Amerang – Die zukünftige Energieversorgung soll umweltschonend, zuverlässig und bezahlbar sein. Hierzu zählt neben der Stromerzeugung auch die Versorgung mit regenerativ gewonnener Wärme. Vor diesem Hintergrund passen die Überlegungen der Gemeinde Amerang, die Energieeffizienz mit zentraler, netzgebundener Wärmeversorgung zu steigern.
Im Zusammenhang mit der Planung des neuen Ortsteils Kammer wurde daher frühzeitig beschlossen, ein Wärmenetz aufzubauen. Parallel dazu reifte der Entschluss, nach Möglichkeit die Fernwärmeversorgung auch für die Bestandsbebauung im Ort auszubauen. Eine Machbarkeitsstudie sollte nun eine stichhaltige Entscheidungsgrundlage – auch in Bezug auf den möglichen Standort der Heizzentrale – liefern.
Informationen
eingeholt
Dazu wurden Informationen über den aktuellen Stand der Heizanlagen in den Bestandsgebäuden im Ort eingeholt. Über einen Fragebogen konnten Hauseigentümer und Gewerbebetriebe Angaben zu ihrer aktuellen Heizmethode machen und ihr mögliches Interesse am Anschluss an ein Fernwärmenetz kundtun. Der Geschäftsführer der Fernwärme Amerang GmbH, Pascal Lang, stellte das Ergebnis der Machbarkeitsstudie nun im Gemeinderat vor. Dazu waren auch viele Zuhörer gekommen.
In puncto Heizzentrale wurde demnach der Standort nördlich des gemeindlichen Bauhofs beim Klärwerk wegen seiner zentralen Lage auch zu den Gewerbebetrieben für ideal befunden. Zudem bestehe in der näheren Umgebung keine schutzwürdige Wohnbebauung, auf die im Betrieb der Anlage Rücksicht zu nehmen wäre, es würde kein Grunderwerb notwendig und es bestehe eine optimale verkehrstechnische Anbindung, erläuterte Lang.
Die Umsetzung der Fernwärmeversorgung für Amerang sah er weitgehend positiv. In Kammer gehe es bereits los. Die ersten Häuser entstünden und bis zur Umsetzung eines Gesamtkonzepts werde die Wärmeversorgung provisorisch mit einem „Hotmobil“, das im August an den Start gehen soll, gewährleistet. Nun könne man den Fokus auf die Gesamtversorgung legen.
Von gesamt 535 vorhandenen Gebäuden im Ort, seien bei einer ersten unverbindlichen Umfrage 208 Rückmeldungen eingegangen. 63 Prozent der Rückmeldungen hätten Interesse an einem Anschluss für gesamt 134 Gebäude mit 288 Wohn-/ Nutzungseinheiten bekundet. Dies mache einen Wärmebedarf von circa 4000 Megawattstunden (MWh) beziehungsweise eine Heizleistung von 3,3 Megawatt (MW) pro Jahr aus. Hierzu kämen 34 Gebäude mit 784 Megawattstunden pro Jahr und einer Leistung von 564 Kilowatt im Baugebiet Kammer sowie die vorliegenden gewerblichen Anfragen im Gewerbegebiet Am Kroit mit 900 MWh/a beziehungsweise 500 kW Leistung.
Im Endausbau schwebt dem Geschäftsführer bei einer Anschlussquote von 65 Prozent oder 356 Anschlüsse eine Wärmeleistung von rund 6400 Megawatt vor. Berücksichtige man den Gleichzeitigkeitsfaktor, das heißt, dass höchst selten alle Anschlüsse gleichzeitig Bedarf haben, sei von einer Wärmeleistung von 3200 Megawatt auszugehen. Spitzen, die etwa an 16 Tagen im Jahr auftreten, würden mit einem Pufferspeicher abgefedert, erklärte Lang.
Generell soll die Wärmeversorgung zu etwa 51 Prozent über eine Wärmepumpe, zu etwa 48 Prozent über Hackschnitzelkessel und zu einem Prozent über einen Elektrokessel erfolgen. Beim Endausbau kann sich die Aufteilung geringfügig ändern. Zum Projektbeginn umfasst das Wärmenetz nach derzeitiger Planung eine Gesamtlänge von circa 10,4 Kilometern beziehungsweise im Endausbau von 13,3 Kilometern. Die Umsetzung erfordert nach dem aktuellen Planungsstand einen Investitionsaufwand von circa zwölf Millionen Euro.
