Altlandkreis Wasserburg – Starkregen, zentimetergroße Hagelkörner und heftige Windböen. Das Wasserburger Land wurde in der Nacht von Freitag auf Samstag von einem heftigen Unwetter heimgesucht. Die Auswirkungen sind auch Tage später noch anhand von umgestürzten Bäumen und gesperrten Straßen zu erkennen. Besonders hart getroffen hat es die Gemeinden Rott, Eiselfing, Amerang, Griesstätt und Schnaitsee.
„Es war eine Schneise, die von Rott über Griesstätt nach Eiselfing und Evenhausen zog“, so beschreibt Florian Hasieber, Kommandant der Feuerwehr Bachmehring in Eiselfing, die Situation. „Das war lokal stark begrenzt, aber heftig.“ Vollgelaufene Keller, umgestürzte Bäume, abgedeckte Dächer. Für die Feuerwehrler im südlichen Altlandkreis war es eine kurze Nacht. Um 22 Uhr ging der Alarm bis um halb 4, teils sogar um 5 Uhr morgens waren die Floriansjünger am Freitag im Einsatz. Nach wenigen Stunden Schlaf folgte am Samstagmorgen für die meisten dann das große Aufräumen.
Zwei Stunden Stromausfall in Rott
Zentrum des Unwetters im Altlandkreis: Die Gemeinde Rott. Kommandant Manfred Lunghammer spricht von einem „Wahnsinn“. 40 Einsätze hatte die Rotter Wehr in der Nacht. „Wir haben sehr schnell gemerkt, dass wir das alleine gar nicht schaffen können.“ Entsprechend wurden sieben umliegende Feuerwehren, gemeinsam mit der Kreisbrandinspektion, nach Rott alarmiert. Besonders herausfordernd: Für zwei Stunden fiel im gesamten Gemeindegebiet der Strom aus. Auch das Feuerwehrhaus lag zeitweise im Dunkeln, die Funkverbindung, unverzichtbar im Feuerwehrdienst, fiel zeitweise ebenfalls aus. Mithilfe von Notstromeinspeisung habe man die Kommunikation zwischen den einzelnen Einsatzgruppen wieder aufbauen können.
Doch auch die Anfahrt zu den Einsatzstellen war teils nur schwer möglich. „Zwischenzeitlich haben die Bahnschranken an den Übergängen an der Strecke Rott-Wasserburg nicht mehr funktioniert“, erzählt Lunghammer. Die Anfahrt zur B15, die durch viele umgestürzte Bäume und einen umgeknickten Strommast blockiert war, sei zwischenzeitlich kaum möglich gewesen. Wie stark die Winde in Rott zeitweise waren, zeigt insbesondere ein Einsatz: „Durch den Wind ist bei uns ein 40-Tonner einfach umgefallen“, so Lunghammer. Rotts Bürgermeister Daniel Wendrock spricht von einem „erheblichen Sachschaden“, glücklicherweise sei aber kein Personenschaden entstanden. „Speziell im Bereich der Bahnlinie und im Gewerbegebiet Eckfeld sind noch schwere Schäden und Baumbrüche sichtbar“, so Wendrock, und bittet die Bürger weiterhin um „Umsicht.“ Das Engagement der Feuerwehren lobt er ausdrücklich. „Nur so konnte es gelingen, die Schäden für den Ort so gering wie möglich zu halten. Rott kann stolz auf seine Feuerwehr sein.“ Bis die Aufräumarbeiten fertig sind, wird es aber noch dauern. „Da sind wir noch Wochen beschäftigt“, sagt Lunghammer, der auch als Bauhof-Leiter in Rott tätig ist.
