„Es lässt einen nicht mehr los“

von Redaktion

Wie die Leidenschaft der Griabinga auf 60 Kinder und Jugendliche überspringt

Aschau – Werden Trachtler in Lederhose und Dirndl geboren oder wie funktioniert das mit der Trachtensache? Die Jugendleiter des Trachtenvereins „D‘Griabinga“ Hohenaschau verraten, warum ihre Leidenschaft ansteckend ist.

Das ist pure Lebensfreude

Wenn sich in Aschau ein kleiner Bua vorm Sprung in den Badesee erst einmal im Takt „auf d‘Haxn haut“, dann ist klar: Das ist ein Trachtler, und der hat richtig gute Laune. Denn Platteln ist nicht nur Brauchtum und Sport, sondern vor allem Ausdruck von Lebensfreude. „Und wenn man es einmal probiert hat, lässt es einen nicht mehr los“, versichert Franz Eder. Gemeinsam mit Andrea Pfaffinger und Monika Stein widmet er sich der Kinder- und Jugendarbeit des Hohenaschauer Trachtenvereins D‘Griabinga. Alle drei sind selbst seit Kindesbeinen im Trachtenverein, haben die Volkstänze von den Älteren gelernt und beim Gaupreisplatteln und Gaudirndldrahn Preise für ihren Verein abgeräumt.

Diese Gemeinschaft hält ein Leben lang

„Wir waren richtig gut“, erinnern sie sich. Und dabei schwingt ein besonders inniges Gefühl mit: „Gerade beim Sterntanz denke ich immer daran, dass schon meine Großeltern und meine Eltern so getanzt haben, und ich diese Tradition nun unseren Kindern beibringe“, beschreibt Monika Stein die Trachtenfamilie. Die große Gemeinschaft beginne in der Familie, im Freundeskreis und in der Nachbarschaft, pflanze sich über Kita, Schule und Sportverein fort und halte ein Leben lang, sagt Franz Eder. „Die Wege trennen sich eigentlich nie.“

So blickt auch die Kinder- und Jugendarbeit der Griabinga schon auf eine 90-jährige Geschichte zurück, denn beim 50. Jubiläum des Trachtenvereins im Jahr 1934 trat zum ersten Mal eine Kindergruppe auf. Und über all die Jahrzehnte verbindet die Trachtler ein- und dasselbe Lebensgefühl: Egal ob beim Baden, auf privaten Feiern, nach dem Dienst bei der Bergwacht oder beim Gaufest – Schuhplatteln und Drahn geht immer.

Das Schuhplatteln hat eine lange Tradition. Im Jahr 1880 sollen im Gasthof „Zur Burg“ zum ersten Mal junge Buam gemeinsam geplattelt haben. 144 Jahre später gehört der Volkstanz zu den Trachtlern wie ihr Stopselhut. „Mit fünf oder sechs Jahren lernen die Buben die ersten einfachen Schlagabfolgen, die mit der Zeit immer komplexer werden“, erklärt Jugendleiter Franz Eder. Sie schulen Bewegung, Koordination, Konzentration, Athletik, Rhythmus und verbessern die Körperhaltung.

Und die Begeisterung fürs Platteln, die wachse ganz von selbst, sagt Eder. „Wer will, kann das Plattln oder Drahn bis zum Leistungssport-Niveau perfektionieren“, ergänzt Andrea Pfaffinger. Sie bringt den Dirndln das Drahn bei. Leichtfüßig, dynamisch und elegant soll ihr Tanz sein. Doch was einfach aussieht, ist das Ergebnis jahrelangen Trainings. „Die Füße müssen eng beeinander stehen. Du musst dich auf hohen Zehenspitzen so schnell es geht um dich selbst und dabei in kleinen Schritten wie ein Kreisel in einem gleichmäßigen Kreis um den
Buam herumdrehen“, beschreibt sie. Beim Gaupreisplatteln schauen die Preisrichter auf exakte Bewegungen, aufrechte Körperhaltung, gestreckte Beine und Geschwindigkeit. Sie hören aber auch genau zu. Damit D‘Griabinga Bestnoten erreichen, stimmt Trachtenwartin Monika Stein die Tanztracht genau auf die Tänzer ab.

Mit Maßarbeit zum perfekten Auftritt

„Beispielsweise beeinflussen Unterrock und Saumweite, ob der Rock beim Drahn richtig hochgeht und in der Waagerechten schwebt. Das ist Maßarbeit, ja fast schon eine Wissenschaft“, sagt sie lachend.

Ähnlich ist es bei den
Buam: „Sitzt die Lederhose zu eng, kannst du dich nicht richtig bewegen. Ist sie zu weit, klingen die Schläge dumpf“, erklärt Eder. Auch die Haferlschuhe müssen perfekt sitzen. Bei den Dirndln, damit sie es lange auf Zehenspitzen aushalten. Bei den Buam, damit beim Ein- und Ausstoßen des Schuhplattlers ein ordentlicher Kracher zu hören ist.

Franz Eder, Andrea Pfaffinger und Monika Stein widmen ihre Freizeit etwa 60 Kindern und Jugendlichen in den Reihen der Griabinga. „Wir haben in unserer Jugend so viele schöne Erlebnisse in unserem Trachtenverein gehabt. Dieses Lebensgefühl wollen wir jetzt an die nächsten Generationen weitergeben“, beschreiben sie ihre Faszination. „Wir geben zurück, was wir einst bekommen haben.“ Die Gemeinschaft, die vielen Erlebnisse und „das ganze Drumherum“ sind es, die einen Trachtenverein ausmachen und ihn über Generationen am Leben erhalten. Die Leidenschaft springt von den Eltern auf die Kinder über. Und so wächst der eine kaum aus der Lederhose raus, wächst der nächste schon rein. Da das bei Kindern ziemlich schnell geht, stellen D’Griabinga ihrem Nachwuchs die Trachtenkleidung zur Verfügung. Vor dem Gaufest wurde der Trachtenfundus aufgefrischt und auch um maßgeschneiderte Minitrachten für die ganz kleinen Trachtler ergänzt.

Zusammengehörigkeit und eine Riesengaudi

Zum Jahresprogramm der Kinder und Jugendlichen gehören neben den Proben an Mittwochabenden im Feuerwehrhaus in Hohenaschau verschiedene Auftritte und das Preisplattln. „Und so haben wir im Jahresprogramm immer etwas, worauf wir uns freuen können“, sagt Andrea Pfaffinger. Dazu gehört auch ein gemeinsamer Ausflug im Jahr, der „die Zusammengehörigkeit in der Gruppe stärkt und immer eine Riesengaudi ist“.

Die neueste Idee der Jugendwarte: „Wir wollten unseren Kindern auch ein musikalisches Angebot machen.“ Kaum ausgesprochen, fanden sich im Trachtenverein passionierte Musiker wie Tobias Aicher, Johannes Bauer und Sepp Stein, die die musikalische Trachtensache in die Hand nahmen und dabei auf die Unterstützung von Otto Dufter, dem Leiter der Musikschule Grassau, bauen können.

Die Kinder- und Jugendmusi der Griabinga ist schon fleißig am Proben. Und so wurde der Grundstein für eine neue Tradition im Trachtenverein Hohenaschau gelegt, die weiterleben wird, wenn die Leidenschaft von einer Generation auf die andere überspringt.

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