Die Finanzierungsplanung sieht eine öffentliche Förderung durch die Bafa in Höhe von knapp vier Millionen Euro sowie Baukostenzuschüsse in Höhe von circa 2,9 Millionen Euro vor. Der verbleibende Betrag von rund 5,5 Millionen Euro wäre aus Eigenmitteln der Gesellschafter und Bankdarlehen zu decken.
Laut Pascal Lang lägen die Kosten für den Anschluss eines Einfamilienhauses mit einer Anschlussleistung von bis zu 30 kW einmalig bei 19635 Euro. In der Regel erhalte der Eigentümer hierzu eine staatliche Förderung von mindestens 50 Prozent. Die laufenden Entgelte in Form der jährlichen Grundgebühr beziehungsweise des Arbeitspreises je kWh werden in den nächsten Monaten final festgelegt. Aktuell ist hier ein Wert von circa 600 Euro pro Jahr beziehungsweise neun Cent/kWh mit einer Spanne von plus/minus zehn Prozent kalkuliert.
Ob es aber letztlich eine Fernwärmeversorgung für den Ort Amerang gebe, hänge davon ab, ob eine ausreichende Anzahl von Eigentümern sich bei den im November geplanten konkreten Abfragen für einen Anschluss ihres Gebäudes entscheidet. Das Ergebnis bilde die Grundlage für die finale Wirtschaftlichkeitsberechnung beziehungsweise die Entscheidung der Gesellschafter über den Netzausbau.
Auf Nachfragen aus dem Gemeinderat erklärte Lang, dass die Dimensionierung der Anlage für eine hundertprozentige Anschlussquote keinen wirtschaftlichen Betrieb erwarten ließe. Das Wärmenetz wird für eine 80-prozentige Versorgung ausgelegt. Im Übrigen sei davon auszugehen, dass der langfristige Wärmebedarf der angeschlossenen Gebäude durch Sanierungsmaßnahmen abnehme und hierdurch Kapazitäten für zusätzliche Anschlüsse frei würden.
Im Rahmen der Betriebsführung würde laufend überwacht und entschieden, welcher Energieträger die wirtschaftlichste Versorgung ermögliche. Zudem bestätigte Lang, dass die Kosten der Leitungsverlegung auch die Wiederherstellung der Oberflächen, insbesondere bei öffentlichen Verkehrsflächen, berücksichtigen. Ebenso würden bei den Grundstücksanschlussleitungen die Oberflächen bis zu einer Länge von 15 Metern wiederhergestellt. Darüber hinaus habe der Anschlussnehmer die Kosten zu tragen.
Auf die Fragen nach den finanziellen Risiken für die künftigen Kunden, erklärte Pascal Lang, dass das größte finanzielle Risiko aus seiner Sicht für die FWA in der Abhängigkeit von fossilen Energiequellen liege.
Insoweit sollte das Ziel verfolgt werden, das Risiko durch eine größtmögliche Sicherung von örtlich verfügbaren regenerativen Energieträgern zu minimieren. „Amerang hat mit der Sicherung der Wärmeversorgung zum stabilen Preis alles richtig gemacht“, betonte Pascal Lang. Das Holz komme aus der Region und einen großen Teil des benötigten Stroms liefere der geplante Solarpark.
Der Gemeinderat beschloss einstimmig, die Planungen weiterzuführen. Die Mitglieder waren der Ansicht, dass mit diesem für die Entwicklung der Gemeinde wichtigen Projekt eine zukunftsorientierte Infrastruktur für eine nachhaltige Wärmeversorgung entwickelt werden könne. Die Rahmenbedingungen wurden als positiv und das wirtschaftliche Risiko als vertretbar bewertet.
Voraussetzungen
geschaffen
„Die Gemeinde hat mit ihrem mehrheitlichen Gesellschaftsanteil von 51 Prozent an der FWA und der Zusammenarbeit mit der EGIS eG die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass die Bürger darauf vertrauen dürfen, mit einem Anschluss an die Versorgung langfristig eine wirtschaftliche, werthaltige und ökologische Wärmeversorgung ihrer Gebäude sichern zu können“, stellte Linner abschließend heraus.