Neues Gipfelkreuz am Riesenberg

von Redaktion

Wie die Frasdorfer Feuerwehr den 200-Kilo-Koloss entwirft, baut und auf 1450 Höhenmeter trägt

Frasdorf – Vom Unwetter zerstört und im Unwetter geboren wurde das Gipfelkreuz am Riesenberg. Die Frasdorfer Feuerwehr brachte das 200 Kilogramm schwere Kunstwerk mit purer Muskelkraft auf den Berg. Wie der Koloss nach oben kam.

Es war Almbauer Hans Wörndl, der seinen Kameraden Ende vergangenen Jahres die Nachricht überbrachte: Nach 60 Jahren war das Gipfelkreuz auf dem Riesenberg dem Unwetter zum Opfer gefallen. 1964 hatte es die katholische Landjugend errichtet. Nun war der Querbalken aus seiner Verankerung gebrochen.

Computergestützt
geplant und gefertigt

In Absprache mit den Waldbesitzern und Almbauern übernahm die Feuerwehr das Kommando für ein neues Gipfelkreuz. Mehrmals war das Orga-Team um Wolfgang Mentzel, Florian Wagner und Max Keil auf dem Gipfel, um Maß zu nehmen. Dann entstanden die ersten Entwürfe in den CAD-Programmen von Konstrukteur Florian. (Das ist eine Software zum computergestützten Erstellen von Zeichnungen und Planen von Produktionsprozessen.) „Dabei haben wir uns von Gipfelkreuzen in der Umgebung inspirieren lassen“, berichtet er.

Leitmotto der
Feuerwehr

Schließlich entschieden sich die Frasdorfer für ein hölzernes Kreuz mit stählernem Strahlenkranz. Zugleich wollten die Kameraden das Leitmotto der Feuerwehren „Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr” auf dem Gipfelkreuz verewigen. Sie entschieden sich für den Schriftzug „Gott zur Ehr“ auf der Vorderseite und das Symbol des Heiligen Florians, des Schutzpatrons der Feuerwehren, auf einer Metallscheibe auf der Rückseite.

Die Frasdorfer Kameraden haben für ihr Herzensprojekt große Unterstützung erhalten. Das Holz für das neue Gipfelkreuz „ernteten“ sie bei einem Unwettereinsatz. Eine Eiche musste von der Straße geborgen werden und wurde schließlich vom Waldbesitzer gestiftet. Bei einem Kameraden von der Nachbarfeuerwehr Umrathshausen wurde sie in Form gesägt. Wolfgang und Leonhard Mentzel hobelten und putzten die Balken. „Immer mit der Unterstützung unserer Kameraden, denn der Längsbalken misst 3,30 Meter und der Querbalken etwa 1,70 Meter“, beschreibt Kommandant Josef Weber die Dimensionen.

Spenglerin Elisabeth Mentzel fertigte das Kupferdach für das Stirnholz an, damit das neue Gipfelkreuz Unwettern trotzen kann. Ein Blitzableiter wurde gebaut. Der historische „Gipfelkreuzbuchhalter“ – ein mit regenfestem Deckel versehener Metallkasten für das Gipfelbuch – wurde sandgestrahlt und frisch gestrichen.

Konstrukteur Florian Wagner überließ nichts dem Zufall. Er übertrug alle Skizzen und Pläne ins computergestützte Fertigungsprogramm CAD. Und so wurden der Strahlenkranz und die Zeichnung des Heiligen Florians von Alex Dichtl in Edelstahl gelasert. Auch der Schriftzug „Gott zur Ehr“ wurde CAD-programmiert, in den Querbalken geschnitten und dann in Brandmalerei gestaltet. Parallel dazu sanierten Kameraden auf dem Gipfel Sockel und Stahlträger.

Kiloschwerer,
mühsamer Aufstieg

Dann stand der schwierigste und zugleich spannendste Akt bevor: Der Transport des mehr als 200 Kilogramm schweren Kreuzes samt Werkzeugen und Stützstangen (Schwaiberl) auf den Riesenberg. Nach einem späten Wintereinbruch Ende April musste der Termin zweimal verschoben werden. Am 11. Mai schließlich machten sich 35 Kameraden auf den Weg. Bis zur Hamberger Alm mit Fahrzeugen, die letzten 500 Meter bis zum Gipfel zu Fuß.

„Jeder von uns hatte etwas zu tragen“, beschreibt Georg Widholzer, der die Aktion mit der Kamera für die Ewigkeit festhielt.

Kreuz wird wie ein
Maibaum aufgestellt

Die beeindruckendsten Fotos entstanden von den Kameraden, die die Kreuzbalken mit Schwerlastschlingen die steilen Berghänge hinauf trugen. „Sie sind schräg gegangen, entlang einer Schneise im Bergwald, durch steiniges Gelände, bis hinauf auf den breiteren Bergrücken des Riesenbergs“, beschreibt Vereinsvorsitzender Benno Voggenauer.

Besonders anspruchsvoll war das Aufstellen. Zwar besteht auf dem Gipfel keine Absturzgefahr. Doch auf engem Raum waren das Platzieren des Längsbalkens im Metallschlitten und das mühsame Aufrichten des 200 Kilogramm schweren Kreuzes mit Schwaiberln eine Herausforderung. Nach 45 Minuten war es vollbracht, und das Kreuz in seiner Verankerung sicher verschraubt. „Alles ohne Komplikationen, denn wir hatten vorher wirklich alles gut durchdacht“, resümiert Kommandant Weber.

Erster Eintrag
im Gipfelbuch

Ein Erinnerungsfoto und die Namen jener 35 Menschen, die am 11. Mai 2024 das neue Gipfelkreuz errichteten, sind die ersten Einträge im neuen Gipfelbuch. Seitdem sind einige dazugekommen. „Viele Menschen bestätigen uns, dass das Gipfelkreuz zur Abendstunde strahlt“, freut sich Weber. Der Wunsch der Frasdorfer Feuerwehr ist in Erfüllung gegangen: Sie wollen mit dem Gipfelkreuz ihre Heimat und die Berge ehren sowie einen schönen Anlaufpunkt für Wanderer schaffen. „Und auch wir haben jetzt einen Ort, den wir nach schweren Einsätzen aufsuchen können“, sagt der Kommandant.

Pfarrer Overmeyer segnet Gipfelkreuz

Am Pfingstmontag wurde das neue Gipfelkreuz auf 1450 Metern Höhe von Pfarrer Hermann Overmeyer feierlich gesegnet. Etwa 200 Menschen waren auf den Riesenberg gekommen, um der Messe beizuwohnen. Darunter waren auch viele Senioren, die die Errichtung des alten Gipfelkreuzes 1964 schon miterlebt hatten. Die Feuerwehr Frasdorf lud die Besucher zu Grillfest sowie Kaffee und Kuchen auf der Hamberger Alm ein.

Die schönsten Fotos der Aktion finden Sie auf ovb-online.de.

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