chris Wunder als Seniorenbeauftragter um die Belange der älteren Mitbürger. Von 2018 bis 2020 war er Gemeinderat. Während der Corona-Pandemie übernahm er die Koordination zwischen den Senioren und dem Rathaus. Außerdem organisierte er Einkaufshilfen für Senioren mithilfe der Fußballer vom TSV Bad Endorf.

„Chris Wunder hat hier in Bad Endorf ein wichtiges Netzwerk aufgebaut, das auch uns als Gemeinde hilft, an Bedürftige heranzutreten“, sagt Bürgermeister Alois Loferer. Für viele Bad Endorfer Bürger sei er eine wichtige Vertrauensperson. „Bei ihm weiß man, woran man ist. Er setzt sich immer für andere Menschen ein und versucht, alles möglich zu machen“, so der Bürgermeister. Auch wenn er 2020 alle Ämter niedergelegt hat, bleibt Chris Wunder ein wichtiger Ansprechpartner für Bad Endorfs Senioren. „Er ist nach wie vor präsent und bei vielen Hilfsaktionen dabei“, sagt Loferer.

„Schon etwas
hochgegriffen“

Das soziale Engagement von Chris Wunder und seiner Familie blieb nicht ungesehen: 2019 erhielt das Ehepaar den Sozialpreis des Landkreises Rosenheim. Die goldene Ehrennadel des Bezirks Oberbayern gab es ein Jahr später. Nun folgte das Bundesverdienstkreuz. Als er davon erfuhr, dass er für die Auszeichnung vorgeschlagen wurde, fand Wunder das „schon etwas hochgegriffen“. Gefreut habe er sich aber umso mehr, als im Dezember Post aus dem Staatsministerium kam.

Seit 48 Jahren sind Chris und Margot Wunder verheiratet. Sie haben zwei Kinder: einen Sohn und eine Tochter. „Und drei Enkel“, sagt Chris Wunder. Ihnen will der 74-Jährige einen Großteil seiner Zeit widmen, einfach nur Opa sein. Langweilig werde ihm nicht. „Ich genieße jetzt das Rentnerleben und die Zeit mit den Enkeln. Die Zeit vergeht so schnell.“ Ganz zur Ruhe setzen wird er sich wohl noch nicht. Dafür kennen ihn zu viele Leute.

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