Aschau – Für ihr Gaufest werden sich die Hohenaschauer Trachtler wieder ganz besonders in Schale werfen. Bei den Burschen und Männern geht das schnell: In weißes Leinenhemd, grünes Leiberl und Lederhose geschlüpft, Loifei, Füaßl und Haferlschuhe übergestreift, Joppe angezogen und Stopselhut mit doppeltem Spielhahnstoß auf. Fertig. Während sie in wenigen Minuten fertig sind, dauert es bei den Frauen um einiges länger. Sie müssen von Kindheit an früh aufstehen, wollen sie Punkt 10 Uhr beim Festgottesdienst in ihrer Festtracht glänzen.
Trendfrisur
oder Tradition?
„Die kleinen Dirndl tragen zwei geflochtene Zöpfe, bei der Jugend werden die Zöpfe dann eingeflochten und hochgesteckt, die aktiven Dirndl und die Röcke-Frauen tragen eine Gretl-Frisur“, erklärt Trachtenwartin Monika Stein. Doch nicht etwa, weil geflochtenes Haar wieder im Trend ist und Models mit außergewöhnlichen Flechtfrisuren über die Laufstege der Fashion Weeks laufen. Nein. Ganz im Gegenteil: „Die Tradition der Gretl-Frisur ist zu einer Zeit entstanden, da die meisten Frauen noch sehr lange Haare trugen. Zwei geflochtene Zöpfe wurden zu einem Haarkranz aufgesteckt. So waren die Haare aufgeräumt, und die GretlFrisur taugte gut für den Alltag“, berichtet Stein.
Doch nicht alle Trachtlerinnen haben eine wallende Mähne, die sich in ein Flechtkunstwerk verwandeln lässt. Viele Frauen tragen heutzutage auch kurzes Haar. Sobald sie aber ihre Tracht anlegen, haben auch sie eine Gretl-Frisur.
Wie das geht? „Etwa seit den 80er-Jahren gibt es Kunsthaarzöpfe“, verrät Monika Stein das Geheimnis der einheitlichen Trachtenfrisur. Zuvor hatten viele Frauen, deren Haare für eine natürliche Gretl-Frisur“ nicht lang genug waren, auch einen sogenannten „Schopf“ getragen.
Damit alle Handgriffe sitzen, wurde in Vorbereitung des Gaufestes eigens ein „Gretl-Frisur-Kurs“ organisiert. Um eine perfekte, kunstvolle Gretlzopf-Frisur hinzubekommen, konnten die Trachtlerinnen an zwei Übungsabenden Kniffe und Tricks von den „Profis“ erlernen. Ist die Frisur gelungen, wird sie mit einer Haarspange geschmückt. Doch damit ist es noch längst nicht getan.
Die aktiven Dirndl legen ihren weinroten Wollrock mit zwei Samtbändern, ein schwarzes Mieder mit Silberhaken, Silbergeschnür und Talern an und schmücken den Ausschnitt mit Blumen und Grünzeug. Das Schultertuch wird mit Broschen festgesteckt, die Kropfkette angelegt. Bei festlichen Anlässen tragen sie anstatt der Bluse zum Rock passende lange, weinrote, gesmokte Ärmel. Zum Schluss kommt der Hut. Bei den aktiven Dirndln ist er aus grünem Filz mit beidseitig aufgebogener Krempe und einer linksgehakelten Spielhahnfeder. Bei kirchlichen Hochfesten tragen sie statt des Hutes einen Jungfernkranz im Haar.
Nach ihrer Zeit bei den „Aktiven“ werden die Griabingerinnen zu sogenannten Röckefrauen und tragen die Frauentracht. Das sogenannte „Röcke“-Gewand aus schwarzem Seiden- oder Wollstoff hat einen viereckigen Ausschnitt, lange Ärmel und ein weißes, goldbesticktes Einstecktuch. Der Ausschnitt wird mit Blumen verziert. Über die Röcke kommt die blau-geblümte Vereinsschürze. Komplettiert wird die Tracht mit schwarzen Strümpfen und schwarzen Trachtenschuhen. Als Kopfbedeckung tragen sie den Inntaler Hut mit einer Goldquaste, Goldstickerei an der Hutunterseite und zwei langen schwarzen Bändern.
Die Besonderheiten liegen im Detail
So herausgeputzt werden die Griabinger Trachtler am Gaufestsonntag, 28. Juli, den Trachtenumzug mit über 4500 Trachtlern, 43 Festwägen und 20 Musikkapellen anführen. „Auf den ersten Blick mögen sich die Gebirgstrachten im Chiemgau gleichen“, sagt Trachtenwartin Monika Stein: „Doch die Besonderheit liegt in ihren Details. Es sind die kleinen handgearbeiteten Details, die das Besondere unseres Gwands ausmachen. An ihnen erkennen wir, woher ein Mensch kommt, wo seine Heimat ist und wo seine Wurzeln liegen.“