Rohrdorf – „Mama, ich möchte Tuba lernen!“ Wer von seinem Kind mit diesem Wunsch konfrontiert wird, mag seufzen.
Doch in Rohrdorf ist das nicht der Fall. Dort legt die Musikkapelle ganz großen Wert auf ihre Nachwuchsförderung und hat deshalb kindgerechte Instrumente von der Querflöte bis zur Tuba. Die Chance, das Instrument zu lernen, gibt es ebenfalls – in der Grundschule wird für die dritte und vierte Jahrgangsstufe eine Bläserklasse angeboten.
Bläserklasse startet
im September
Wer von den Eltern oder den Kindern nun wissen wollte, ob dieses Angebot, das im September wieder mit dem neuen Schuljahr startet, etwas für einen wäre, konnte beim Musikheim vorbeischauen. Dort bestand für alle derzeitigen Zweitklässler die Gelegenheit, die Instrumente unter fachkundiger Anleitung auszuprobieren. Die Bläserklasse, so sagt Martin Grick, Vorstand der Rohrdorfer Musik, ist die ideale Möglichkeit, um auszutesten, ob es sich bei dem Wunsch, ein Instrument zu lernen, tatsächlich nur um ein Strohfeuer handelt, oder ob dauerhaftes Interesse dahintersteckt. Ist dem so, können die Kinder nach der Grundschule zu den „Mimukas“, den Minimusikanten wechseln, die dann eigene Auftritte haben. Bleibt man auch da am Ball, geht es später, wenn man das bronzene Leistungsabzeichen hat, zur Jugendkapelle, bis man im Alter von 18 Jahren schließlich zu den Erwachsenen wechseln kann. So eine Karriere, sagt Martin Grick, durchlaufen natürlich nur wenige von denen, die in der Grundschule starten, „es sind vielleicht zehn Prozent.“ Denn bis dahin sind gut zehn Jahre im Leben eines jungen Menschen vergangen, in denen dieses mehrfach auf den Kopf gestellt wird: Pubertät, erste Liebe, Berufswahl, Ausbildung oder Studium – alles Einschnitte, die im „Ich“ oft keinen Stein auf dem anderen lassen. Kurz – ein Mensch ist mit 18 Jahren nicht mehr der, der er mit sechs oder sieben war. Von daher ist es eher schon ein Wunder, dass es überhaupt junge Erwachsene gibt, die ihrem Instrument treu geblieben sind. Doch am Ende profitiert jeder davon, sagt Martin Grick. „Denn ein Instrument zu lernen, ist ein Gewinn für den ganzen Menschen, für Körper, Geist und Seele“. Da wären schon mal die komplexen Verbindungen zwischen Gehirn und Körper, die angelegt werden müssen, um ein Instrument zu beherrschen. Etwas, das auch Hartnäckigkeit und Dranbleiben erfordert, ebenfalls eine durchaus wünschenswerte Eigenschaft. Vor allem ist da aber auch die soziale Komponente. Kaum irgendwo erlebt man die Wahrheit des Satzes „das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“ so sehr, wie in einem Orchester. Musik, allein gespielt, kann schön sein, erst im großen Rahmen wird daraus ein bisweilen überwältigendes Erlebnis. Man ist nicht mehr nur Einzelperson, ein Individuum mit seinen Sorgen und Nöten, man geht für eine gewisse Zeit auf in einem großen, gemeinschaftlichen Klangkörper, der es schafft, Seelen zu bewegen.
Förderverein hilft bei der Finanzierung
Natürlich kosten gerade die „Kinderinstrumente“, die für den „Karrierestart“ nötig sind, gutes Geld. Für die Rohrdorfer Musikkapelle und auch für den Förderverein, dem man hier besonders viel zu verdanken hat, sind die Investitionen eigentlich eine Selbstverständlichkeit. „Musikkapellen“, sagt Martin Grick, „haben eine Aufgabe in ihrer Gemeinde und die erschöpft sich nicht nur darin, dass man Feste bereichert. Es gehört auch dazu, sich aktiv um die musikalische Ausbildung der jungen Menschen zu kümmern. Die Möglichkeit, ein Instrument zu lernen, soll jedenfalls jedes Kind haben, und dies soll in Rohrdorf keinesfalls an fehlenden finanziellen Mitteln der Eltern scheitern.“