Schnaitsee – „Das ist ein Schock, den wir erst einmal verdauen müssen“, sagt ein sichtlich um Fassung ringender Thomas Schmidinger. Der Bürgermeister spricht von einem „schweren Verlust für Schnaitsee“ – und auch für ihn persönlich, denn Schmidinger und Franz Rieperdinger verbinden 28 gemeinsame Jahre in der Kommunalpolitik. Beide wurden 1996 in den Gemeinderat gewählt. „Wir sind quasi seit 28 Jahren im Gleichschritt unterwegs gewesen“, betont Schmidinger.
Im Gleichschritt
unterwegs
Seit 2014, als er Rathauschef wurde, hat ihn Franz Rieperdinger als Stellvertreter begleitet. „Die Zusammenarbeit war immer sehr gut“, betont Schmidinger, der vor allem die Loyalität seines Freundes unterstreicht. „Auf ihn konnte ich mich verlassen.“ Der Verstorbene habe sich immer für alle Vorgänge im Rathaus interessiert, ihn sehr gut vertreten und auch die Gemeinde nach außen perfekt repräsentiert. Im Gemeinderat habe sich Franz Rieperdinger als Mitglied der Überparteilichen Wählergemeinschaft (ÜWG) aktiv in allen Themenbereichen eingebracht und seine Meinungen sowie Einstellungen auch konsequent vertreten.
Franz Rieperdinger sei ein geselliger Mann und sehr humorvoll gewesen, erinnert sich Schmidinger. Der Verstorbene war aktiv in vielen Vereinen: unter anderem bei der Jagdgenossenschaft, beim Maschinenring, im Kirchenchor, im Gesangs- und Feuerwehrverein. Über drei Jahrzehnte lang spielte er Fußball beim TSV Schnaitsee, er stand auch viele Jahre lang auf der Bühne des Theatervereins. Das Gründungsmitglied des Musikvereins hatte in den vergangenen Jahrzehnten auch viele leitende Funktionen in Schnaitseer Vereinen inne. Er galt als nahbar, als Mensch, der gut zuhören konnte, sich für die Mitbürger und ihre Anliegen interessierte, heißt es im Dorf.
Franz Rieperdinger galt außerdem als leidenschaftlicher Landwirt. „Ich bin Bauer mit Leib und Seele“, pflegte er zu sagen. Vor einigen Jahren hatte er sein Vieh zwar aufgegeben und die Flächen des elterlichen Betriebs verpachtet, doch die Interessen der bäuerlichen Familienbetriebe im Landkreis Traunstein vertrat er als Kreisrat weiter sehr engagiert, wie Andreas Danzer, Kreisvorsitzender der Freien Wähler, betont. Für sie saß Franz Rieperdinger in zweiter Periode im Kreistag. Hier war er auch Mitglied in den Ausschüssen für Verkehr, Umwelt und Abfallwirtschaft sowie Kultur und Heimatpflege. Außerdem war Franz Rieperdinger Aufsichtsrat bei der Wirtschaftsförderung im Landkreis Traunstein.
Die Förderung des ländlichen Raums stand im Fokus seiner politischen Arbeit, erinnert sich Danzer. Außerdem habe sich der Verstorbene sehr eingebracht in das Thema Energie. Danzer charakterisiert seinen Parteikollegen als einen „sehr umgänglichen und besonnenen Kameraden“. „Sein Tod ist ein großer Verlust für den gesamten nördlichen Landkreis“, bedauert der Kreisvorsitzende der Freien Wähler.
Er hat nach eigenen Angaben nicht nur einen politischen Mitstreiter, sondern auch einen guten Freund verloren. „Es tut sehr, sehr weh“, so Danzer. Der Kreisverband Traunstein war in den vergangenen Jahren stark gebeutelt: Mehrfach sind engagierte Mitglieder verstorben, auch unerwartet.
Dies trifft auch auf den Tod von Franz Rieperdinger zu. Er wurde mitten aus dem Leben gerissen. Noch am Mittwoch (19. Juni) hatte er an der Sitzung des Bauausschusses teilgenommen. Bekannt war nur, dass er orthopädische Probleme hatte, die ihm das Laufen etwas erschwerten. Er lebte allein auf seinem Hof, wo er am Sonntag, 23. Juni, tot aufgefunden wurde. Am 30. August wäre er 68 Jahre alt geworden.
Echter
Charakterkopf
Landrat Siegfried Walch unterstreicht ebenfalls den großen Verlust für den Chiemgau: „Wir verlieren mit Franz Rieperdinger einen echten Charakterkopf und liebenswerten Mitmenschen“, sagt er.
Der Verstorbene habe sich besonders für die Interessen der Landwirtschaft eingesetzt – „ohne dabei das Ganze aus dem Blick zu verlieren.“ „Seine offene und ehrliche Art, seine Hilfsbereitschaft und seine Verlässlichkeit werden uns fehlen“, so Walch.