D’Griabinga gehen in die heiße Phase

von Redaktion

Interview Gaufest des Chiemgau-Alpenverbands vom 25. Juli bis 5. August in Hohenaschau

Aschau – Das erste Mal seit 30 Jahren findet in Hohenaschau wieder das Gaufest des Chiemgau-Alpenverbands statt. Vom 25. Juli bis 5. August ist der Trachtenverein D’Griabinga Hohenaschau Ausrichter dieses einzigartigen Festes, welches am Festsonntag mit dem großen Trachtenumzug und Tausenden Trachtlern und Zuschauern ihren Höhepunkt erlebt. Im OVB-Interview informieren Vereinsvorsitzender Claus Reiter und Festleiter Rudi Angermaier über die Vorbereitungen.

Es sind keine 50 Tage mehr bis zum Beginn
des Gaufestes in
Hohenaschau. Wir schaut es denn aktuell in
Hohenaschau aus?

Claus Reiter: Wenn ein großes Jubiläum der Trachtler, der Veteranen, der Feuerwehr oder der Schützen mit einem Festzelt und einer Festwoche im Dorf gefeiert wird, dann meinen viele Leute, das geht ganz von selber. Das Zelt wird 14 Tage vor dem Bieranstich angeliefert, dann kommen 100 junge Männer zusammen und bauen das Zelt auf, 14 Tage fließt das Bier in Strömen und unzählige Portionen Schweinsbraten und Hendl werden vertilgt, und nach dem Ende klopfen sich alle auf die Schulter und freuen sich beim Zeltabbau, dass es so schön war. So einfach ist es nicht!

Was gehört beispielsweise zur Vorbereitung eines solchen Festes?

Rudi Angermaier: Keiner, der sich nicht schon ausgiebig mit der Durchführung eines Fests beschäftigt hat, versteht, dass die Vorarbeiten für ein Gaufest mit 4000 Besuchern und dreimal so vielen Zuschauern mindestens zwei Jahre vor dem Termin beginnen müssen. Bevor der erste Trachtler, der erste Zuschauer oder der erste Musikant ins Zelt kommt, müssen unzählige Genehmigungen eingeholt, Absprachen getroffen und Formulare ausgefüllt werden. Unzählige Besprechungen mit den Behörden vor Ort, mit der Gemeindeverwaltung, mit dem Landratsamt, dem Straßenbauamt und der Tourist-Info sind notwendig. Dazu kommen die Erstellung der geforderten Gutachten, die Gespräche mit der Polizei, der Feuerwehr und dem BRK. Der Verein hat im Vorfeld ein umfangreiches Sicherheitskonzept zu erstellen, in dem Lösungsmöglichkeiten für alle möglichen Ereignisse angeboten werden. Allein dieses Konzept hat den Umfang eines früheren Warenhauskatalogs.

In Hohenaschau war es schon immer Brauch, zu besonderen Anlässen und Festen einen Triumphbogen über die Straße aufzustellen. Dürfen sich die Besucher des Gaufestes darauf freuen?

Claus Reiter: Aschau hat mit seinem Triumphbogen über die Hauptstraße St2093 am Festzelt, der seit den ersten Gaufesten nachgewiesen werden kann, immer ein besonderes Schmankerl. Weder das Straßenbauamt noch die Polizei sind begeistert von diesem Überbau über die Straße, aber der Triumphbogen gehört in Aschau einfach dazu. Die Genehmigung für den Bau liegt uns vor.

Muss die Ortsdurchfahrt für das Gaufest gesperrt werden?

Rudi Angermaier: Die Erlaubnis, die Hauptstraße durch Aschau, die St2093 einen ganzen Tag zu sperren liegt uns jetzt auch vor; wir müssen dazu weiträumig absperren. Die Absperrmaßnahmen und die Beschilderung übernehmen das Staatliche Straßenbauamt und das Land Tirol. Am Festsonntag, 28. Juli, besteht eine Totalsperre der Ortsdurchfahrt für den Durchgangsverkehr. Großräumige Umfahrungen sind von allen Seiten her – aus Frasdorf, Bernau und ab Niederndorferberg – notwendig.

Sind die Besitzer der Flächen, auf denen das Festzelt aufgebaut wird, in die Vorbereitungen eingebunden? Und wie werben Sie bei den Nachbarn um Verständnis für den „Festlärm“?

Rudi Angermaier: Mit den Grundeigentümern des Platzes, wo der Verein sein Zelt aufbauen möchte, erfolgen immer die allerersten Absprachen. Mit der Idee „Wir machen ein Fest“ hat man noch lange keinen Zeltplatz, keinen einzigen Parkplatz, keinen Platz für den Festgottesdienst und keine Möglichkeit für die Durchführung. Freilich sind im Dorf die Möglichkeiten an Zeltplätzen und für den Aufbau der ganzen Organisation nicht unerschöpflich und die betroffenen Grundeigentümer wissen meist schon im Vorfeld, was auf sie zukommen wird, wenn ein Verein ein Gründungsfest ins Auge fasst. Hier heißt es für die Führung des Vereins, Grundherrn und Anlieger frühzeitig mit ins Boot zu nehmen und die entsprechenden Verträge abzuschließen. Betroffen sind durch den Festzeltbetrieb nicht nur die unmittelbaren Nachbarn, sondern auch durch Motorenlärm, Türenschlagen und erhöhtes Verkehrsaufkommen auch die weitere Nachbarschaft.

