Plagegeister im Wasser

von Redaktion

Erste Zerkarien-Fälle in der Region – Richtiges Verhalten bei Bade-Dermatitis

Rosenheim/Chiemgau – Sie kommen aus dem Wasser und brauchen einen Wirt: kleine Saugwürmer. Finden sie das richtige Opfer, dringen die winzigen Parasiten bis zu den inneren Organen vor und legen ihre Eier. „Generell ist der Mensch im Entwicklungszyklus dieser Saugwürmer ein sogenannter Fehlwirt, in dem sich der Parasit weder über längere Zeit halten noch weiterentwickeln kann“, heißt es vonseiten des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit. Lästig sind sie trotzdem, die Zerkarien.

Attacke auf
die Haut

Endlich ist das Wetter sommerlich und die Seen in der Region sorgen für Erfrischung und Ruhe vor den Mücken, die in den Schatten lauern. Aber auch im Wasser können Plagegeister warten. Das bevorzugte Ziel der Zerkarien in Badeseen sind eigentlich Enten. Sie dringen aber auch in die Haut von Menschen ein.

An natürlichen Badegewässern kann es immer wieder mal zum Auftreten von Zerkarien, der sogenannten Bade-Dermatitis, kommen. Diese wird durch Larvenstadien (Zerkarien) bestimmter Saugwürmer verursacht. „Die Eier der Saugwürmer werden von Wasservögeln mit dem Kot ausgeschieden, die Süßwasserschnecken dienen im Zyklus der Zerkarien als Zwischenwirte“, teilt das Gesundheitsamt Traunstein mit. Auf der Suche nach einem geeigneten Endwirt kann es sein, dass Zerkarien vereinzelt auch einen Menschen erreichen.

Ende Juni habe eine Familie, die am Badeplatz Schraml in Prien gebadet hatte, anschließend über Ausschlag und Juckreiz geklagt, berichtet das Landratsamt Rosenheim. „Ob es sich tatsächlich um einen Ausschlag aufgrund von Zerkarien gehandelt hat, wurde nicht abschließend durch einen Arzt diagnostiziert“, sagt Sibylle Gaßner-Nickl, Sprecherin des Landratsamtes.

„Ich hatte bisher eine Patientin“, sagt der Priener Kinderarzt Dr. Reinhard Hopfner, „und ich kann jetzt im Augenblick nicht davon sprechen, dass wir irgendwie gehäuft Fälle hätten in der Praxis.“ Aus eigener Erfahrung berichtet der Arzt, dass vermehrt Fälle auftreten würden, wenn die Wassertemperatur steige.

Eine Mutter aus Marquartstein berichtete gegenüber den OVB-Heimatzeitungen von Zerkarien am Zellersee in Schleching, die vor allem ihren beiden Kindern besonders zusetzten. „Wir waren tatsächlich auch relativ lang im Wasser“, sagt die Mutter. Nach dem Schwimmen habe sich die Familie abgeduscht und gründlich abgetrocknet. „Nichtsdestotrotz hat es schon auf der Rückfahrt angefangen zu jucken, am ganzen Körper“, führt sie aus, „das war sehr massiv an dem Tag. Also, meine Tochter hatte an jedem Arm 25 Stiche.“

Mückenstiche schließt die Mutter aus und obwohl am Zellersee auf Zerkarien hingewiesen wird, habe ihre Familie die letzten Jahre keine Probleme mit den Parasiten gehabt. „Am Zellersee sind vereinzelte Fälle bekannt. Faktisch kann die Badedermatitis in der Zeitspanne von Juni bis September an jedem natürlichen Gewässer jederzeit auftreten“, teilt das Gesundheitsamt Traunstein mit.

Laut Bayerischem Landesamt für Gesundheit ist in mehreren Studien ein Zusammenhang zwischen dem vermehrten Auftreten der Badedermatitis und der stetig steigenden Anzahl an Badegästen und dem Klimawandel hergestellt worden. Besonders viele Zerkarien können laut Landesamt im Wasser sein, wenn es zu einem temperatur- und witterungsabhängigen synchronen Zerkarienausstoß komme. Dies könne der Fall sein, wenn auf einige kühlere Tage ein Schönwettertag folgt.

Erstinfektionen verlaufen meist symptomlos, jedoch kann es gelegentlich bereits wenige Minuten nach dem ersten Kontakt zu leichtem Hautjucken und kleinen roten Flecken kommen. Bei wiederholtem Befall kann eine Sensibilisierung auftreten, die zu einer typischen allergischen Reaktion mit stark juckendem Hautausschlag führt.

Das Gesundheitsamt Traunstein rät als Vorsichtsmaßnahme, längere Aufenthalte im Flachwasserbereich zu vermeiden und stattdessen die tieferen und durchströmten Bereiche zu nutzen. Nach dem Baden empfiehlt es sich, sich abzuduschen, die Haut gründlich mit einem Handtuch abzutrocknen und die Badekleidung zu wechseln, da Zerkarien schnell austrocknen.

Keine
Vögel füttern

„Die wichtigste Maßnahme ist, die Wasservögel nicht zu füttern, da diese hauptverantwortlich für die Verbreitung der Zerkarien sind“, so das Gesundheitsamt. Durch die Fütterung der Enten werden diese vermehrt angelockt und scheiden dann als Endwirte mit ihrem Kot die Eier aus. „Ein Badeverbot oder eine Badewarnung wird in der Regel beim Auftreten von Einzelfällen nicht ausgesprochen“, sagt Gaßner-Nickl vom Landratsamt Rosenheim.

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