Kiefersfelden – Sie war langjährige Präsidentin des Damville-Komitees und hat in dieser Zeit viel für den Erhalt und Ausbau der deutsch-französischen Freundschaft geleistet: Gerlinde Reiter, die bei der letzten Jahresversammlung des Vereins nicht mehr kandidierte. In einem Gespräch mit dem OVB gewährte sie uns einen Einblick in ihr langjähriges Vereinsschaffen, was sie dazu angetrieben hat und wie es jetzt ohne sie als Vorsitzende weitergehen wird.
Seit wann sind Sie im Damville-Komitee?
Ich bin weit über 25 Jahre dabei. Schon mein Vater war Mitglied und hat uns Kinder immer mitgenommen. Unsere erste Fahrt zu den neuen Freunden in Damville (Frankreich/Normandie) hat mich besonders beeindruckt. Es war etwas ganz Besonderes; eine neue Sprache, die andere Kultur und vor allem die Architektur, die so gar nichts mit der bayerischen gemeinsam hatte.
Französisch war ja damals nicht Ihre Zweitsprache – wie haben Sie kommuniziert?
Anfangs über einen Dolmetscher, aber einige Franzosen sprachen auch Deutsch oder Englisch. Ansonsten verständigten wir uns mit Händen und Füßen, was auch immer geklappt hat, manchmal sehr lustig und unterhaltsam war.
Sie übernahmen von Ihrem Vorgänger Toni Matousek, der 30 Jahre Vorsitzender des Komitees war, ein schweres Erbe. Wie kam es dazu?
Toni hat mich angesprochen und ich war sehr überrascht. Nach kurzer Bedenkzeit habe ich den Vorsitz aber gerne angenommen. Einige engagierte Mitglieder unterstützten mich vor allem anfangs sehr und heute schaue ich zurück auf eine sehr schöne und erfüllte Zeit, ich bereue keinen Tag meiner Amtszeit.
Was hat Sie besonders an Frankreich fasziniert?
Vor allem die Menschen und deren Lebensart. Sie sind einfach lockerer, legerer, vielleicht auch unkomplizierter als wir, so empfinde ich zumindest. Für die Franzosen ist das Essen sehr wichtig. Obwohl sie nicht gerade auf Rosen gebettet sind, geizen sie nicht und nehmen sich viel Zeit dafür. Auch die Melodik ihrer Sprache hat mich von Anfang an fasziniert. Heute spreche ich selbst ganz gut Französisch und freue mich über jeden Austausch in dieser schönen Sprache.
Was geben Sie Ihrem Nachfolger Steven Landgren mit?
Zunächst einmal bin ich sehr zufrieden mit seiner Wahl und gratuliere ihm ganz herzlich. Er wird sicher schnell den richtigen Umgang finden und er kann auch immer zu mir kommen. Ich werde ihn gerne unterstützen, so wie mir damals der Toni Matousek geholfen hat. Steven kommt zugute, dass er Franzose ist, aber seit fünf Jahren im Ortsteil Mühlbach mit seiner deutschen Frau wohnt.
Wie geht für Sie das Leben ohne Damville nun weiter?
Ich werde keine Langeweile haben, dafür sorgt schon meine große Familie. Ansonsten bleibe ich weiter als Mitglied im Komitee und damit auch mit Wort und Tat für die deutsch-französische Freundschaft engagiert und aktiv.
Interview: Franz Hoffmann