Wer hat die Schirmherrschaft für das Jubiläumsfest übernommen?

Claus Reiter: Wir haben hier in Aschau das Glück, dass wir seit Generationen von der Familie Cramer-Klett bei jedem Fest unterstützt werden. Das beschränkt sich nicht nur auf die Bereitstellung des Festplatzes und der Parkplätze, sondern auch auf die Unterstützung mit Holz für Stangen, Stempen, Bühnenunterbau, Absperrmaterial bis hin zu frischem Grün aus Latschen und Fichten für die Girlanden und den Schmuck des Zeltes aus den Cramer-Klettschen Forstbetrieben. Wir haben Ludwig Freiherr von Cramer-Klett gebeten, die Schirmherrschaft für das Jubiläumsfest zu übernehmen, und er hat ohne Zögern zugesagt. Er reiht sich damit in die Reihe der ehemaligen Schlossherren von Aschau ein, die alle Feste der Hohenaschauer Trachtler stets nach Kräften und mit hohem persönlichen Einsatz unterstützten.

Ist schon klar, wer den Festgottesdienst hält?

Claus Reiter: Den Festgottesdienst wird uns Barnabas Bögle (OSB), der Abt des Klosters Ettal, zusammen mit unserem Pfarrer Paul Janßen zelebrieren. Eine Abordnung des Festausschusses war zusammen mit Pfarrer Janßen zu einer letzten Abstimmung im Kloster Ettal.

Sind Festzeichen und Festschrift schon fertig?

Claus Reiter: Die Festzeichen für das große Fest und für die einzelnen Veranstaltungen sind weitgehend fertig. Auch das große Geheimnis um die Festschrift wird schon bald gelüftet: Die Unterlagen sind schon in der Druckerei und gehen jetzt in den Druck. Der Verkauf beginnt voraussichtlich ab Ende Juni. Eine kurze Vorstellung erfolgt im Rahmen der Delegiertenversammlung am 27. Juli auf Schloss Hohenaschau.

Wann beginnt
die heiße Phase?

Rudi Angermaier: Der letzte Teil der Vorbereitungen beginnt am Freitag, 12. Juli, wenn das Zelt angeliefert und aufgebaut wird. Hier werden wir noch einmal viele helfende Hände brauchen, ganz egal, von welchem Verein diese Hände kommen. Bis das große Zelt aufgebaut und geschmückt ist, ist viel Arbeit notwendig. Zeitgleich werden alle Vorbereitungen für die Durchführung des Festgottesdienstes getroffen und am Kirchenplatz der Feldaltar aufgebaut. In der heißen Phase vor einem Fest zeigt sich meist die Qualität der Arbeit der Spartenverantwortlichen der letzten beiden Jahre. Zahlreiche Aufgabenfelder wurden an sie vergeben und im kleinen Kreis abgearbeitet. Die Spartenverantwortlichen suchten sich ihre Unterstützer und Helfer selbst und erarbeiteten ihre Aufgaben selbstständig: Seien es die Möblierung des Zeltes für mindestens 4000 Personen oder die Versorgung der Gäste mit Kaffee und Kuchen. Seien es der Aufbau, die Ausstattung und der Betrieb der Bar über die gesamte Festwoche oder die musikalischen Umrahmung eines jeden Tages. Die Bühne im Festzelt, der Festaltar für den Gottesdienst und der Triumphbogen an der Staatsstraße müssen geplant und aufgebaut werden. Dazu müssen im Vorfeld viele Bretter, Balken und Rundhölzer hergerichtet werden. Schließlich müssen noch die Rosserer und die Festwagen ihren Platz finden und dort versorgt werden.

Sind Sie zuversichtlich, dass im Vorfeld an alles gedacht wurde?

Claus Reiter: Wir gehen voller Vertrauen in den Endspurt. Wir haben sehr viele erfahrene Leute mit dabei, die wissen, wie man so ein Fest auf die Beine stellt. Die gesamte Aschauer Dorfgemeinschaft hilft bei solchen Ereignissen vereinsübergreifend und die Jungen lernen dabei, wie sie an verantwortlicher Stelle in den kommenden Jahren die nächsten Jubiläen ihrer Vereine organisieren können. Alle beteiligten Behörden und Institutionen haben kurzfristig gut mitgezogen, vor allem die Gemeinde Aschau hat uns in jeder Hinsicht unterstützt.

Kann der Festausschuss nach dem Bieranstich am 25. Juli entspannen?

Claus Reiter: Oh nein. Vereinsführung, Festausschuss und alle Mitwirkenden haben über die gesamten Zeit vom 25. Juli bis zum 5. August alle Hände voll zu tun. Zu Ende ist das Gaufest und das Jubiläum erst, wenn die letzte im Zelt vergessene Trachtenjoppe ihren Besitzer wieder gefunden hat.

Interview: Heinz Rehberger

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