Amerang/Schonstett – „Mittendrin und nicht nur dabei“ – hier setzt die Idee der Erlebnisgottesdienste von Agnes Altermann an. Seit 2018 ist sie Gemeindereferentin im Pfarrverband Amerang und Seelsorgerin mit Leib und Seele. Die katholische Kirche bietet dafür den passenden Rahmen.
Doch nur die Menschen könnten ihn mit Leben füllen, sagt die vierfache Mutter. Dafür beschreitet sie auch gerne ungewohnte Pfade. Die Gesellschaft sei im stetigen Wandel, und so müsse auch die Kirche neue Wege gehen, um die Menschen zu erreichen.
Dazu wolle sie das Wort Gottes erlebbar machen. Das habe Bestand, denn die Frohe Botschaft sei auch nach 2000 Jahren noch aktuell.
Hinführung zur aktiven Teilnahme
Nur die Liturgie müsse sich mehr den Bedürfnissen der jeweiligen Zeit anpassen, sagt die Gottesfrau mit voller Überzeugung. Das habe nichts mit Aktionismus zu tun, und auch der „Fun-Charakter“ stehe nicht im Vordergrund.
Vielmehr seien Erlebnisgottesdienste eine Hinführung zur aktiven Teilnahme an der Eucharistiefeier im Erleben und Erlernen der Liturgie in kind- und jugendgerechter Atmosphäre. Das mache Sinn, da immer mehr Menschen keine gottesdienstlichen Grunderfahrungen mitbrächten und diese so auch für die nachwachsende Generation verloren gingen.
Mit ihrem innovativen Konzept hat die Religions- und Pastoraltheologin im Erzbischöflichen Ordinariat überzeugt und eine Halbtagsstelle für Erlebnisgottesdienste im Raum Wasserburg zugewiesen bekommen. Insgesamt sieht die Erzdiözese bis zu 75 Stellen für innovative Ideen im aktuellen Stellenplan vor. Daneben ist Agnes Altermann noch Seelsorgerin im Pfarrverband Amerang und im Caritas-Haus Schonstett.
„Ich bin kirchlich sozialisiert aufgewachsen. Diese Werte möchte ich nicht nur in der eigenen Familie weitergeben“, sagt die gebürtige Attelerin, die nach verschiedenen Praktika als Religionslehrerin und im Pastoraldienst festgestellt hat, dass sie am liebsten als Seelsorgerin vor Ort arbeitet.
Und hier möchte sie etwas bewegen. Bei ihren Gottesdiensten erlebt sie viel Zustimmung. „Viele sind dankbar dafür, dass eine Frau da vorne steht, die in ihre Predigten ihren eigenen Hintergrund miteinfließen lässt“, erzählt die engagierte Christin. Letztlich gehe es darum, die Menschen wieder für die Glaubensgemeinschaft zu begeistern. Erlebnisgottesdienste eröffneten dafür neue Möglichkeiten. Eingebettet in einen Wortgottesdienst schaffen sie Vertrautheit. Der Einstieg erfolgt jedoch, quasi als eine Art Stuhlkreis, ganz individuell mit einer auf das alltägliche Leben heruntergebrochenen Erfahrung.
Bereits hier sind die Teilnehmer eingeladen, in die dialogische Struktur der Liturgie einzutreten, indem sie selbst erleben, gerufen zu sein und eine Gemeinschaft zu bilden. Beispielsweise mit einer erlebnispädagogischen Übung wie bei der Balance über eine Slackline, die mit der Hilfestellung anderer Anwesenden klappt oder der Sprung in ein Netz, dass von der Gemeinschaft gehalten wird oder viele Knoten eines Seils, die gemeinsam gelöst werden. In einer anschließenden Reflexion werden aus dem Erlebnis zum Beispiel Kyrie-Rufe und ein Eröffnungsgebet.
„Liturgie steht immer in Spannung zwischen der Tradition, mit der Herausforderung nicht zur Stagnation zu kommen, und der Freiheit, die jedoch nicht übersehen darf, dass der Grund für jede Art von Gottesdienst immer der gleiche ist: Nämlich Gott selbst, der mit dem Menschen in Dialog tritt“, erklärt Agnes Altermann.
Für die Erlebnisgottesdienste ergibt sich daraus, dass die Struktur der Liturgie, die über Jahrhunderte gewachsen ist und sich bewährt hat, zumindest in ihren Grundzügen übernommen wird. Dem dadurch gewährleisteten Wiedererkennungswert komme gerade in der aktuell schnelllebigen Zeit große Bedeutung zu. „Der immer gleiche äußere Rahmen führt mit der Zeit zu Vertrautheit und innerer Ruhe und wirkt entlastend auf die Teilnehmer“, betont Altermann.
Der Erlebnisgottesdienst sei ein offenes, einladendes Angebot, das Freude mache, die Korrelation zwischen der eigenen Existenz und dem Evangelium zu erleben und zum Nachdenken und Entdecken der Sinne anrege. Im Gottesdienst sollen Bibelstellen wie: „Im Sturm bin ich für euch da“, nicht nur gepredigt, sondern für die Menschen erlebbar werden.
Im gesamten
Raum Wasserburg
„Ich freue mich schon darauf, meinen neuen pastoralen Ansatz im gesamten Raum Wasserburg umzusetzen“, sagt Agnes Altermann. Interessierte Pfarrgemeinden könnten sich jederzeit melden.
Derzeit seien schon einige Projekte am Laufen wie beispielsweise ein Lagerfeuergottesdienst im Pfarrverband Amerang, ein Erlebnisgottesdienst für die Ministranten aus Pfaffing während ihrer Mini-Freizeit oder in Rott als Auftakt der Romwallfahrt.