Prutting – Paris, Madrid, New York, Prutting – das sind einige Spielorte der Münchner Philharmoniker in diesem Jahr und das mit Prutting ist kein Scherz. Dort wird am Samstag, 27. Juli, zwar nicht das gesamte Orchester zu hören sein, jedoch ein Teil davon – die Blasmusik der Münchner Philharmoniker. Wer sich jetzt fragt, ob man sich im umtriebigen Prutting nun auch noch einen Konzertsaal geleistet hat, irrt natürlich. Die „Münchner“ werden tatsächlich im Bierzelt aufspielen, in dem die Festwoche zur 1100-Jahr-Feier stattfinden wird.
Die Vorgeschichte: 2013 verwirklichten einige Mitglieder der Münchner Philharmoniker ihre lang gehegte Idee einer eigenen Blasmusik-CD und spielten diese zusammen mit ihrem damaligen Chefdirigenten Lorin Maazel sowie ihrem Ehrendirigenten Zubin Mehta im Hofbräuhaus München ein. Die Reaktionen darauf waren so positiv, dass seitdem regelmäßig Auftritte der philharmonischen Blasmusik folgten.
Als sie 2019 beim Bernauer Gaufest spielten, saß auch Johannes Thusbaß im Publikum, damals noch nicht Pruttinger Bürgermeister, aber offenbar tief beeindruckt. Denn als jetzt die Frage anstand, welche musikalischen Höhepunkte man dem Jubiläumsjahr aufsetzen könnte, war für ihn wie für den Gemeinderat klar: Es wird ein Dreisatz sein, bestehend aus dem eigenen „Popup-Blasorchester“, das man extra für das Jubiläumsjahr gründete, dem Wiederauferstehen des Trommlerzuges der Pruttinger Feuerwehr und – ganz zu oberst – eben der Auftritt der Blasmusik der Münchner Philharmoniker.
Dass die Gemeinde nach ihrer Anfrage eine schnelle Zusage bekam, erfolgte nicht von ungefähr, denn ein Mitglied der Münchner Philharmoniker ist eine waschechte Pruttingerin: Gabriele Krötz, seit 2010 Piccolistin des Orchesters. Sie studierte in München am Richard-Strauss-Konservatorium und am Mozarteum in Salzburg, bevor sie ihre erste Stelle für zwei Jahre in die weite Ferne nach Katar führte. Als sie die Stelle der Piccoloflöte in München bekam, stand für sie und ihren Mann sofort fest, dass ihr Zuhause wieder in Prutting sein soll. So ist der bevorstehende Auftritt für Gabriele Krötz eine absolute Herzensangelegenheit.
Und noch zwei weitere Mitglieder sind aus der Region: der Hornist Alois Schlemer kommt aus Frasdorf und der Bassklarinettist Albert Osterhammer, der die Blasmusik dirigieren wird, aus Bernau. Wie viele andere Mitglieder der Münchner Philharmoniker haben die beiden ihre Musikkarriere bei der Blasmusik begonnen, wie sie erzählen „und auch bei uns war es so, wie bei jedem, der seine große Leidenschaft irgendwann zu seinem Beruf macht: Es ist dann vor allem auch Arbeit, hinter der der reine Spaß an der Freud manchmal etwas zurücktreten muss“. Denn wie die beiden und auch Gabriele Krötz berichten, ist es bei ihnen ähnlich wie im Hochleistungssport: Harte Disziplin, viel Geduld, unzählige Übestunden sind offenbar nicht nur gefragt, wenn man ein Instrument zu lernen beginnt, sondern auch und gerade auf dem Niveau der Münchner Philharmoniker.
Auf sich nehmen tut man das, und auch da sind sich die drei einig, wegen einer wirklich großen Leidenschaft zum eigenen Instrument und zur Musik: „Wenn wir zusammen mit unseren über 100 Kolleginnen und Kollegen ein großes musikalisches Klangbild erzeugen, ist dies auch für uns immer wieder ein sehr emotionales Erlebnis, es hebt einen über sich selbst hinaus“ sagt Gabriele Krötz.
Und bei der Blasmusik kommt noch etwas Eigenes hinzu, wie Alois Schlemer und Albert Osterhammer betonen: „Das Blasorchester gibt uns wieder etwas von der ursprünglichen und ganz naiven Freude, mit der wir einst angefangen hatten, zurück.“ Wohl auch deshalb verschieben die Mitglieder des Blasorchesters für den Auftritt in Prutting sogar ihre Sommerpause, eigentlich die einzig übungsfreie Zeit der Philharmoniker.
Hören können wird man an diesem Abend viele „Blasmusik-Evergreens“. Also das, was man von einer „normalen“ Blasmusik her kennt, eben nur auf dem Niveau der Philharmoniker. Und spüren können wird man dabei, davon sind die drei überzeugt, vor allem eines: dass Blasmusik einen Riesenspaß macht. Und noch etwas: Gabriele Krötz verrät, dass sie für ihren Heimatort sogar eine musikalische Überraschung „im Gepäck“ haben wird. Auch deshalb werden die Pruttinger sicher verschmerzen, dass es, so lang die Philharmoniker spielen, im Festzelt keinen Ausschank geben wird.