Stephanskirchen – „Wir alten Haidholzer!“ Die Freude war groß, als sich einstige Schulkameraden wieder trafen. Doch auch, wenn man es vermuten könnte, es war kein Klassentreffen. Nach einem arbeitsreichen Leben feierten sie ein zweites Mal so etwas wie einen Schulanfang. Wie auch das Team von Ivanka Jokic. Am vergangenen Donnerstag wurde die Tagespflege im neuen Senioren-Quartier in Stephanskirchen eröffnet. Und das feierten nicht nur die Senioren, die hier künftig ihre Tage aktiv und in Gesellschaft verbringen können, sondern auch die Mitarbeiter, die bei „Pur Vital“ eine neue Tätigkeit aufgenommen haben.
Im Alter aktiv und
in Gesellschaft leben
Geschäftsführer Markus Mittermeier ist glücklich, dass endlich Leben ins Senioren-Quartier kommt. Seit Anfang Juni ziehen die ersten Mieter in ihre Wohnungen an der Haidenholzstraße ein. Einige von ihnen sind auch unter den Gästen der Tagespflege-Eröffnungsparty. Genau so hatte er sich die Verknüpfung der Angebote des Seniorenwohnens vorgestellt. „Wir wollen betagte Menschen aus der Einsamkeit holen und ihnen die Möglichkeit bieten, den Tag aktiv und in Gesellschaft zu verbringen.“
Auch ein Angebot für Nachbargemeinden
Christina Landshammer ist begeistert von der Idee: „Meine Mutter hat hier eine barrierefreie Wohnung bezogen. Mit großem, rollstuhlgerechtem Bad, mit Wohn- und Schlafzimmer, Terrasse, Fußbodenheizung und Umluft. Sie hat ihr eigenes Reich, und wenn sie Lust hat, findet sie in der Tagespflege Gesellschaft.“
Die Tagespflege ist nicht nur für die Kombination mit Betreutem Wohnen gedacht, sondern auch für Senioren, die bei ihren Angehörigen leben. „Wenn die Kinder in der Arbeit sind oder die pflegenden Angehörigen eine Pause brauchen, wissen sie ihre Eltern oder Partner in einer Tagespflege in guten Händen“, umreißt Mittermeier das Modell. Die Senioren werden mit barrierefreien Kleinbussen am Morgen daheim abgeholt und am Nachmittag wieder nach Hause gebracht. Ganz egal, ob sie in den Gemeinden Stephanskirchen, Rohrdorf, Riedering, Bad Endorf, Söchtenau, Vogtareuth, Prutting oder der Stadt Rosenheim wohnen. „Den Tagessatz der Tagespflege und die Fahrtkosten trägt ab dem Pflegegrad 2 die Pflegekasse, der Eigenanteil unserer Gäste liegt bei knapp unter 30 Euro pro Tag“, erklärt Mittermeier die Finanzierung.
Ein überzeugendes Konzept
In der neuen Tagespflegeeinrichtung in Stephanskirchen gibt es 20 Plätze. Künftig soll sie von Montag bis Freitag von 7.30 bis 16.30 Uhr öffnen. Doch jetzt wurde erst einmal Einweihung oder besser gesagt Schulanfang gefeiert. Auch Pflegedienstleiterin Ivanka Jokic gehört zu den Neuen. In den vergangenen Jahren pendelte sie täglich nach München zur Arbeit. „Ich hatte einen guten Job, habe mir über einen Wechsel gar keine Gedanken gemacht“, erzählt sie. Bis sie vom neuen Seniorenquartier hörte: „Betreutes Wohnen, Tagespflege, zwei ambulant betreute Wohngemeinschaften, ein mobiler Pflegedienst und ein öffentliches Café in einem Quartier – das ist ein tolles Konzept.“ Und so bewarb sie sich nach 32 Jahren als Krankenschwester, Altenpflegerin in der ambulanten und stationären Pflege, Einrichtungsleiterin, gerontopsychiatrische Fachkraft, Praxisanleiterin und Qualitätsmanagerin für das Projekt.
Geschäftsführer Markus Mittermeier hätte es gar nicht besser treffen können: „Sie ist die wichtigste Frau im Hause“, ist er dankbar für „die geballte Kompetenz und Innovationskraft“, die Jokic mitbringt. Sie wiederum kann jetzt mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren, denn ihr Wohnort Prutting ist nur drei Kilometer entfernt. „Dadurch gewinne ich drei Stunden Lebenszeit“, sagt sie strahlend. „Wir wollen hier alles gemeinsam aufbauen“, beschreibt die Pflegedienstleiterin. Zur Tagesstruktur gehören neben Frühstück und Kaffeetrinken auch ein gemeinsam zubereitetes Mittagessen.
Hochbetagt und mittendrin im Leben
„Zudem fördern wir mit verschiedenen Beschäftigungs- und Bewegungsangeboten die motorischen, kognitiven, sozial-kommunikativen und alltagspraktischen Fähigkeiten unserer Gäste“, beschreibt sie das MAKS-Therapieangebot. „Ziel ist es, die Selbstständigkeit der Senioren und damit auch ihre Lebensqualität möglichst lange zu erhalten.“
Die Küche ist das Herzstück der Tagespflege inmitten des geräumigen Aufenthaltsraumes. Auch Ruhe- und Therapieräume gehören dazu. Im Bau sind noch die große Terrasse, der grüne Park des Seniorenzentrums und ein Garten mit Hochbeeten. Direkt nebenan eröffnet am Dienstag, 18. Juni, ein öffentliches Café-Bistro „Wuid“ – auch das gehört zur Idee eines belebten, generationenübergreifenden Quartiers.
Nach der Premiere wird das Angebot entsprechend dem Bedarf bis auf fünf Wochentage erweitert. In der laufenden Woche ist heute und am Donnerstag, 20. Juni, geöffnet. Auf die Eröffnung stießen die alten und neuen Haidholzer mit einem Glas Sekt an. „Den wird es bei uns öfter geben“, kündigt Jokic an, denn „auch feiern werden wir hier gern.“