Aschau – Die Gaufestvorbereitungen der Griabinga Hohenaschau sind auf der Zielgeraden. Heute, Donnerstag, um 19 Uhr wird das Fest mit dem traditionellen Bieranstich bei freiem Eintritt und mit den Kaiser Musikanten eröffnet. Vorher sind es noch viele kleine Details, die für ein perfektes Gaufest erledigt werden müssen. An einem ziemlich großen „Detail“ und einer Besonderheit der Hohenaschauer Trachtler – dem Triumphbogen – arbeiteten die Griabinga am gestrigen Mittwoch.
Daxn wurden bei Vollmond geerntet
Das zwölf Meter breite Gerüst für den Triumphbogen wurde in Hasendraht gehüllt und mit Tannenzweigen verziert. Die „Holzknechte“ des Vereins hatten dafür am Wochenende Tannen aus dem Wald geholt. Bei Vollmond, versteht sich: Dann nämlich nadeln die Zweige nicht so schnell. Gestern sorgten viele fleißige Hände dafür, dass die Äste in passend große Zweige zerteilt wurden.
„So wie angeschafft“, sagt Peter (85), einer der vielen ehrenamtlichen Helfer: „Etwa 20 Zentimeter lang, oben dünn und unten buschig.“ Neben ihm zwickt auch Ida (86), seine einstige Klassenkameradin, Zweige. Sie war schon vor 65 Jahren dabei, als die Hohenaschauer zum ersten und einzigen Mal für ihren Triumphbogen kämpfen mussten.
Damals ereignete sich jener Vorfall, von dem die „widerspenstigen Griabinga“ bis heute erzählen: Sie ließen sich nicht kleinkriegen, und weder vom Amt noch von der Polizei einschüchtern.
1959 feierte der Verein sein 75-jähriges Bestehen. Und zum guten Brauch gehörte es auch, dass beim Trachtenfest ein Triumphbogen über die Straße gespannt wird. Er stellte den offiziellen Willkommensgruß für alle Fest- und Ehrengäste dar. Dieses Mal hatten die Griabinga die Rechnung allerdings ohne das Straßenbauamt Rosenheim gemacht. Mitten unter der schweißtreibenden Arbeit hieß es, er dürfe nicht aufgestellt werden, weil damit der Straßenverkehr gefährdet werde.
Hans Jäger, der damalige Vorsitzende der Griabinga, und Bürgermeister Georg Bauer fuhren ins Straßenbauamt. Doch zurück kamen sie nicht etwa mit der gewünschten Genehmigung, sondern mit der Androhung, dass ein Bauzug aus Rosenheim kommen werde, um den Bogen abzureißen, wenn die Griabinga ihn nicht freiwillig zurückbauten.
Der Bauzug kam tatsächlich. Doch das halbe Dorf stand bereit und versperrte den Arbeitern den Weg zum Triumphbogen. Sogar Landrat Georg Knott schaltete sich ein, um die Hohenaschauer Trachtler zu unterstützen, doch auch er blieb erfolglos. Als letztes hoffnungsvolles Aufgebot wurden die Trachtlerinnen ins Straßenbauamt geschickt. Sie würden mit ihrer Redegewandtheit schon eine Genehmigung erwirken, so die Hoffnung.
Doch statt einer Zusage kam ein zweiter Bauzug im Geleit von vier Polizeibeamten aus Rosenheim. Das erschütterte die Hohenaschauer sehr. Schließlich wollte sich keiner mit der Polizei anlegen. Trotzdem umringten alle schützend ihren Triumphbogen. Nur mit Gewalt hätte der Bauzug an das Prunkstück herankommen können. Ein kleiner Bub wagte es, den Polizeibeamten entgegenzutreten. Unter Tränen soll er gerufen haben: „Aber wart’s no, wenn unsere Holzknecht vom Berg owa kemman, de helfn eich scho.“
Der Triumphbogen blieb stehen und stolz marschierte am Festsonntag der Festzug unter ihm hindurch. Wer der kleine, tapfere Bub war, wissen die Hohenaschauer heute nicht mehr. Doch es soll ihn wirklich gegeben haben. Genauso wie den „Wider-Gust“, der den Bogen als „Unser Siegestor“ bezeichnete.
50 Jahre später – beim 125-jährigen Gründungsfest der Griabinga im Jahr 2009 – wurde auf Initiative des Vorsitzenden Claus Reiter erstmals wieder ein Triumphbogen über der Staatsstraße aufgestellt. Und auch anlässlich des 140-jährigen Gründungsfestes stellen die Hohenaschauer wieder ihr „Siegestor“ auf.
„Des wead a bärige Sach“, freuen sie sich auf ihr Fest. Zuerst einmal war es aber eine stachelige Sache, die sie mit Handschuhen, Daxnscheren und Schraubenzieher angingen. Denn zur Sicherheit des Triumphbogens gehören nicht nur standsichere, tonnenschwere Säulen auf jeder Straßenseite und eine fest verschraubte Krone, sondern auch gut „gespickte“ Daxn. „Sie werden in eine Drahtmasche tief eingeschoben und in der übernächsten Masche wieder nach vorn gedrückt und verhakelt“, erklärt eine „Flechterin“ die spezielle Technik.
Tausende Blumen schmücken den Ort
Während an der Straße der Triumphbogen gesteckt wird, verrät ein Blick in Festzelt, Bar- und Café-Zelt, mit wie vielen liebevollen Details die Hohenaschauer ihr Fest vorbereiten. Die
i-Tüpfelchen werden frisch vom Blumen-Team um Maria Angermaier und Angela Mitterer geliefert. Eine blumige 140 haben sie zum Jubiläum des Vereins kreiert, für die Ehrentische Gestecke vorbereitet, den Altar für den Festgottesdienst geschmückt und Blumenkästen bepflanzt. Am Samstag verteilen die Trachtlerinnen an der 3,6 Kilometer langen Strecke des Festumzugs etwa 700 Daxn mit Schleifen und Fahnen an den Gartenzäunen. Das Gaufest in Hohenaschau kann beginnen.