Drei schwere Unfälle in Bad Endorf

von Redaktion

Vorfälle werfen die Frage auf: Hätte der Kreisverkehr sie verhindern können?

Bad Endorf – Drei schwere Unfälle in wenigen Monaten – ein Mensch verliert sein Leben. Das ist die traurige Bilanz des Durchgangsverkehrs in Rosenheimer und Wasserburger Straße, Kirchplatz, Bahnhofstraße, Traunsteiner und Kreuzstraße.

Laut Statistik kein
Unfallschwerpunkt

Ist es Zufall, Schicksal oder der schwierigen Verkehrssituation geschuldet? Hätte der ersehnte Kreisverkehr die Unfälle vermeiden können? 14000 Fahrzeuge pro Tag passieren den Kreuzungsbereich am Kirchplatz, in der Rush-Hour sind es 1180 pro Stunde. Trotzdem liefere die Verkehrsstatistik keine Anhaltspunkte für eine Häufung von Unfällen in diesem Bereich, informiert ein Sprecher der Polizeiinspektion Prien. 2023 wurden von Wasserburger bis Traunsteiner Straße fünf Unfälle registriert: zwei Fahrerfluchten nach Materialschäden, zwei Auffahrunfälle, ein Zusammenstoß beim Rangieren. Keine Personenschäden.

Wehr besorgt über
Verhalten im Verkehr

In diesem Jahr aber ereigneten sich innerhalb nur eines Monats gleich drei schwere Unfälle – in der Wasserburger und der Traunsteiner Straße. Doch in allen drei dramatischen Fällen hätte auch ein Kreisverkehr keines der Opfer retten können, sagen Kameraden der Bad Endorfer Feuerwehr. Sie rücken bei jedem Unfall zur technischen Hilfeleistung aus. Und sie beobachten mit großer Sorge, dass mehr Aufmerksamkeit und gegenseitige Rücksichtnahme viele Unfälle verhindern könnten.

Trotzdem empfinden viele Bad Endorfer die angespannte Verkehrssituation in ihrem Ort als „Verkehrshölle“ – vor allem wegen der Staus. Am Verkehrsknotenpunkt zwischen Rosenheimer Straße, Kirchplatz und Bahnhofstraße erleichtern zwei Ampeln direkt nebeneinander zwar die Orientierung der Autofahrer und die Regulierung der Vorfahrt. Zugleich beeinträchtigen sie aber den Verkehrsfluss. In den Abendstunden, so beklagen Anwohner, staue sich der Verkehr bis zu den Ortseingängen von Bad Endorf.

Um innerörtliche Staus zu umfahren, weichen Pkw und Lkw auf Nebenstraßen aus, unter anderem auf die Kreuzstraße. Die ist für Schwertransporte eigentlich gesperrt. Nur wenn sie „Anlieger“ sind, Baustellen oder Firmen beliefern, dürfen sie die Kreuzstraße ausnahmsweise befahren.

Ausweichverkehr
belastet Anwohner

Für alle Verkehrsteilnehmer gilt in dieser Straße eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 Kilometer pro Stunde. An zwei Messstellen kontrolliert der Zweckverband Kommunale Dienste Oberland im Auftrag der Gemeinde regelmäßig, ob diese eingehalten wird.

Ähnlich in der Langbürgnerseestraße: Sie wird gern genutzt, um Staus an Chiemseestraße, Bahnhofsplatz und Bahnhofsstraße zu umgehen. „Zum Leidwesen der Anwohner“, weiß Martin Mühlnickl, Geschäftsleiter der Marktgemeinde. Auch in diesem Bereich wird regelmäßig kontrolliert, ursprünglich an zwei Messstellen, jetzt nur noch an einer. „Wir sind darauf angewiesen, dass die Eigentümer erlauben, dass der Zweckverband an ihren Grundstücken seine Messtechnik aufbauen darf“, so Mühlnickl.

Lösungen für beide Straßen sind angedacht: „Perspektivisch könnte die Kreuzstraße in eine Anliegerstraße mit Einbahnstraßenregelung umgewandelt werden. Für die Langbürgnerseestraße bietet sich eine Umwandlung in eine Fahrradstraße an“, so der Verwaltungsleiter. Diese Ideen sollen vorher mit den Anwohnern noch diskutiert werden.

Vom Gemeinderat beschlossen und kurz vor der Umsetzung ist die Einrichtung von Geschwindigkeitsbegrenzungen auf 30 km/h im Gewerbepark sowie in Blumen- und Bergstraße. In der Hofhamer Straße soll ein Zebrastreifen die Straßenüberquerung sicherer machen.

Wohngebiete
sicherer machen

„Wir wollen die Geschwindigkeit in den Wohngebieten deutlich herabsetzen“, beschreibt Mühlnickl das Ziel der Gemeinde. Auch in den Wohngebieten an der Rosenheimer Straße soll die Geschwindigkeit den örtlichen Verhältnissen angepasst werden: „50 km/h sind in so engen Straßen mit Anwohnerparken einfach zu viel.“

Die Gemeinde prüfe gegenwärtig auch die rechtlichen Grundlagen für das Errichten von stationären Messanlagen. „Derartige Technik würde sich beispielsweise an der Rosenheimer Straße oder an der Chiemseestraße am Abzweig zur Kurstraße anbieten“, so Mühlnickl.

Kreisverkehr kommt
frühestens 2025

Das größte Projekt in Bad Endorf ist der Kreisverkehr. Seit 2019 gibt es im Rahmen des Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzeptes (ISEK) für Bad Endorf einen „Masterplan Bahnhofstraße und Ortsmitte“. Sein Schlüsselprojekt ist der Kreisverkehr am Kreuzungspunkt der Staatsstraßen 2092 und 2095 von der Einmündung der Wasserburger Straße in Rosenheimer Straße und Kirchplatz sowie die Verknüpfung von Traunsteiner Straße und Bahnhofstraße als T-Einmündung mit einer Pförtnerampel für die kurzzeitige Abflussregelung. Eigentlich sollte der Bau schon 2024 beginnen. Nun ist er für 2025 avisiert.

Die Gemeinde hat alle Weichen gestellt. Zwei Gebäude wurden entfernt, um Platz für Umleitungsverkehr, Baustelleneinrichtung und Verlegung von Wasser, Strom und Gas zu schaffen. Eine Voraussetzung für den Umbau des Kreuzungsbereiches ist aber auch der erfolgreiche Grunderwerb. „Bad Endorf hat in der Vergangenheit große Anstrengungen unternommen, um hier eine Einigung zu erzielen“, informiert eine Sprecherin des Staatlichen Bauamtes Rosenheim, das Baulastträger der Staatsstraße ist. „Bislang konnte der Grunderwerb jedoch nicht abgeschlossen werden.“ Sobald dies geschehen sei, könne das Staatliche Bauamt weitere Schritte zur Planung ergreifen. Unter anderem werde auch erst dann die Ausführungsplanung in Auftrag gegeben.

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