Rohrdorf – Gerdi Hauser hat Wiedererkennungswert: Denn als selbst ernannte „Bierfluencerin“ kennt man die Rohrdorferin in der Region vornehmlich im Dirndlgwand und mit einem Krug des süffigen Gerstensaftes in der Hand. Und damit sticht sie in der Masse der Influencer heraus. Ihre gut 95000 Follower auf Instagram folgen ihr für die aktuellsten Trends rund um Dirndl und – natürlich – Bier. „I war scho immer a wuide Brezn“, sagt sie über sich selbst. Und das scheint gut anzukommen.
2019 wurde die 30-Jährige, die sich bei Instagram „de_gerdii“ nennt, bekannt, als ein Video von ihr beim Masskrug-Stemmen viral ging. Dabei nahm sie sich den Krug im Bierzelt nicht wie alle anderen in die Hand, sondern stellte ihn auf ihr Dekolleté. „Seitdem heißt es immer wieder: ‚Hey, bist du nicht die…‘“, sagt Gerdi Hauser.
Vollzeit-Job
im Krankenhaus
Zum Leben reichen die Einnahmen, die sie mit ihren Werbepartnern in den sozialen Medien verdient, aber noch nicht. Hauptberuflich arbeitet die 30-Jährige in Vollzeit als medizinische Fachangestellte in der Romed-Klinik in Bad Aibling: in der spezialisierten Sprechstunde für Schilddrüse, Hernie und Adipositas von Chefarzt Prof. Dr. Kai Nowak. „Ich mag meinen Job sehr“, sagt sie. Dort koordiniert sie Termine und unterstützt den Arzt mit dem Führen des Behandlungsprotokolls.
Bei der fröhlichen Rohrdorferin, die auf einem Hof in Immelberg aufgewachsen ist, war nicht immer alles Freude, Sonnenschein. „Es war nicht immer einfach zuhause“, berichtet sie. Denn 2017, als sie 23 Jahre alt war, erkrankte ihre Mutter an Krebs und starb. Später wurde auch ihre Großmutter pflegebedürftig, der Vater musste die Landwirtschaft mit Milchkuhhaltung aufgeben. „Ohne die Unterstützung des Sozialwerks Rohrdorf wären meine Brüder und ich nicht so unabhängig“, so Gerdi Hauser. Deswegen hat sie den Pflegedienst kürzlich mit einer Spende bedacht. „Künftig möchte ich meine Reichweite nutzen, um Menschen zu helfen.“
Medizinische Fragen im Fokus
Aus diesem Grund verändern sich die Inhalte auf ihrem Instagram-Profil derzeit: weg von Werbung für Brauereien hin zu ihren Beruf. Zur Freude ihres Arbeitgebers: „Wir bieten in der Region mit dem Adipositas-Zentrum ein wichtiges Versorgungsangebot mit einem hochkarätigen Team rund um Chefarzt Prof. Dr. Kai Nowak. Weil unseren Aiblinger Romed-Mitarbeitenden das Thema sehr am Herzen liegt, unterstützt aus Überzeugung dabei spontan unsere engagierte Kollegin Gerdi Hauser, um das Angebot noch bekannter zu machen“, lässt Sandra Zabel, Kaufmännische Leiterin der Romed-Klinik Bad Aibling auf Nachfrage des OVB mitteilen. Jetzt macht sie Fragerunden zum Thema Schilddrüse und Adipositas und klärt über Krankheitsbilder und Symptome auf. „Alles, was ich poste, habe ich mit einem Arzt abgestimmt.“ Angst vor falschen Informationen müsse keiner haben.
In der Zeit nach dem Tod ihrer Mutter war Instagram eine „willkommene Ablenkung“, erinnert sich die Rohrdorferin. Zu dieser Zeit habe sie angefangen, Bilder in Dirndlgwand hochzuladen. Und bekam viel positives Feedback.
Über die Jahre wurden es immer mehr Follower, bis 2022 die ersten Werbepartner auf sie zukamen: erst ein Trachtengeschäft aus Ranoldsberg, dann eine Privatbrauerei aus Petting. Dennoch bleibt Instagram nur ein Hobby.
Ein zeitintensives Hobby
Ein Hobby, das Zeit kostet. „Vier bis sechs Stunden investiere ich täglich“, sagt sie. Seit einiger Zeit versucht sie, die 100000-Follower-Marke zu knacken. Allerdings sei ihr Profil derzeit eingeschränkt. „Ich habe einige unangebrachte Kommentare gelöscht. Seitdem ist das so“, sagt sie. Denn nicht alle Kommentare seien positiv. Als junge Frau im Dirndl werde sie oftmals nur auf ihren Ausschnitt reduziert. „Da muss man schon ein dickes Fell haben.“
Als Influencerin sei sie immer auf der Suche nach neuen Ideen und Inhalten für ihr Profil – auch mit mehr Tiefgang. „Ich mag immer noch Bier, Tracht und Festl. Aber hinter all dem steckt noch mehr und das will ich zeigen“, so Gerdi Hauser.