A8-Durchstich in greifbarer Nähe

von Redaktion

Unterführung für Fußgänger und Radler möglich – Bürgerblock bei Sondersitzung allein

Rohrdorf – Eigentlich hat in der Gemeinde niemand mehr daran geglaubt: dass es je zu einer Entschärfung des Nadelöhrs zwischen Thansau und Rohrdorf kommen könnte. Jahrzehntelang hatte man bezüglich der Autobahnunterführung um eine Verbesserung geradezu gebettelt und gebarmt – vergebens. Doch jetzt ist die Lösung – eine separate Unterführung für Fußgänger und Fahrradfahrer – in greifbare Nähe gerückt: im Dezember 2025 könnte sie eingeweiht werden.

Alle „Entscheider“
in der Sitzung

Das ist nicht erneut nur eine bloße Hoffnung, es ist das handfeste Ergebnis einer hochkarätig besetzten Vorstellung im Gemeinderat: Anwesend war nicht nur das Ingenieurbüro Gebauer, das zunächst eine Machbarkeitsstudie und daraus dann eine Planung für den Durchstich erstellt hatte. Anwesend waren auch Sebastian Hock von der Autobahn-GmbH des Bundes sowie Alexander Eisner, Abteilungsleiter beim Straßenbauamt Rosenheim, das seinerseits für den Freistaat Bayern steht.

Die gemeinsame und übereinstimmende Feststellung all dieser Vertreter: Der Durchstich ist nicht nur technisch machbar, es sind auch so gut wie alle dazu nötigen Vereinbarungen bereits unterschrieben. Im Grunde fehlen, bevor es an den Bau gehen kann, nur noch die Zustimmung des Gemeinderats zur sogenannten Kreuzungsvereinbarung und die Genehmigung durch das Fernstraßenbundesamt.

Doch genau hier schleicht sich Unsicherheit ein. Denn bei der Sondersitzung des Gemeinderates war kein einziger Vertreter der Fraktionen CSU, FWB Höhenmoos-Achenmühle und Freie Wähler (FW) zugegen. Dabei war, wie Bürgermeister Simon Hausstetter (Bürgerblock) feststellte, ein derartiges Zusammenkommen aller verantwortlich Beteiligten der ausdrückliche Wunsch der CSU gewesen, um über die vorliegende Planung sowie die weitere Vorgehensweise informiert zu werden.

Dass es hier zu einer Terminüberschneidung kommen würde, war schon in der jüngsten regulären Sitzung vom Donnerstag letzter Woche Thema. Zum Termin der Sondersitzung war nämlich eine parallele Veranstaltung der CSU mit Landrat Otto Lederer angesetzt. In Lauterbach sollte über den Brenner-Nordzulauf sowie den Hochwasserschutz gesprochen werden. Allerdings war, wie man seitens der Verwaltung feststellte, der Termin für die Sondersitzung schon eine Woche lang im Ratssystem eingestellt gewesen, bevor die Einladung zur CSU-Veranstaltung eintraf.

Seitens des Bürgerblocks hatte man deshalb in der regulären Sitzung darum gebeten, dass sich aus den Fraktionen von CSU, FWB Höhenmoos-Achenmühle und FW zumindest ein paar Vertreter bei der Sondersitzung einfänden, die dann den erhaltenen Kenntnisstand weitergeben könnten.

Dass dem nicht so war, dass sich nicht nur die komplette CSU-Fraktion, sondern auch die Vertreter von FWB und FW „aus persönlichen Gründen“ entschuldigt hatten, stieß bei den gut 20 Zuhörern aus der Bevölkerung auf völliges Unverständnis.

Diesem wurde nach der Sitzung auch in deutlichen Worten Ausdruck gegeben: „Bei einem für die Gesamtgemeinde so entscheidenden Thema wäre die Anwesenheit zumindest einiger Vertreter aus jeder Fraktion eigentlich eine Selbstverständlichkeit – zumindest in einem Gemeinderat, dem es mehr um das Wohl der Bürger als um die eigenen Befindlichkeiten geht“, so ein Zuhörer.

Fraktionsübergreifende Teilnahme hätte den Bürgern, wie aus deren Reihen zu hören war, dann auch eine Unsicherheit genommen: Gerüchteweise, so ihre Feststellung, heiße es nämlich, dass die konservative Mehrheit im Gemeinderat die für den Bau der Unterführung noch notwendigen Beschlüsse torpedieren wolle, wie es schon beim Bikepark geschehen sei.

Wohl auch deshalb, und um alle möglichen Sachzweifel aus der Welt zu räumen, bemühten sich die Vertreter des Bürgerblocks um sehr kritische Nachfragen. Die Kernergebnisse aus den Antworten der Verantwortlichen:

Rückbau: Wenn der sechsstreifige Ausbau der A8 verwirklicht und deshalb der Durchstich obsolet wird, muss er nicht im eigentlichen Sinn vorher „rückgebaut“ werden. Es fällt dort im Rahmen der sowieso notwendigen Baumaßnahmen nur wegen des verbauten Betons ein geringer Mehraufwand an, und nur dieser Mehraufwand muss von der Gemeinde bezahlt werden.

Rückzahlung: Die erhaltenen Fördergelder in einer Höhe etwa 70 Prozent könnten vom Freistaat anteilig zurückgefordert werden, wenn der Autobahnausbau in weniger als zehn Jahren fertiggestellt wird. Damit ist nach der Feststellung von Alexander Hock von der Autobahn-GmbH jedoch nicht zu rechnen: Man gehe davon aus, so Hock, dass frühestens binnen zehn Jahren der Abschnitt bis Achenmühle fertiggestellt werden könne, erst danach werde der Abschnitt von Rosenheim bis Rohrdorf in Angriff genommen.

Laut Fachleuten
gut machbar

Rücksicht: Wenn die Autobahn infolge des Durchstichs Schäden erleidet, müssen diese auf Kosten der Gemeinde beseitigt werden. Die planende Ingenieurfirma erklärte ausführlich, durch welche Maßnahmen zum Schutz des Bestandes dies beim Bau nahezu 100-prozentig ausgeschlossen werden kann. Der schlimmste Fall, der aber laut Experten fast nicht eintreten kann, sei beileibe kein Zusammenbruch der Autobahn, sondern nur eine geringfügige Senkung der Asphaltschicht im Bereich des Durchstichs – die durch Abfräsung und Neuasphaltierung der Deckschicht beseitigt werden könne.

Das einhellige Fazit auch der Fachleute deshalb: Der Durchstich ist machbar und im Grunde alternativlos. Alexander Hock von der Autobahn-GmbH und Alexander Eisner vom Straßenbauamt des Landkreises stellten fest: Die jetzige Situation ist definitiv unzumutbar.

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