Feuerwehrhaus steht unter Wasser
Das zweite Zentrum war wohl die Gemeinde Schnaitsee. Zeitweise vier Feuerwehren, plus die Kreisbrandinspektion des Landkreises Traunstein waren hier unterwegs, wie Sepp Emmerer, Kommandant der Schnaitseer Wehr, erzählt. Problem sei insbesondere der „extrem brutale“ Starkregen gewesen. „Da ist es gscheid zugegangen.“ Schnaitsee war erst am Mittwochabend, 10. Juli, das Zentrum eines Unwetters gewesen. Genau dieselben Anwesen habe es auch am Freitagabend getroffen. „Das ist natürlich sehr schlimm für die Menschen vor Ort“, sagt Emmerer. Viereinhalb Stunden hatten die Feuerwehrler mit vollgelaufenen Kellern und überschwemmten Straßen zu tun. Auch das eigene Gerätehaus stand zwischenzeitlich unter Wasser. Die Floriansjünger mussten deshalb auch den eigenen Keller auspumpen, so Emmerer. Neben Rott und Schnaitsee traf es aber auch die umliegenden Gemeinden teils heftig. Bis in die Morgen- stunden waren auch alle vier Eiselfinger Wehren im Einsatz. Auch hier waren dutzende Bäume umgestürzt, mehrere Keller vollgelaufen. In Bergham deckte der Wind zudem ein Dach am. Für einen Schreckmoment sorgte die Murn bei Aham am Samstagmorgen. Sie war zwischenzeitlich stark angestiegen und drohte die Umgebung zu überschwemmen. „Durch die vielen umgestürzten Bäume konnte das Wasser nicht mehr richtig abfließen“, erzählt Bachmehrings Kommandant Hasieber. Eine Fußgängerbrücke an der Murn wurde dadurch sogar weggeschwemmt. Ob und wann diese Holzbrücke wieder ausgebaut wird, Bürgermeister Georg Reinthaler kann dies nicht sagen. „Es war eine sehr beliebte Brücke bei Anwohnern und Spaziergängern“, so Reinthaler. Für die Infrastruktur sei die Brücke allerdings dank der naheliegenden Autobrücke, die das Unwetter unbeschadet überstanden habe, nicht nötig. Insgesamt spricht Bürgermeister Georg Reinthaler von einem „enormen Schaden“ für die Gemeinde Eiselfing. „So heftig hat es uns schon lange nicht mehr getroffen.“ Mehrere Telefonleitungen seien abgerissen worden, der Kerschdorfer Spielplatz sei derzeit aufgrund der vielen umgestürzten Bäume nicht betretbar. Einzelne Gemeindestraßen sowie Teile der St 2359 seien weiterhin gesperrt. Auch in Griesstätt wütete das Unwetter. Georg Weiderer, Kommandant in Griesstätt, war mit seiner Mannschaft sogar bis 5 Uhr morgens unterwegs. Ursprünglich sei die Griesstätter Wehr sogar nach Rott alarmiert worden. „Da war noch gar nicht klar, dass bei uns auch die Welt untergeht“, sagt Weiderer. Am Ende hätten die Feuerwehrler 41 Einsätze im eigenen Gebiet abgearbeitet, unterstützt von den Nachbarn aus Schonstett und Freiham pumpten die Floriansjünger dutzende Keller aus und räumten Bäume von der Straße. „Zwischendrin hatten wir auch einen kleineren Verkehrsunfall“, erzählt Weiderer. Die meiste Arbeit bereiteten aber die vielen vollgelaufenen Keller, unter anderem stand auch der Griesstätter Kindergarten bis zu zehn Zentimeter unter Wasser. Zudem wurden mehrere Dächer im Gemeindegebiet abgedeckt.
Dach „abgerissen“ in Evenhausen
Sogar von einem „abgerissenen Dach“ spricht Josef Huber, Kommandant der Evenhausener Feuerwehr. Samt Schallung und Unterbau flog das Dach aufgrund des heftigen Windes davon. Mit einem Notdach wurde das Gebäude provisorisch von den Feuerwehrlern abgedeckt. Als „ziemlich gach“, beschreibt Huber die Einsatzlage in Evenhausen. Zwar seien er und seine Mannschaft nur zwei, zweieinhalb Stunden unterwegs gewesen, dafür hätten sie aber in dieser Zeit viel zu tun gehabt. Unter anderem an der B304 seien zahlreiche Bäume umgestürzt und hätten die Straße blockiert. Weitere zwei Bäume seien auf Dächer gestürzt. Auch die Wasserburger Wehr hatte 22 Einsätze zu verzeichnen, wie Kommandant Timo Paul erklärt. Davon seien drei außerhalb des eigenen Einsatzgebietes gewesen, unter anderem bei dem abgedeckten Dach in Bergham und dem abgerissenen Dach in Evenhausen hätte die Wasserburger Wehr mit der Drehleiter unterstützt.
Die restlichen 19 Einsätze seien im Stadtgebiet von Wasserburg selbst gewesen. Umgestürzte Bäume habe es zwar keine gegeben, dafür aber überschwemmte Straßen und vollgelaufene Keller.