Rohrdorf – Etwa 150 Achenmühler waren am Montag ins Dorfhaus gekommen, also rund ein Drittel aller Einwohner. Auch Bürgermeister Simon Hausstetter war da, der hatte zu dieser Informationsveranstaltung zum Hochwasserschutz eingeladen. Dennoch vermissten die Bürger Personen, deren Anwesenheit sie für wichtig – und daher selbstverständlich – gehalten hätten: Vertreter des Wasserwirtschaftsamtes.
Bürgermeister
in der Zwickmühle
Dieses hatte dem Bürgermeister geantwortet, dass eine Informationsveranstaltung zum jetzigen Zeitpunkt nicht sinnvoll sei, weshalb sich dieser, wie er zu Veranstaltungsbeginn sagte, in einer gewissen Zwickmühle befand: Viel von dem, was in Sachen Verbesserung des Hochwasserschutzes getan werden könnte, falle einfach in die Zuständigkeit des Wasserwirtschaftsamtes.
Dazu gehören auch ausgebaute Wildbäche wie die Rohrdorfer Achen. So blieb Simon Hausstetter bei vielen Überlegungen, die von den Bürgern angestellt wurden, nichts anderes übrig, als auf die fehlende Zuständigkeit der Gemeinde und die Planungen des Wasserwirtschaftsamtes zu verweisen, die sich derzeit im Vergabeverfahren für die Entwurfsplanung und das Wasserrechtsverfahren befinden. Dabei fand er selbst diesen Zuständigkeitsverweis als unbefriedigend, weil zu einfach. Einzig beim Grunderwerb, der für die Hochwasserschutzmaßnahmen notwendig ist, sei die Gemeinde gefragt und sei hier auf einem sehr guten Weg.
Deshalb musste auch ein Hauptvorwurf der Bürger ans Wasserwirtschaftsamt undiskutiert stehen bleiben: Dass seit dem letzten extremen Hochwasser im Jahr 2020 wenig, jedenfalls zu wenig passiert sei. Weshalb sie befürchteten, dass auch das diesjährige Schadensereignis, das für Achenmühle noch wesentlich schlimmer ausgefallen sei, keine raschen Maßnahmen zur Folge haben werde.
Ein Fazit daraus war, dass die Verwaltung der Gemeinde und ihre Bürger, auch und gerade die in Achenmühle, in Sachen Hochwasser enger zusammenrücken müssten. „Es gilt an einem Strang zu ziehen“, das war an dem Abend immer wieder zu hören, vom Bürgermeister aber auch von den Anwohnern. Nur durch ganz geschlossenes Auftreten könne man deutlich machen, wie prekär die Situation in Achenmühle sei. Von den Bürgern wurde in diesem Zusammenhang sogar die Möglichkeit einer Sammelklage gegen das Wasserwirtschaftsamt vorgebracht.
Bürgermeister Hausstetter erklärte aber auch, dass der Freistaat grundsätzlich mehr finanzielle Mittel für den Hochwasserschutz zur Verfügung stellen müsse, das Budget des Rosenheimer Wasserwirtschaftsamtes sei einfach zu gering. Er setze den Fokus aber auch auf gemeindliches Engagement. Etwa die Bildung eines Arbeitskreises, der nicht nur kurzfristig agieren, sondern auch weitreichende Maßnahmen für die Zukunft besprechen solle. Man müsse außerdem künftig in der Bauleitplanung sensibler mit dem Hochwasserproblem umgehen.
Vieles ist aber tatsächlich nur möglich, wenn man ab und zu über die Zuständigkeit hinausgreift. Etwa beim Ausbaggern der Ache. Dies sei ihm, so sagte ein Achenmühler bei einem Vorort-Termin, der vor kurzem mit Vertretern des Wasserwirtschaftsamtes stattgefunden hatte, von diesen „zeitnah“ versprochen worden. Weil „zeitnah“ aber bei Behörden – auch wegen der bürokratischen Vorschriften, denen diese unterliegen – oftmals lang dauern kann, solle die Gemeinde selbst vorab tätig werden.
Gespräche mit
Frasdorf wegen Daxa
Ein weiterer Punkt auf der ToDo-Liste der Kommune: Sich mit der Gemeinde Frasdorf ins Benehmen zu setzen über das dortige Gewerbegebiet Daxa und dessen Abflussregime. Viele Bürger vermuteten nämlich, dass bei der Ausweisung der großräumig versiegelten Fläche die Schaffung ausreichender Retentionsräume übersehen oder einfach nicht verwirklicht worden sei. Könnte dort etwas verbessert werden, sei die Hälfte des Achenmühler Problems schon gelöst, wie mehrere Bürger meinten.
Auch wenn man sich jetzt umgehend an die Arbeit mache, würden die Maßnahmen ihre Zeit brauchen, wie Bürgermeister Hausstetter betonte. Eigeninitiative sei dort, wo machbar, deshalb unbedingt nötig. Nicht unerwähnt wollte Hausstetter die Arbeit der Feuerwehr lassen: Die Einsatzkräfte hätten großartige Arbeit geleistet, dafür gebühre ihnen der Dank der gesamten Gemeinde.