Stephanskirchen – Beim Kindergarten „Regenbogen“ kann man mit Fug und Recht sagen, dass man eine Traditionseinrichtung der Gemeinde ist. Unlängst feierte man dort das 30-jährige Bestehen – und wie viel Zeit in diesen 30 Jahren wirklich steckt, wird deutlich, wenn man sich eines klar macht: Viele der Eltern, die heute ihre Kinder dort hinschicken, waren zu Zeit der Gründung selbst noch Kindergartenkinder – oder noch gar nicht auf der Welt.
Den Geburtstag nahm man im Kindergarten aber dennoch nicht als Anlass, auf die vergangenen Jahrzehnte zurückzublicken, auch wenn sich in dieser Zeit sehr viel verändert hat. Dafür nur ein Beispiel: Kinderkrippen, heute ein fester Bestandteil bei der Betreuung unseres Nachwuchses, waren Mitte der 1990er-Jahre noch etwas, was man eigentlich nur aus der kurz davor untergegangenen DDR kannte. Bis weit ins erste Jahrzehnt der 2000er-Jahre gab es im vereinten Deutschland keine Kinderkrippenpädagogik – das sagte Marion Dietrich, Leiterin des Kindergartens Bärengrube und eine der Gäste an diesem Abend.
Sie war auch eine der Teilnehmerinnen an einer kleinen Podiumsdiskussion, die den Schwerpunkt der Geburtstagsfeier bildete und sich vor allem mit Gegenwart und Zukunft der Kindertagesstätten beschäftigte. Diese Diskussion sei, so sagte der Journalist Florian Schrei, der die Moderation übernommen hatte, die ideale Gelegenheit, um auch einmal loszuwerden, wo in der Zusammenarbeit zwischen den Einrichtungen und der Gemeinde der Schuh drücke.
Zu seinem Erstaunen gab es aber von keiner der beiden Seiten irgendeine Kritik: „Tatsächlich nur heile Welt?“, fragte Schrei ungläubig. Doch in der Tat: Das Fehlen von Streitpunkten war offenbar nicht der Tatsache geschuldet, dass niemand die Stimmung bei der Geburtstagsfeier trüben wollte. Im Verlauf der Diskussion wurde vielmehr deutlich, dass man bei den Partnern eines erkannt hat: „Die Herausforderungen, die von außen, durch die Veränderung der Gesellschaft an uns herangetragen werden, können wir nur dann zu meistern versuchen, wenn wir alle gemeinsam an einem Strang ziehen“, so Ulrike Demberger, die Leiterin des „Regenbogens“. Denn auch das wurde an dem Abend offensichtlich: Kindergärten sind nur dann gut, wenn es ihnen gelingt, den Bedürfnissen der Eltern Rechnung zu tragen, etwa hinsichtlich der Unterbringungszeiten oder dem vermehrten Wunsch nach Naturkindergärten. Und dabei dennoch als oberstes Ziel eines zu bewahren: Dass sich die Kinder in ihren Einrichtungen rundum wohlfühlen sollen.
Die Personalknappheit gehört zweifellos zu den ganz großen Problemen. An dem Problem als solches sei auf lokaler Ebene nichts zu ändern, meinte Schrei, weshalb es eigentlich müßig sei, sich in dieser Diskussion vor allem damit zu beschäftigen. Für alle diskutierenden Praktiker aber – egal ob von der Gemeinde oder von den Einrichtungen – war eines klar: Die Ursachen der Personalproblematik lägen sicher außerhalb der Reichweite der Gemeinde und ihren Kindereinrichtungen. Mit ihren Folgen aber müsse man sehr wohl vor allem vor Ort klar kommen.
Auch deshalb zeigte sich Demberger sehr dankbar für die reibungslose Zusammenarbeit mit der Gemeindeverwaltung, ganz besonders aber auch für den engen Kontakt zu allen anderen Kindereinrichtungen der Gemeinde, gerade auch den Kindergärten in katholischer Trägerschaft. „Das ist – unter anderem – auch ein Beispiel für gelungene Ökumene“, meinte sie, denn der Träger des Regenbogens ist die evangelische Kirche.
Insgesamt sei, auch dank dieser engen Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten, die Situation in der Gemeinde durchaus zufriedenstellend, wie Bürgermeister Karl Mair betonte: Man könne derzeit alle Kinder, die einen Platz benötigten, auch tatsächlich unterbringen. Und er zeigte sich durchaus zuversichtlich, dass man auch in Zukunft den Herausforderungen werde begegnen können. Oder, wie es eine der Diskussionsteilnehmerinnen formulierte: „Das Beständige in der Kindergartenarbeit ist deren beständiger Wandel. Daran haben wir uns in der Vergangenheit orientiert und werden wir uns in Zukunft orientieren.“ Johnannes Thomae