Neubeuern feiert Fairtrade-Siegel

von Redaktion

Inntalgemeinde setzt Schwerpunkt auf Regionalität

Neubeuern – Voller Elan gemeinsam in die nächste Runde – so könnte man umschreiben, was am Samstag, 8. Juni, in Neubeuern stattfinden wird, in der Wachinger Mühle in Winkl. An diesem Tag wird dem Ort die Urkunde als Fairtrade-Kommune übergeben – ein Dreh- und Angelpunkt in der Geschichte jeder FairtradeGemeinde.

Idee weiter
mit Leben füllen

Davor steht nämlich immer die Idee als solche, und der Versuch in Gemeinderat und öffentlichem Leben genügend Mitstreiter zu finden. Ein Bemühen, das nicht immer leicht ist, genau deswegen aber viele Kräfte mobilisiert. Irgendwann aber ist es so weit, die Zertifizierung ist geschafft. Und für alle Beteiligten stellt sich dann die entscheidende Frage: Wie geht es jetzt weiter? Wie kann man verhindern, dass man sich auf dem Erreichten gewissermaßen ausruht, wie Schwung und Elan bewahren, um den Titel Fairtrade-Town tatsächlich mit Inhalt zu füllen?

Dem Leiter der Neubeurer Fairtrade-Steuerungsgruppe, Hubert Lingweiler, muss da aber nicht bang sein. Denn in Neubeuern herrscht ein Geist des „Es gibt was zu tun? Wir sind dabei!“ – das sagt zumindest Bürgermeister Christoph Schneider durchaus mit Stolz über seine Mitbürger. Und so kam und kommt schon jetzt aktive Beteiligung von Vereinen, der Kirche, von den Schulen, von Restaurants und natürlich auch von Geschäften.

Der breite Zuspruch ist sicher auch ein Erfolg einer speziellen Neubeurer Gewichtung: In wohl allen Fairtrade-Kommunen ist man überzeugt davon, dass Fairtrade überall gelten sollte: Eben nicht nur in Übersee, sondern sehr wohl auch regional. Fair ist nur dann wirklich fair, wenn es für alle ohne Ausnahme gilt.

In Neubeuern aber wird der Regionalbezug besonders betont und macht dadurch den Fairtrade-Gedanken ganz konkret. Im kleineren regionalen Rahmen, so meint Hubert Lingweiler, ist eines ganz schnell zu erkennen: Dass der Einzelne über seinen Einkauf mit darüber entscheidet, ob die heimische Landwirtschaft auf Nachhaltigkeit, Tierwohl und die Umwelt zu achten in der Lage ist.

Wer sich diese Wirkung des eigenen Kaufverhaltens aber erst einmal bewusst gemacht hat, für den ist das Prinzip eines fairen Handels auch dann nicht mehr abstrakt, wenn es um Produkte geht, die außerhalb Deutschlands hergestellt werden. Oder um es direkt mit einem Motto der Neubeurer Steuerungsgruppe zu sagen: Global denken, lokal handeln.

Diese Zielsetzung ist offenbar so überzeugend, dass der Weg von der Idee bis zur anstehenden Zertifizierungsfeier in der Inntalgemeinde überraschend kurz war: Im August 2022 wurde die Idee der Neubeurer Grünen im Gemeinderat beraten und einstimmig angenommen. Schon einen Monat danach war die Steuerungsgruppe gegründet und nur ein Jahr später waren alle notwendigen Anforderungen für die Fairtrade-Bewerbung erfüllt.

Natürlich gab es während dieses Prozesses auch hier und da Stimmen, die fragten, wo bei diesem Projekt denn der konkrete Nutzen für die Gemeinde sei, sagt Bürgermeister Schneider und stellt die Gegenfrage: Kann man als Gemeinde nicht für einen Wert an sich einstehen und sich dafür stark machen?“. Solidarität, so betont der Bürgermeister, funktioniert eben nicht, wenn an vorderster Stelle die Überlegung steht „Und was hab ich davon?“

Breite
Zustimmung

Doch wie gesagt: Vorherrschend sind in Neubeuern nicht Zweifel oder Vorbehalte, sondern breite Zustimmung und die Bereitschaft zum Engagement. Deshalb sind Bürgermeister wie Steuerungsgruppe auch voller Optimismus, dass die Zertifizierungsfeier am Samstag, 8. Juni, ab 11 Uhr, ein Fest sein wird, zu dem sich viele Neubeurer einfinden werden. Und wenn man den bisherigen Verlauf als Maßstab nimmt, dann nicht nur um des Feierns willen, sondern auch wegen der Gelegenheit, sich weiter zu informieren und vielleicht sogar selbst weitere Ideen einzubringen.

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