Mit E-Bike und Kleinkind über die Alpen

von Redaktion

Ana Zirner und Annie Voigt radeln in zehn Tagen von Oberaudorf an den Gardasee

Oberaudorf – „Ich war ehrlich gesagt einfach nur sehr froh und erleichtert, als wir da waren“, sagt Ana Zirner mit ziemlich heiserer Stimme. Über 500 Kilometer von Oberaudorf über Innsbruck, den Reschenpass, Meran, Bozen und Trient nach Arco hat die Oberaudorferin zusammen mit Annie Voigt aus Berlin sowie ihren Töchtern Ada (2) und Nea (16 Monate) zurückgelegt. Das teilweise sehr nasse Wetter, das sie die meisten Tage auf der Tour begleitet hat, ist nicht ohne Folgen geblieben. Am dritten Tag hat es Annie Voigt erwischt und sie musste mit Fieber einen Tag ganz pausieren. Ana Zirner konnte zwar immer weiterradeln, fühlte sich aber auch alles andere als wirklich fit.

Krankheiten
erschweren die Reise

„Aber Gott sei Dank sind die Kinder nicht krank geworden. Wir sind beide immer mit den Kids ins Bett gegangen, um uns jeweils zu erholen“, erzählt Ana Zirner. Die beiden mussten folglich viel spontan entscheiden und waren nicht wie geplant immer gemeinsam unterwegs. „Tatsächlich war für mich das zu viert unterwegs sein auch nicht ganz einfach. Wahrscheinlich, weil ich bisher immer allein unterwegs war, wobei sich das allein bei mir jetzt auf ‚allein mit Ada‘ erweitert hat. Nea ist eine ganze Ecke kleiner als Ada und hat deshalb andere Bedürfnisse. Das habe ich ziemlich unterschätzt“, erzählt Zirner.

„Ja, dank E-Bikes, von denen ich als E-Bike-Neuling echt begeistert bin, war es körperlich keine große Herausforderung, dafür mental umso mehr. Mit einem 16 Monate alten Kind allein ist das doch sehr anstrengend. Da hat man keine ruhigen Momente mal für sich und muss die eine oder andere Krise meistern. Aber insgesamt haben wir das gut hinbekommen und können stolz auf uns sein“, ergänzt Annie Voigt.

Stolz ist Zirner auch auf ihre kleine Tochter Ada, die zwar eine Nacht mal kurz Heimweh hatte, ansonsten aber mit viel Freude dabei war. „Am dritten Tag, wo Annie leider krank war und wir allein Richtung Nassereith unterwegs waren, sind wir durch eine unfassbar schöne Landschaft gefahren und Ada und ich haben die ganze Zeit gesungen, Frère Jacques im Kanon. Ada hat sowieso die meiste Zeit gesungen, auch im Anhänger, das hat mich sehr motiviert. Sie freut sich zwar jetzt auf zu Hause und auf ihren Papa, aber es macht mich unheimlich glücklich, dass sie anscheinend Spaß am Unterwegssein hat.“ Annie Voigt fand die Momente am schönsten, in denen Ana Zirner und sie mal Zeit hatten, gemeinsam ein bisschen durchzuatmen. „Als wir endlich mal bei Sonne in Kaltern durch die Weinberge geradelt sind. Und die Momente am Reschenpass, wo Ana mir ihre Geschichten vom Ortler erzählt hat, das war sehr berührend“, erzählt Voigt.

Mehr Spontanität
wäre schön

Was sie beim nächsten Mal anders machen würden? „Ich würde mir noch weniger Kilometer vornehmen. Jetzt waren es halt doch oft 60 bis 70 Kilometer am Tag. Und ich würde weniger Unterkünfte vorbuchen, um spontaner sein zu können. Zu viert war es diesmal zwar sicher besser, vorzubuchen, das wäre sonst von unterwegs sicher schwierig geworden. Aber zu zweit ginge das sicherlich einfacher. Und es war zwar mit den E-Bikes echt klasse und unkompliziert, aber ich hätte gern mehr sportliche Herausforderung gehabt. Die kann ich jetzt hoffentlich, wenn ich wieder ganz fit bin, beim Klettern in Arco nachholen“, hofft Ana Zirner kurz nach der Ankunft am Gardasee, wo es auch gleich wieder stark zu regnen anfängt, nachdem sie die Zelte aufgebaut hatten.

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