„Sind weder undankbarnoch unverschämt“

von Redaktion

Hochwasseropfer beklagen mangelnde Hilfe der Gemeinde

Raubling – „Man kann nur den Kopf schütteln“, sagt eine Raublingerin, die anonym bleiben möchte. Sie war – wie viele andere im Ort – enorm vom Hochwasser der vergangenen Woche betroffen. Doch ihr Entsetzen gilt nicht dem Hochwasserschaden selbst, sondern vielmehr den Aussagen des Raublinger Bürgermeisters Olaf Kalsperger. Dieser hatte sich nach den massiven Überschwemmungen in den OVB-Heimatzeitungen geäußert und gesagt, dass in seiner Gemeinde „unmögliche Dinge verlangt“ würden. Konkret sprach er von der Forderung nach Containern für vom Wasser zerstörte Möbel und Co. Man könne nicht jedem einen Container vor die Haustür stellen, so der Bürgermeister.

Für Betroffene absolut unverständlich. In einer lokalen Facebook-Gruppe machten sich die Raublinger Luft. „Es ist schlimm! Warum hilft die Gemeinde nicht?“, schreibt die zuvor erwähnte Raublingerin zu einem Foto aus dem Enzianweg, auf dem große Mengen Sperrmüll zu sehen sind, die in einer Einfahrt lagern. Dort sind zwei Häuser nicht mehr bewohnbar, sie müssen kernsaniert werden, erklärt sie. „Es ist einfach nur traurig, zu sehen, dass sich außer der Freiwilligen Feuerwehr Raubling und den Feuerwehrlern aus Tirol, keiner um uns gekümmert hat“, schildert sie gegenüber dem OVB.

„Wir waren einfach nur verzweifelt. Existenzen sind bedroht“, sagt sie. Umso schlimmer waren für sie die Kommentare, die sie unter ihrem Hilferuf in den sozialen Medien erhalten hat. Sie spricht von Anfeindungen – deshalb möchte sie anonym bleiben. Auch, um ihre Familie zu schützen. „Dieser Mangel an Empathie ist erschreckend“, erzählt sie. „Wir sind weder undankbar noch unverschämt. Wir waren einfach nur verzweifelt und hilflos“, sagt die Raublingerin. Sie möchte sich außerdem ausdrücklich beim Bauhof Raubling und beim Land Tirol für die Unterstützung bedanken.

Unter dem Beitrag in der Facebook-Gruppe ist eine Diskussion entfacht. Es werden Fragen aufgeworfen, inwiefern die Gemeinde hier unterstützen muss. Untätig waren Kalsperger und der Gemeinderat allerdings nicht. Die Öffnungszeiten des Bauhofs wurden verlängert und Anwohner aus betroffenen Hochwasser-Gebieten können ihren Sperrmüll gratis entsorgen. Die Betroffenen aus dem Enzianweg konnten durch „Glück und Zufall“ einen 40-Tonnen-Container organisieren, der von vier Häusern gemeinschaftlich befüllt wurde.

Doch bei den Raublingern hat sich nicht nur Entsorgungs-Frust angestaut. Es wird massive Kritik an der Gemeinde laut. Diese habe den Hochwasserschutz in den vergangenen Jahren verschlafen. „Passiert ist nichts“, ärgert sich eine Anwohnerin. „Es macht so wütend.“ Der Bürgermeister erklärte hingegen den OVB-Heimatzeitungen, dass bereits seit Jahren an Maßnahmen gearbeitet werde. Diese seien jedoch mit Genehmigungsverfahren und Zustimmungen von Grundstückseigentümern verbunden. Dadurch ziehe sich der Ausbau des Hochwasserschutzes in die Länge. Patricia Huber

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