Schnaitsee – Löschen wie anno dazumal: Das war die Aufgabe am Samstag von sieben Feuerwehren der Umgebung. Sämtliche Schnaitseer Kirchenglocken läuteten gegen 15 Uhr und verkündeten die „Katastrophe“: einen Brand am Mörtl-Gebäude am östlichen Ortsrand von Schnaitsee. Aus sieben Orten eilten die Feuerwehrler mit historischen Geräten heran.
Am Brandherd warteten aber nicht nur die Rauchschwaden, die aus dem Gebäude quollen, sondern auch schon mehrere Hundert Zuschauer, die sich dieses Spektakel, das an längst vergangene Zeiten Ende der 1800er- und Anfang der 1900er-Jahre erinnerte, ansahen.
Ehrenkommandant Siegi Hudelist junior stellte alle eintreffenden Wehren den Gästen der historischen Löschübung vor. Natürlich traf als Erstes die Schnaitseer Wehr mit ihrer Saug- und Druckspritze aus dem Jahr 1884 ein. Nach und nach folgten die weiteren Wehren, in etwa in der Reihenfolge wie es auch vor über 100 Jahren, als die Spritzen noch von Pferden gezogen wurden, der Fall gewesen wäre. Da trafen Waldhausen mit der Spritze von 1905, Titlmoos mit der Ansaug-Druckspritze aus dem Jahr 1877, Wasserburg mit der ältesten Hand-Druck-Pumpe aus dem Jahr 1860, Zeiling mit der Spritze von 1911 und Trostberg, die ihre historische Spritze sogar händisch zur Feuersbrunst zogen, ein. Alle anderen Spritzen waren von alten Bulldogs gezogen worden.
Kirchenglocken
weisen den Weg
Hudelist erläuterte die Alarmierung in den Zeiten, bevor die Sirenen riefen. „Wenn es in Schnaitsee brannte, läuteten alle Kirchenglocken. Lag der Brandherd gegen Norden, läutete die Zügenglocke, gegen Westen die Elferglocke, gegen Süden die Zwölferglocke und gegen Osten die große Glocke. Und das immer abwechselnd mit allen Glocken. So wussten die Leute, wo denn der Brand ist.“ Außerdem waren damals Brandmelder mit Pferden zu den benachbarten Orten unterwegs.
Hudelist erinnerte an den großen Brand in Schnaitsee 1903, als fast die gesamte Ortsmitte und sogar der Turm der Elisabethkirche brannte. „Damals kamen 13 Wehren nach Schnaitsee, „um schlimmeres Übel“ abzuwehren, wie es in Presseberichten aus jenem Jahr heißt.
Auch bei dem „Großbrand“ am Samstag pumpten alle acht Wehren, was das Zeug hielt, um das Gebäude zu „retten“ und die Brandherde zu löschen. Die Kräfte erlahmten und viele Zuschauer sprangen spontan ein und lösten die erschöpften Feuerwehrmänner ab. Dabei merkten viele sehr schnell, wie kräfteraubend in damaligen Zeiten das Pumpen des Löschwassers war.
Auch Schnaitsees neuer Dritter Bürgermeister Christian Sewald pumpte kräftig mit. Endlich, nach einer knappen halben Stunde, war das Feuer gelöscht. Und da kam auch die lausbübische Art der Feuerwehrler raus. An diesem glutheißen Samstagnachmittag wurden die Spritzen gegeneinander und auch in das Publikum eingesetzt. Schnell wurde aus dem Ernst der Übung eine nasse Gaudi für alle Teilnehmer. Der Schnaitseer Bürgermeister Thomas Schmidinger lobte zunächst die Feuerwehrler, dass sie auch die Historie nicht außer Acht lassen und die uralten Geräte so sorgsam für die Nachwelt aufbewahren. Er hatte sich einen guten Platz zur Übersicht gewählt, stand dann allerdings so präsent, dass er schnell zum Ziel der Wasserspritzer wurde und patschnass aus der Übung rauskam.
Immer wieder spendeten die erfreulich vielen Zuschauer Applaus für die Brandbekämpfer und hatten am Ende auch gar nichts dagegen, selber nass zu werden. Am Feuerwehrhaus wartete schon die perfekte Verpflegung für alle.
Für die jüngsten Besucher stand eine Hüpfburg zur Verfügung und das große rote Schnaitseer Feuerwehrauto war stark frequentiert, um die Kinder durch das Dorf zu fahren. Am Abend war auch für die musikalische Unterhaltung gesorgt, sodass dieser Samstag für Gäste und Aktive noch sehr lang andauerte.