Raubling – Wohnraum ist rar, bezahlbarer noch viel mehr. Die Gemeinde Raubling setzt alle Hebel in Bewegung, um hier eine Verbesserung anbieten zu können. Sie will am Ball bleiben, um in der derzeitigen Fußballeuphorie zu sprechen, und hat sich eine erhebliche Wohnraumförderung zum Ziel gesetzt. Der Anstoß erfolgte virtuell in der jüngsten Gemeinderatssitzung für den Bauabschnitt drei in der gemeindeeigenen Siedlung.
Klärung
der Stellplatzfrage
„Es hat sich der Gedanke angehäuft, nicht mehr renovierbare Gebäude abzubrechen und stattdessen neu zu bauen und zu verdichten. Dazu ist erst mal nach städtebaulichen Richtlinien ein Architekten-Wettbewerb auszuschreiben. Wir wollen Wohnraum schaffen, der bezahlbar ist“, gab Bürgermeister Olaf Kalsperger eine Steilvorlage. Damit der Planungswettbewerb vorbereitet werden kann, sind bestimmte Kriterien erforderlich. Die Stellplatzregelung ist eine davon und stand auf dem Platz, sprich auf der Tagesordnung. „Kommen wir mit einem Stellplatz pro Wohneinheit aus, oder sind zwingend zwei erforderlich?“ Die ausführlich, aber sachlich diskutierte Frage, musste entschieden werden.
Kalsperger las die vom Werkausschuss im Vorfeld ausgearbeiteten Argumente für eine Änderung des Stellplatzschlüssels von zwei auf einem vor. Grundsätzlich sei es so, dass für bestimmte Größen an Wohnungen, die im Holzbreitenweg ins Auge gefasst sind, im Förderprogramm von der Regierung nur ein Stellplatz bezuschusst wird. Jeden weiteren müsste die Gemeinde selbst bezahlen.
Es geht um eine Fläche von rund 5600 Quadratmetern. „Hier könnten statt den bisher und inzwischen 20 leer stehenden Wohneinheiten mindestens 40 entstehen, wenn möglich sogar 50, damit wir einen richtig großen Wurf erzielen“, so der Rathauschef im Offensiv-Modus. Um die Kosten überhaupt stemmen zu können, sieht er in der Reduzierung auf einen Stellplatz pro Wohneinheit einen Kompromiss, der aber eine wesentliche Verbesserung von Wohnräumen schaffen würde.
Der Gemeinderat bekam die einstimmige Empfehlung des Werkausschusses, den Stellplatzschlüssel für das betreffende Wettbewerbsgebiet auf 1,0 festzulegen. Folgende Argumente wurden aufgeführt: Gefördert wird nur ein Stellplatz, kein Rendite-Objekt beziehungsweise Gewinnerzielungsabsicht der Gemeinde, weniger Wohnungen bei höherem Stellplatzschlüssel, was sich wiederum auf die Miete, die Wohneinheiten und die Finanzierbarkeit auswirken würde.
Des Weiteren sollte es als „Projekt-Versuch für die Zukunft“ gewertet werden und schließlich die Option auf Erweiterung des Stellplatzschlüssels in unmittelbarer Nähe.
„Die Gemeinde möchte durch die Reduzierung des Stellplatzschlüssels möglichst viel bezahlbaren Wohnraum für die Bürgerinnen und Bürger von Raubling schaffen.
Es werden zwar weniger Stellplätze für Kraftfahrzeuge geschaffen, dafür mehr Platz für Fahrräder und dergleichen. Parallel wird dieses Gebiet von einem Planungsbüro hinsichtlich der „modernen Mobilität“ untersucht, um möglichst viele Anreize zu schaffen, ohne Fahrzeug auszukommen“, ist aus der Beschlussvorlage zu entnehmen. Das Ganze findet in einem Wettbewerbsverfahren statt, in dem die Gemeinde nur die Rahmenbedingungen, wie eben die Stellplatzthematik festlegt und sich Planungsbüros dann mit Vorschlägen zu den Neubauten in dem Wettbewerbsgebiet bewerben können, ohne dabei das Ortsbild der Siedlung zu beeinträchtigen. Auslöser war, dass sich zum einen die Häuser in dem Gebiet in einem nicht sanierbaren Zustand befinden und zum anderen, die Gemeinde es sich zur Aufgabe gemacht hat, bezahlbaren Wohnraum für die Bürgerinnen und Bürger zu schaffen.
Parkdeck
als Alternative
Nach sachlicher Diskussion für und wider über die Stellplatzthematik stimmte das Gremium mit 20:4 Stimmen für den Stellplatzschlüssel 1,0 ab.
Die „Nein-Sager“ konnten sich entweder mit bloß einem Stellplatz nicht anfreunden sowie eine schwierige Vermittlung an die Bürgerschaft, wenn privaten Bauherren bei ähnlichen Wohnungsgrößen ein Stellplatzschlüssel von 2,0 vorgeschrieben wird und ob man nicht den Gedanken an ein Parkdeck aufgreifen könnte.
Die Mehrheit der Gremiumsmitglieder konterte mit den Argumenten der wesentlich günstigeren Baukosten und der Option einer Nachrüstung von Parkmöglichkeiten.