Nußdorf – Der heftige Starkregen Anfang Juni hat das Gemeindegebiet von Nußdorf stark getroffen und massive Schäden hinterlassen. Nach intensiven Aufräumarbeiten konzentrieren sich die Bemühungen nun auf die Beseitigung der Schäden, die von den Wildbächen Wimmergraben, Steinbach, Entbach und Breitner Bach verursacht wurden.
200 Liter Wasser
pro Quadratmeter
In der jüngsten Gemeinderatssitzung war Dipl.-Ing. (FH) Josef Hamberger vom Rosenheimer Wasserwirtschaftsamt zu Gast, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Hamberger erläuterte die besondere Situation Anfang Juni: „Der katastrophale Starkregen am 3. Juni traf auf Böden, die aufgrund vorangegangener Niederschläge bereits stark aufgeweicht waren und kaum noch Wasser aufnehmen konnten. Innerhalb von 72 Stunden fielen bis zu 200 Liter Niederschlag pro Quadratmeter, was direkt abfloss und immense Schäden verursachte. Unterm Strich kann man sagen, wir hatten es mit einem Niederschlagsereignis zu tun, größer als ein hundertjährliches Ereignis“, resümierte Hamberger.
Seit 2020 begleitet er als Projektleiter des Wasserwirtschaftsamts die Umsetzung der Hochwasserschutzmaßnahmen am Steinbach. „Dort, wo der Hochwasserschutz bereits umgesetzt war, sind nach erster Bestandsaufnahme nur kleine Schäden entstanden.“
Anders sieht es im Mühltal aus, besonders bei der Gemeindeverbindungsstraße zwischen Nußdorf und Samerberg. Diese wichtige Straße, die auch von vielen Naherholungssuchenden genutzt wird, ist an vielen Stellen unbefahr- und unbegehbar. „Die Schäden im Mühltal sind eine Kombination von Unterspülungen der Straße, Auflösung von Bachverbauungen und Hangabrutschen“, erklärte Hamberger. „Der Steinbach verließ sein Bett und war zeitweise deutlich höher als das Straßenniveau. Der vorgeschaltete Rechen, der Wildholz und Geschiebe anlagern soll, war voll und überlastet. Es kamen viele Baumstämme angeschwommen, und das war dann schon beängstigend.“
Der Gewässerexperte schätzt das Mühltal als „labiles Gebiet“ ein. Nach ersten Einschätzungen müssen hier nicht nur die Schäden an der Verbauung gerichtet, sondern auch zusätzliche Schutzverbauungen vorgenommen werden. Die Gemeinde Nußdorf hat bereits Fördermittel beantragt. Bürgermeisterin Susanne Grandauer bemerkte: „Dieses Jahr und auch im kommenden Jahr sehe ich uns noch nicht über die Mühltalstraße fahren, da zunächst die Arbeiten durch das WWA am Steinbach erledigt werden müssen. Parallel dazu müssen Hangverbauungen geplant und durchgeführt werden, wobei hier die Finanzierung vorab geklärt werden muss. Erst dann kann die Gemeindeverbindungsstraße wiederhergestellt werden.“
Auch an anderen Bächen gab es Probleme. Der Kiesfang am Breitner Bach funktionierte, war jedoch schließlich erschöpft. „Die Schäden dort sind eher gering, aber der Geschiebeeintrag hat den Abflussquerschnitt verlandet“, erklärte Hamberger.
Der Entbach, ein ausgebauter Wildbach, der in der Unterhaltslast des Wasserwirtschaftsamtes liegt, ist zwischen Ramsau und Entbach aus seinem Bachbett getreten, da das Geschiebe die Verrohrung an der Anliegerstraße in der Ramsau verstopfte. Ab dieser Verrohrung liegt die Unterhaltslast beim Gemeindegebiet.
In der Folge ergossen sich Wasser, Geschiebe, große Steine und Holz über die Betonstraße aus Richtung Ramsau und weiter über den Entbachweg in Richtung Steinbach. Dies führte zu Überflutungen am Entbach und an der Neubeuerer Straße, bis schließlich ein Schutzwall in der Neubeuerer Straße aufgeschüttet werden konnte.
Kurzfristige Sanierungsmaßnahmen umfassen das Auffüllen der Beton- und Asphaltunterspülungen, die Wiederherstellung der Bankette und die Sicherstellung der Wasserführung. Mittelfristig sind kostenintensive Maßnahmen geplant, darunter die Erneuerung der Straße samt aller Versorgungsleitungen sowie die Installation einer entsprechend dimensionierten Verrohrung.
Über den Wimmergraben wurden enorme Geschiebemengen über landwirtschaftliche Flächen bis auf die Gemeindestraße verfrachtet. „Hier muss zunächst der installierte Rechen geräumt werden“, sagte Bürgermeisterin Grandauer. „Entsprechende Anschreiben der Anlieger haben wir bereits an das Wasserwirtschaftsamt weitergeleitet.“ Nachdem sich das Wasserwirtschaftsamt ein erstes Bild vom Schadensumfang gemacht hat, werden alle bekannten Schäden aufgelistet und eine grobe Kostenschätzung für die Wiederherstellung vorgenommen.
Fluss holt sich
seine Gebiete zurück
„Die Kosten für die vordringlichen Reparaturen im gesamten Einzugsgebiet schätzen wir auf rund sechs Millionen Euro“, so Hamberger. Gespräche zur Finanzierung mit den zuständigen Ministerien stehen in den nächsten Tagen an. Möglicherweise muss an einigen Stellen auch eine weitere Verbreiterung des Flussbetts erfolgen. „Wenn man auf die Flurkarte schaut, dann hat sich der Steinbach das wieder zurückgeholt, was ihm früher schon mal gehört hat“, merkte Hamberger an.
In Nußdorf wurden bereits erste Arbeiten durchgeführt, da das Gewitterpotenzial weiterhin hoch ist und kurzfristig Hochwasserlagen nicht ausgeschlossen werden können. „Selbst kleiner Gewitterregen lässt die Pegel derzeit schnell steigen“, warnte Hamberger.