Infodurst zur Wasserversorgung

von Redaktion

Prutting – Anonyme Flugblätter, Beschimpfungen – die vor allem Kämmerer Slaven Jokic trafen – und viel Unmut im Ort. Der Volksaufstand blieb aus. Allerdings war die Informationsveranstaltung in der Schule zur Finanzierung der Pruttinger Wasserversorgung mit rund 500 Teilnehmern extrem gut besucht.

Investitionen
dringend nötig

Auslöser der Aufregung waren die Kosten für die runderneuerte Wasserversorgung. In die hat die notorisch klamme Gemeinde in den vergangenen Jahren rund zwei Millionen Euro investiert. Die refinanziert werden müssen. Denn die Wasserversorgung einer Gemeinde muss kostendeckend sein. Der aktuell genutzte Brunnen ist nur noch bis Ende 2025 genehmigt. Deshalb hat die Gemeinde schon unter Thusbaß‘ Vorgänger Hans Loy einen neuen Brunnen gesucht und im Sonnenwald auch gefunden. Der Brunnen Sonnenwald ist fertig, kann sofort in Betrieb gehen. Die wasserrechtliche Genehmigung und die Ausweisung des Schutzgebietes sind beantragt, liegen aber noch bei den Ämtern. Kosten für die Gemeinde: rund 1,3 Millionen Euro. Noch einmal 220000 Euro fielen für notwendigen Leitungsbau an.

Der Hochbehälter Königsberg war dringend sanierungsbedürftig. Der Beschluss, das anzupacken, fiel 2021, der Edelstahl für die Auskleidung des Behälters wurde im November 2021 für knapp 100000 Euro gekauft, „vier Monate später, nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine, hätten wir mindestens 340000 Euro bezahlt“, so Thusbaß. 480000 Euro flossen in die Sanierung des Hochbehälters.

Gemeinden haben zwei Möglichkeiten, ihre Investitionen zurückgezahlt zu bekommen: über Gebühren oder über Beiträge. Bei Gebühren wird von einem Zeitraum von 40 Jahren ausgegangen. Thusbaß rechnete vor, dass bei einer Finanzierung über die Verbrauchsgebühren rund 1,2 Millionen Euro Zinsen für die vorfinanzierten zwei Millionen Euro anfielen, das Ganze damit rund 3,2 Millionen Euro teuer werde. Für eine vier- bis fünfköpfige Familie mit einem Verbrauch von rund 100 Kubikmetern Wasser pro Jahr wären das Mehrkosten von rund 5400 Euro. Werden die zwei Millionen auf die rund 750 betroffenen Grundstücke umgelegt, fallen keine weiteren Zinsen an. Um die Last möglichst gerecht zu verteilen, wird der fällige Beitrag über die Geschossflächen abgerechnet. Die Geschossflächen müssen eigens ermittelt werden, denn sie sind nicht mit den Geschossflächen des Baurechts oder den Flächen der Grundsteuer identisch. Eigentlich, so Thusbaß, hatte die Gemeinde das Büro Seidl mit einer Ermittlung durch Drohnenbefliegung beauftragt. Bevor diese beginnen konnte, kippte ein Urteil des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofes diese preiswerteste Variante. Dankenswerterweise bot das Büro Seidl an, zum Preis der Drohnenbefliegung die aufwendigere Variante mittels Hausbesuchen zu liefern. Dafür gab es Applaus der Anwesenden.

Dennoch hatte sich auch daran im Vorfeld Unmut entzündet, denn in einem Anschreiben waren für die Hausbesuche Zeiträume von sechs Stunden angegeben. Ob man da nicht genauer werden könne, so die Frage einer Bürgerin. Vater und Sohn Seidl waren anwesend und boten nach kurzer Abstimmung mit Thusbaß an, dass diejenigen, denen sechs Stunden zu viel sind, mittels Mail mit Flurnummer und zwei Telefonnummern genauere Zeiten gesagt werden können – oder sogar eine telefonische Vorwarnung „wir sind in einer, spätestens zwei Stunden bei Ihnen“ vereinbart. Die Angelegenheit vereinfachte noch die Bereitschaft eines Pruttingers, der schon einmal Geschossflächenzahlen – allerdings nicht aller Grundstücke, aber doch fast der Hälfte – erhoben hatte, seine sämtlichen Daten der Gemeinde und dem Büro Seidl zur Verfügung zu stellen.

Eine Frau wollte wissen, ob für ein nur wenige Wochen im Jahr genutztes Ferienhaus derselbe Beitragssatz anfalle, wie für ganzjährig genutzte Immobilien. Antwort des Bürgermeisters: „Ja“. Ob für Neubauten in den kommenden Jahren auch ein Beitrag gezahlt werden müsse, beantwortete Thusbaß mit einem genauso klaren „Ja“. Da allerdings die Wasserversorgung nicht nur kostendeckend sein muss, sondern auch keinen Gewinn machen darf, fließen eventuelle Überschüsse bei der nächsten Kalkulation der Gebühren – im Regelfall alle vier Jahre – mit ein und helfen, den Kubikmeterpreis möglichst niedrig zu halten.

Eigenes
Leitungsnetz

Verärgerung herrschte darüber, dass Ober- und Niedernburg, sowie große Teile Haidbichls und Umgebung nicht zu den Verbesserungsbeiträgen herangezogen werden. Das, erklärte Thusbaß, liege daran, dass dieser Teil Pruttings ein eigenes Leitungsnetz und einen eigenen Wasserbeschaffungsverein habe. Diese Ortsteile seien schlicht nicht betroffen.

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