Neubeuern – Die Marktgemeinde hat eine Machbarkeitsstudie zur Schaffung eines Nahwärmenetzes anfertigen lassen und darüber bereits in der Bürgerversammlung im März berichtet und mit Fragebögen beworben.
Sebastian Panradl vom EST Ingenieurbüro aus Miesbach präsentierte in der jüngsten Gemeinderatssitzung den Rücklauf der Fragebögen, die Funktionsweise, die in Frage kommenden Standorte und die Investitionskosten für ein Biomasseheizkraftwerk.
Am Rücklauf der Fragebögen zeigte sich bereits grundlegendes Interesse.
Im Heizhaus eines Biomasseheizkraftwerks befinden sich im Untergeschoss, das über sechs Meter tief ist, Biomassekessel, Spitzenlastkessel, E-Filter, mit denen der Feinstaubanteil herausgefiltert wird, Rauchgaskondensation in Verbindung mit dem Erdgeschoss, Pufferspeicher, Druckhaltung, Netzpumpen, Hydraulikraum und Bunker mit Bunkeröffnung. Im Erdgeschoss sind der Spitzenlastkessel, die Schaltwarte und das WC und auf dem Dach die Photovoltaik untergebracht.
Untersucht wurden Standortvarianten am Sportplatz, am Parkplatz und am Waldrand neben dem Sportplatz.
Gegen den Standort am Parkplatz sprechen enge Anlieferungswege und gegebenenfalls eine Einschränkung der Parkplätze, da es keine Wendemöglichkeit beim Heizhaus gibt. Zudem würden die Kamine in der Sichtachse zum Schloss liegen. Allerdings wäre hier die notwendige Fläche bereits versiegelt. Mit einer separaten Zufahrt wäre der Standort am Parkplatz nach der Studie sehr gut geeignet für die Heizzentrale.
Bei den Standorten Sportplatz und am Waldrand ist jeweils ein guter Anlieferungsweg mit Wendemöglichkeit vorhanden, sie befinden sich sehr nahe an der Versorgungsstraße und die Kamine liegen außerhalb der Sichtachse zum Schloss. Der Nachteil dieser Standorte liegt darin, dass das Spielfeld eingeschränkt wird, die Kamine zwar nicht so sichtbar sind, aber über die Bäume hinausragen. Zudem müsste der Flächennutzungsplan geändert werden und bei der Waldrandvariante wären Baumfällungen notwendig.
Die Investitionskosten für eine Heizzentrale mit Netz im Vollausbau sind relativ hoch, aber eine Nahwärmeversorgung auf der Basis regionaler Biomasse durch Waldhackschnitzel stellt die mit Abstand preisstabilste Energieversorgung dar. Zudem sichert die lokale Herkunft des Brennstoffs Verfügbarkeit und Resilienz der Versorgung. Durch die hohe Versorgungssicherheit durch redundante Technik und kontinuierliche (Fern-)Überwachung der Anlage und die Wärmemengenerfassung über ein Bussystem werden bereits zukünftige Anforderungen erfüllt und überdies würden bestehende Brennstofflagerräume bei den Anschlussnehmern frei werden und könnten anderweitig genutzt werden.
Es wäre eine Chance für Gemeinde und Anlieger, schnell und wirtschaftlich eine weitgehend CO2-neutrale Wärmeversorgung zu realisieren, so die Einschätzung von Panradl. Für die denkmalgeschützten Gebäude am Marktplatz wäre die Umrüstung eine gute Lösung.
In der anschließenden Diskussion wurde klargestellt, dass durch die Größe des Bunkers keine Lagerung des Brennstoffs nötig ist. Für die Notversorgung, beispielsweise bei Stromausfall, wird aus wirtschaftlicher Sicht eine Ölversorgung vorgehalten. Das bedeutet, dass die Versorgung zu 95 Prozent aus Holzschnitzeln besteht und ein Back-up von fünf Prozent aus Heizöl.
Bürgermeister Christoph Schneider (Unabhängige Neubeurer) stellte fest, dass es wohl eine Entscheidung zwischen dem Standort am Parkplatz und dem Standort am Waldrand geben wird, aber dazu erst die Entscheidung der Naturschutzbehörde im Landratsamt abgewartet werden muss.
Für die weitere Planung ist eine konzentrierte Akquise in der zweiten Jahreshälfte vorgesehen, damit möglichst viele Abnehmer ihre Bereitschaft erklären, sich an das Nahwärmenetz anschließen zu lassen, um die Wirtschaftlichkeit zu erhöhen.eri