Höllisch gute Premiere für „Die Teufelsbraut“

von Redaktion

Publikum feiert symbolträchtige Inszenierung mit stürmischem Applaus und Beifallsrufen

Flintsbach – Am vergangenen Samstagabend wurde das Flintsbacher Volkstheater Schauplatz einer außergewöhnlichen Premiere: Mit viel Hingabe und Begeisterung präsentierte das Ensemble die Komödie „Die Teufelsbraut“ und erntete dafür tosenden Applaus. Das Publikum war von der ersten Minute an gefesselt, nicht zuletzt dank des hervorragenden Spiels der Schauspieler, des durchdachten Bühnenbilds und der beeindruckenden Arbeit von Maske und Garderobe.

In Franz Kranewitters Komödie „Die Teufelsbraut“ entschließt sich der Teufel, den strengen Regeln der Hölle zu entkommen und als Tourist nach Bayern zu reisen, um dort ein wenig Erholung zu finden. Doch statt Ruhe findet er das charmante Landmädchen Lisi Unterrainer, in das er sich prompt verliebt. Mit teuflischen Tricks versucht er, sie für sich zu gewinnen, doch ihr geliebter Hansl macht ihm einen Strich durch die Rechnung und verpasst ihm eine saftige Abreibung. Trotzdem gelingt es dem Teufel, Lisi in die Hölle zu entführen, wo sie sich jedoch schnell behauptet und eine kleine Revolution anzettelt. Das recht selten aufgeführte Stück stellt einen faszinierenden Kontrast zwischen der ländlichen Idylle Bayerns und der düsteren Herrschaft der Hölle dar. Während die bayerischen Charaktere im Dialekt sprechen, verwenden die höllischen Figuren gehobenes Schriftdeutsch. Ursprünglich in regionalem Tiroler Dialekt geschrieben, wurde der Text für das Flintsbacher Ensemble angepasst, um den örtlichen Gegebenheiten gerecht zu werden, ohne den authentischen Charme zu verlieren.

Die Besetzung der Rollen war ein Volltreffer, und die Schauspieler meisterten die Herausforderungen des Stücks mit Bravour. Baron Lüftel, alias Beelzebub, gespielt von Robert Nitsche, brillierte mit seiner teuflischen List und Verführungskraft. Seine Bühnenpräsenz und Vielseitigkeit machten ihn zum unbestrittenen Star des Abends. Jede seiner Bewegungen und jedes Wort waren perfekt abgestimmt, sodass er das Publikum förmlich in seinen Bann zog.

Sein Kammerdiener Stoffel, humorvoll und naiv dargestellt von Florian Wilhelm, sorgte mit seinen hinterlistigen und mehrdeutigen Sprüchen für herzhafte Lacher und bot einen erfrischenden Kontrast zu den düsteren Figuren. Besonders beeindruckend war, wie beide Schauspieler die Szenen durch ihre angepasste Sprechweise und ausdrucksstarke Mimik und Gestik unterstrichen.

Christine Wilhelm als Satania, die manipulative Mutter von Beelzebub, überzeugte mit intensiver Darstellung und brachte die komplexe Beziehung zu ihrem teuflischen Sohn auf den Punkt. In der Rolle des Landmädchens Lisi verkörperte Kathi Kraus mit ihrer liebenswerten Art die Unschuld und den Mut, die diese Figur auszeichnet. Die besondere Herausforderung für Kraus bestand darin, die Tiefe und Emotionalität dieser Figur glaubwürdig darzustellen, was ihr mit einer feinen Balance aus Naivität und innerer Stärke meisterhaft gelang.

Als eine listige und vielschichtige Gestalt verkörperte Marinus Astner den Tod, der bereit ist, für Geld alles zu tun und dabei Lisi Unterrainer mit List und Tücke ins Teufelsreich zu locken. Er musste eine feine Abstimmung zwischen bedrohlicher Autorität und verführerischem Charme finden, um die zwielichtige Natur des Todes überzeugend darzustellen.

Marius Reitberger als Hansl zeigte eindrucksvoll die Entschlossenheit und Leidenschaft eines jungen Mannes, der für seine Liebe kämpft. Toni Obermair als höllischer Hofprediger Pater Cujonazl rundete das Ensemble ab und brillierte in seiner Rolle mit einer Mischung aus Autorität und diabolischem Charme.

Die Szenerie lebte von fein abgestimmten Nuancen, die die düstere Atmosphäre des Stücks perfekt einfingen und zugleich Platz für humorvolle Akzente schufen. Das Zusammenspiel aller Darsteller war ein wahrer Genuss und spiegelte die hervorragende Teamarbeit wider. Dafür erhielten die Flintsbacher Mimen zahllosen Szenenapplaus von einem faszinierten Publikum.

Insgesamt stehen 27 Schauspieler im Laufe des kurzweiligen Abends auf der Bühne. Die Aufführung erfährt ein Déjà-vécu, denn schon 1980 sorgte „Die Teufelsbraut“ für einen unterhaltsamen Abend auf der Bühne des historischen Theaterstadls in Flintsbach.

Doch nicht nur auf der Bühne, auch hinter den Kulissen lief alles wie am Schnürchen. Das gut durchdachte Bühnenbild, die kreative Beleuchtung und die detaillierten Kostüme trugen entscheidend zur gelungenen Inszenierung bei. Die Garderobe schaffte es, die Persönlichkeiten der Charaktere durch ihre kunstvolle Arbeit zum Leben zu erwecken, während die Maskenbildner mit viel Fingerspitzengefühl die dämonischen Züge der Teufel hervorhoben.

Der Premierenabend wurde durch die musikalische Untermalung perfekt abgerundet, die die verschiedenen Stimmungen des Stücks meisterhaft einfing und die emotionale Tiefe der Handlung unterstrich.

Spielleiter Martin Obermair gelang es, eine dichte und symbolträchtige Inszenierung auf die Beine zu stellen. Mit viel Kreativität und Hingabe führte er Regie und sorgte dafür, dass die Premiere zu einem unvergesslichen Erlebnis wurde.

Nach dem Schlussvorhang erfüllte das Publikum den Theaterstadl mit einem stürmischen Applaus und lautstarken Beifallsrufen, um seine Anerkennung für die herausragende Darbietung des gesamten Ensembles auszudrücken.

Noch bis Mitte August haben Theaterfreunde die Gelegenheit, die humorvolle und gesellschaftskritische Komödie im historischen Theaterstadl von Flintsbach zu erleben. Karten gibt es auf www.volkstheater-
flintsbach.de oder unter Telefon 08034/8333. Volker Steffenhagen

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