Kirchenweihe heute vor 90 Jahren

von Redaktion

Wie es möglich wurde, die Christkönigskirche zwischen zwei Weltkriegen zu bauen

Frasdorf – Heute vor 90 Jahren – am 15. Juli 1934 – wurde die Christkönigskirche in Wildenwart von Michael Kardinal von Faulhaber feierlich geweiht und der Wildenwarter Pfarrgemeinde übergeben. Autor Heinrich Rehberg hat im Pfarrarchiv historische Unterlagen zum Kirchenbau gefunden und blickt auf die Entstehungsgeschichte der Kirche zurück.

Zehn Kilometer
Fußmarsch zur Kirche

Dem Bau der Kirche auf einem Moränenhügel zwischen Wildenwart und Prutdorf im Herzen der alten Gemeinde Wildenwart waren langwierige Verhandlungen vorausgegangen. Die Gemeinde Wildenwart wurde seelsorgerisch über Jahrhunderte von der Mutterkirche in Prien betreut. Das bedeutete für die Kirchenbesucher einen einfachen Fußweg von etwa fünf Kilometern, der zumindest jeden Sonntag bei jeder Witterung zurückzulegen war.

Schlosskapelle
wurde zu klein

Ende des 19. Jahrhunderts machte die Herrschaft von Schloss Wildenwart das Angebot, den Gottesdienst in der Schlosskapelle mitzufeiern. Von dieser Möglichkeit machten die Wildenwarter eifrig Gebrauch. Die Schlosskapelle fasste normalerweise kaum 50 Personen, es erschienen aber meist 250 und mehr Gläubige zur Messfeier. So standen die Leute bis weit vor die Pforten der Kapelle, um dem Gottesdienst beizuwohnen – und sich zehn Kilometer Fußmarsch zu ersparen.

Im Pfarrarchiv Wildenwart befindet sich ein Brief von 1931, in dem die „Rüstigen“ aufgefordert werden, doch das Opfer eines Kirchgangs nach Prien auf sich zu nehmen und die Gottesdienstmöglichkeit in Wildenwart bittschön den alten und gebrechlichen Leuten zu überlassen. Zusätzlich kam der Wunsch in der Bevölkerung nach einem eigenen Geistlichen auf. Das führte zur Gründung eines Seelsorgevereins im Jahre 1923.

Neun Jahre später (1932) wurde der bestehende Seelsorgeverein zu einem Seelsorge- und Kirchenbauverein erweitert. Dieser Verein war beim späteren Kirchenbau durch seinen Vorstand Johann Niller aus Prutdorf vertreten.

Der bayerische Adel hatte schon eine Arbeitsgemeinschaft zur Errichtung einer Gedächtniskirche für Ihre Majestäten König Ludwig III. und Königin Maria Theresia in Wildenwart ins Leben gerufen. Der Ort wurde ausgewählt, weil die königliche Familie hier in den Novembertagen 1918 während der Revolution Zuflucht gesucht hatte.

Zudem war Königin Maria Theresia nach ihrem Tod 1919 bis zur Überführung in den Münchner Dom 1921 in der Wildenwarter Schlosskapelle beigesetzt. Zum Bau eines geplanten großen Mausoleums für die Majestäten fehlten die Geldmittel – bedingt durch den Ersten Weltkrieg, die Revolution und die anschließende Inflation. So entschloss man sich zum Bau einer einfachen Seelsorge- und Gedächtniskirche und kam damit den Vorstellungen der Arbeitsgemeinschaft des bayerischen Adels und des einheimischen Seelsorge- und Kirchenbauvereins nahe.

Den Kirchengrund stifteten die im Schloss wohnenden königlichen Hoheiten. Vorausgegangen war ein Grundstückstausch mit der Schmidfamilie in Wildenwart. Architekt und Kirchenbaumeister Georg Berlinger zeichnete die Pläne, die Bauausführung lag in den Händen der Firma Voggenauer-Scheck (Prien).

Am 17. September 1933 nahm Prälat Sebastian Fischer, Dompfarrer zu München, die Weihe des Grundsteins und der Grundmauern vor. Viele Wildenwarter leisteten als Anlieger unentgeltliche Hand- und Spanndienste oder lieferten das notwendige Holz.

Kardinal von Faulhaber trug durch seinen Aufruf zu einer Diözesansammlung wesentlich zur Finanzierung des Vorhabens und damit zum Entstehen der Kirche bei. Als der Bau wegen Geldmangels zu stoppen drohte, konnte der Kardinal noch weitere 10000 Reichsmark zuschießen, um den Kirchenbau zu vollenden.

Bauzeit der Kirche
betrug nur ein Jahr

Am 15. Juli 1934, nach knapp einjähriger Bauzeit, weihte Kardinal von Faulhaber die Christkönigskirche ein. Die Kirche steht auf einem kleinen Hügel außerhalb der Ortschaften und fügt sich mit ihrem barockisiert anmutenden Erscheinungsbild gut in die Landschaft ein. Das Kirchenschiff bildet ein Achteck. Das Gotteshaus ist sehr schlicht gehalten, großflächige Malereien konnten nicht erstellt werden.

Wenige Malereien
wegen Geldmangels

Für die Kuppel war ein großes Fresko geplant, auch darauf musste wegen des chronischen Geldmangels verzichtet werden. Das Gemälde über dem Hochaltar von Maximilian Freiherr von Schellerer zeigt die beiden Majestäten König Ludwig III. und Königin Theresia demütig vor Christus als dem wahren Weltenherrscher kniend. Seitlich davon sind auch die Kirche und Schloss Wildenwart zu erkennen. Die Seitenfiguren am Altar stellen den heiligen Korbinian stellvertretend für das Bistum München-Freising und den heiligen Rupert für das Erzbistum Salzburg dar. Der Chiemgau gehörte Jahrhunderte dem Erzbistum Salzburg an und wurde erst nach der Bistumsneugliederung Anfang des 19. Jahrhunderts nach München Freising umgegliedert.

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