Zwischen Freude und Befürchtungen

von Redaktion

Lärmschutz in Oberaudorf und Kiefersfelden steht – Sorgen wegen Brenner-Zulauf

Oberaudorf/Kiefersfelden – Es hatte schon Symbolcharakter, wie die Vertreter der Deutschen Bahn, des Bundestags und der Gemeinden ihre Rede hielten, während wenige Meter hinter ihnen im Minutentakt die Züge vorbeischossen. Doch auch wenn trotz der neuen Schallschutzwände in Oberaudorf das ein oder andere Wort unterging, wurde eines deutlich: So könnte es funktionieren – ein Miteinander von Politik, Gemeinde und Bahn.

Was vor rund acht Jahren als Machbarkeitsstudie Inntal begann, wurde am Dienstagmittag, zumindest in Oberaudorf und Kiefersfelden, fertiggestellt. „Mehr als 3000 Meter Schienenstegdämpfer und 1010 Meter lange Schallschutzwand-Abschnitte“, erklärt Ulrike Ludewig, Leiterin Technik Portfolio Lärmsanierung bei der DB Infrago AG.

4,6 Millionen Euro investiert

Durch die Investition von rund 4,6 Millionen Euro soll für sämtliche Anwohner entlang der Bahnstrecke der Lärm um bis zu 20 Dezibel gesenkt werden. Laut den Vorgaben der DB soll ein Zug somit weniger Geräusche verursachen als ein normales Gespräch am Essenstisch (unter 54 Dezibel). Zum Vergleich: Der durchschnittliche Baustellenlärm wird auf rund 85 Dezibel geschätzt, ein Rockkonzert auf 120 Dezibel. 

Um das zu ermöglichen, stehen nun Wände mit einer Länge von zweimal 60 Meter rund um den Kiefersfeldener Bahnhof sowie eine knapp 600 Meter lange Wand rund um den Ortsteil Mühlbach.

Im Bereich der Reisachstraße zwischen den bestehenden Wänden in Niederaudorf und dem Bahnhof Oberaudorf ist ein weiterer Schutz von 300 Meter Länge aufgebaut. Nun soll es in den beiden Inntalgemeinden ruhiger werden. „Erfreulich und überfällig”, nennt es die CSU-Bundestagsabgeordnete Daniela Ludwig, die das Projekt als positives Beispiel dafür sieht, politisch etwas bewirken zu können.

Um die Machbarkeitsstudie ins Leben zu rufen, traf Ludwig sich 2016 gemeinsam mit Hajo Gruber, dem Bürgermeister von Kiefersfelden, und dem damaligen Verkehrsminister Alexander Dobrindt zu einem Ortstermin.

Ein Signal, das laut Ludwig etwas bewirkte. Ein Signal, das, wenn auch mit Verzögerung, zu mehr Schutz führte, obwohl der Abschnitt bereits als „lärmsaniert” galt. Und vor allem ein Signal, das der Bundestagsabgeordneten mit Blick auf den Brenner-Nordzulauf aktuell fehlt. „Bei so einem großen Projekt nicht vor Ort zu sein, finde ich schwierig“, sagt sie, ohne den Namen des aktuellen Bundesverkehrsministers, Volker Wissing, auszusprechen.  

Auch bei den Worten von Oberaudorfs Bürgermeister Dr. Matthias Bernhardt wird deutlich, dass Bahntermine in der jüngeren Vergangenheit nicht viel Freude ausgelöst haben. „Die Maßnahme zeigt, dass es funktionieren kann. Aber auch, dass eine Korrektur der ursprünglichen Planung notwendig war”, sagt der Rathauschef.

Belastungen im Vorhinein abfangen

Er appelliert daher daran, auch in Zukunft die Belastung für die Betroffenen schon im Vorfeld zu reduzieren. „Speziell bei Projekten, die nachträglich nicht zu korrigieren sind”, meint Bernhardt und nimmt damit ebenfalls Bezug auf den Brenner-Nordzulauf. 

Bürgermeister Hajo Gruber konnte bereits einen ersten Erfahrungsbericht von den Dämpfern und Schutzwänden abgeben. Er wohnte früher nicht einmal 300 Meter von den Schienen entfernt. „Damals hieß es auch, es geht nicht leiser und ich habe jeden Güterwagen gehört”, meint er. Mittlerweile sei es deutlich ruhiger geworden. „Was beweist, dass es eben doch geht”, sagt Gruber. 

Was die Machbarkeitsstudie angeht, geht es für die Deutsche Bahn im Inntal noch weiter. „Ähnliche Maßnahmen sind bis 2028 in Flintsbach, Brannenburg und Raubling geplant”, stellt Ulrike Ludewig in Aussicht. Doch wie die rund 50 Teilnehmer der Veranstaltung wissen, ist die Arbeit der DB im Inntal damit noch lange nicht vorbei. 

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