Flintsbach – „Sowas sieht man sonst nur im Fernsehen”, meint Eva Bishop, als sie auf die Erlebnisse in Flintsbach angesprochen wird. Am Montagabend, zwischen 18 und 19 Uhr, klingelte es an ihrer Haustür. Zwei junge Feuerwehrleute standen dort und erklärten freundlich, aber bestimmt, dass „alle Lebewesen“ aus dem Haus evakuiert werden müssen. Der Grund: Der Hang zum Petersberg und zur Hohen Asten war aufgrund des Unwetters ins Rutschen geraten und bedrohte alle Anwohner unterhalb der Burgruine Falkenstein.
50 Flintsbacher müssen raus
„Alle Lebewesen” bedeutete in dem Fall, dass Ehepaar Bishop und ihr Labrador aus dem Haus gebracht und zusammen mit allen Anwohnern der Falkensteinstraße, des Schloßbergwegs, des Anton-Rauscher-Wegs und zum Teil auch der Kufsteiner Straße zum Gasthof Falkenstein gebracht wurden. Dort kümmerte sich ein überraschter Gastwirt um die rund 50 unerwarteten Gäste. „Eigentlich hatten wir Ruhetag und deswegen gar kein Personal”, sagt Geschäftsführer Markus Schwaiger. Doch der Wirt reagierte schnell und brachte die Flintsbacher zunächst in seiner Gaststube unter. „Dort saßen wir bis circa 21 Uhr zusammen”, berichtet Bishop. Die Stimmung sei dabei erstaunlich ruhig gewesen. Da Feuerwehr und Polizei immer freundlich und hilfsbereit gewesen wären und „fantastische Hilfe” geleistet hätten, sei nie so etwas wie Panik aufgekommen. „Auch wenn es natürlich ein absolut surreales Erlebnis war”, meint die gebürtige Rosenheimerin, die seit 2004 in Flintsbach lebt.
Am späteren Abend kamen der Flintsbacher Bürgermeister Stefan Lederwascher und Karin Walter, Leiterin der Polizeiinspektion Brannenburg, in den Gasthof Falkenstein und erklärten den Betroffenen, dass sie heute nicht in ihre Häuser zurückkehren könnten. „Daraufhin haben alle versucht, irgendwo unterzukommen”, meint Bishop.
Sie selbst fand in Rosenheim bei ihrer Schwester Unterschlupf und schlief dort „sehr spät, aber gut” ein. Rund 15 Anwohner, die keine Bekannten oder Verwandten in der Region hatten, blieben im Gasthof Falkenstein. Da sich das Wetter über Nacht stabilisierte, konnten die meisten bereits einen Tag nach der Katastrophe zurückkehren. Allerdings musste laut Bürgermeister noch geklärt werden, inwieweit noch die Gefahr eines weiteren Hangrutsches besteht. „Die meisten konnten jedoch am Dienstagnachmittag wieder in ihre Häuser zurück”, sagte der Rathauschef.
So auch Eva Bishop, die erleichtert feststellte, dass ihr Haus von dem Geröll verschont geblieben war. „Wir hatten wirklich Glück. Alles ist heil geblieben”, sagt sie. Auch ihre direkten Nachbarn scheinen halbwegs glimpflich davon gekommen zu sein. Einzig im Anton-Rauscher-Weg, wo die Gerölllawine entlang schoss, gebe es noch einiges zum Aufräumen.
„Wahnsinn, wie die uns geholfen haben“
Was Bishop sofort auffiel: „Wie sauber das hier schon wieder alles ist.” Demnach hätten die „jungen Leute von der Feuerwehr” ganze Arbeit geleistet und alle Straßen wieder in einen guten Zustand gebracht. „Wirklich ein Wahnsinn, wie die uns hier geholfen haben”, sagt Bishop, die nach ihrem „surrealen Erlebnis“ nun wieder „in die Normalität” zurückkehren möchte.