Bad Endorf/Prutting/Stephanskirchen – „Junge Leute, mit frischem, unverstelltem Blick, aber dabei mit Fachkenntnissen auf allerneuestem Stand“ Das sind, so Pruttings Bürgermeister Johannes Thusbaß, Studenten. Deswegen holt er sie sich gerne ins Boot, immer dann, wenn es um größere Projekte für die Zukunft seines Ortes geht – so etwa bei der Frage, wie das örtliche Wirtshaus wiederzubeleben wäre. Deshalb nahm er auch das Angebot der Leaderarbeitsgemeinschaften Mangfalltal-Inntal und Chiemgauer Seenplatte war, Studenten der TU München einmal über wichtige Entwicklungsfragen des Ortes nachdenken zu lassen.
Unverstellter Blick
auf Probleme
Mit ihm taten das die Gemeinden Bad Endorf, Pfaffing, Babensham, und Stephanskirchen; die Ergebnisse der Projektarbeiten wurden unlängst in Bad Endorf vorgestellt. Und gerade in Bad Endorf war der unverstellte Blick zu sehen, den nicht nur Thusbaß an den Studierenden so schätzt. Bad Endorf hatte sich eigentlich eine kleine Studie gewünscht, wie die Kraft des Wassers touristisch zu verwerten wäre. Die Studentengruppe, die Bad Endorf betreute, fand aber, dass Wasser als Tourismusfaktor in der Gemeinde eigentlich schon gut bespielt wäre. Die Frage, wie die immer häufiger und immer heftiger auftretenden Starkregenereignisse, in den Griff zu bekommen wären, aber nicht. Das Kanalnetz auszubauen um den Wassermaßen Herr zu werden, wie es in Endorf schon geschieht, ist gut. Noch besser aber wäre es, das Problem an der Wurzel zu packen. Wie können übermäßig versiegelte Areale wie beispielsweise um den Bahnhof mit vertretbarem Aufwand aufgelockert werden – das war das Projektziel, das sich die Studenten gaben.
Mehr um infrastrukturelle Probleme ging es der Gemeinde Pfaffing. Dort war die Fragestellung an die Studenten, wie die ärztliche Versorgung der Gemeinde verbessert werden könnte. Das Problem dabei, das die Studierenden aufzeigten: Zusätzliche Arztpraxen zu schaffen, ist nicht so einfach möglich, weil die von der Kassenärztlichen Vereinigung über Planungsregionen bestimmt werden. Pfaffing liegt unglücklicherweise an der Schnittstelle von zwei Regionen und in denen liegen auch Städte wie Wasserburg und Rosenheim. Die Folge: Die Arztdichte ist hier insgesamt und über die ganze Region gesehen mehr als ausreichend – nur in Pfaffing fehlen sie eben trotzdem.
Die Frage ist also, wie man mehr Ärzte dazu bringen kann, ihre bereits bestehende Praxis in den Ort zu verlegen. Die Studentengruppe nahm hierfür verschiedene Modelle in Augenschein, deren jeweilige Vor- und Nachteile sie dann ausführlich vorstellten.
In Stephanskirchen war die Frage gewesen, wie die Villa Baumer, ein architektonisches Kleinod in der Gemeinde, einer attraktiven Nutzung zugeführt werden könnte. Der Vorschlag der Studentengruppe war es, sie als einen Ort zu nützen, an dem vielfältige und unkomplizierte Begegnung stattfinden soll. Dafür braucht es einen Attraktionspunkt und diesen könnte, so die Studenten, eine Art „Zweigstelle“ des Heimatmuseums bilden. Um diesen Kern scharen sich im Haus dann ein Café sowie verschiedene Veranstaltungsräume. Die Studenten gingen dabei durchaus ins Detail, zeigten nicht nur am Grundriss auf, wie das Haus im Inneren umzubauen wäre, samt Barrierefreiheit, sondern stellten auch Kostenhochrechnungen vor.
Um ganz Grundsätzliches ging es der Gemeinde Babensham: Die Frage nämlich, wie der Ort sich eine Ortsmitte schaffen könnte. Kern der Studentenarbeit war dabei eine Umfrage in der Bevölkerung. Für deren Ergebnisse – dem Wunsch nach einem grünen Treffpunkt mit Spielpatz, dazu verbesserte Nahversorgung – wurden Lösungen präsentiert, auch hier wieder bis ins Detail gehend und mit einer Kostenabschätzung versehen.
Wie die Ortsmitte
aufwerten
Auch in Prutting ging es um eine weitere Aufwertung der Ortsmitte, deren Kern der kleine „Dorfsee“ das Mösl ist. Die zuständige Studentengruppe stellte als Möglichkeit eine schwimmende Plattform vor. Die könnte einen Uferbereich, der jetzt schon für Veranstaltungen genutzt wird, deutlich erweitern und auch vielfältiger bespielbar machen. Auch hier wieder wurde von den Studenten nicht nur eine Idee in den Raum gestellt, sondern auch detailliert gezeigt, wie diese verwirklicht werden könnte: Samt Grundrissen, Kostenabschätzung für verschiedene Alternativen und – nicht zuletzt – die Fördergelder, die etwa von Leader zu erhalten wären.
Für die Gemeinden ist gerade diese Realitätsverbindung bei den Projekten interessant, wie deren Vertreter bei den Präsentationen immer wieder dankbar betonten. Denn damit werden die Ideen tatsächlich zu handfesten Vorschlägen, die in den Gemeinderäten diskutiert und fortentwickelt werden können.