Flintsbach – Pünktlich zum Jahreswechsel hat er sein Vorhaben angetreten: In Bayern gestartet, ging es für Marinus Obermair gleich wenige Tage später bereits in die Niederlande. „Seitdem ist irre viel passiert“, erzählt Obermair ein halbes Jahr später am Telefon. Zu dem Zeitpunkt befindet er sich gerade noch in Kambodscha, wo ihn einige Zeit lang ein Freund aus Deutschland begleitet hat. 20 Länder hat er schon bereist, das nächste Ziel ist Thailand. Erste Anlaufstelle: Bangkok. „Ein Highlight war gleich zu Beginn der Reise Marokko: Ballon fahren, Pferde und Kamele reiten, unter freiem Himmel in der Wüste kochen.“
Gescheiterter
Segeltörn
Ursprünglich sei die Idee gewesen, mit einem Engländer auf dessen Segelboot über den Atlantik in Richtung Brasilien zu reisen, doch plötzlich kam keine Rückmeldung mehr. Von daher entschied sich Marinus Obermair kurzerhand für die andere Richtung, nicht Richtung Amerika, sondern zuerst in den südostasiatischen Raum. Und der hat es dem 21-Jährigen mächtig angetan.
Istanbul und Afghanistan sind in seinen Augen „wunderschöne Länder“, mit einer „beeindruckenden Natur“ und „sehr herzlichen Menschen, die eine echte Gastfreundlichkeit“ an den Tag legen. Die Nummer eins der Länder auf seiner Reise bislang sei aber definitiv der Iran gewesen. Man erwarte ein Kriegsland, doch dem sei überhaupt nicht so. „Es gab quasi keinen Tag, an dem ich nicht zum Essen oder Übernachten eingeladen wurde, der Umgang der Menschen ist sehr warm – sie sind sehr viel offener als manche Leute in Deutschland. Und ich habe mich oft bewusst dafür entschieden, draußen zu schlafen. Im Iran gibt es unglaublich viele unterschiedliche Abschnitte: Von der endlosen Weite der Wüste über unfassbar schöne Städte, im Norden Teeplantagen, im Süden traumhaft schöne Inseln und dazwischen einen dichten Dschungel“, schwärmt Obermair.
Als Koch ist seine Abenteuerreise für ihn natürlich auch eine kulinarische. Er habe viel gelernt oder konnte vertiefen, was er schon wusste – beispielsweise mitten in der Natur Currypaste selber herzustellen. Denn Restaurants suche man im Iran vergeblich und weil zu der Zeit gerade der Fastenmonat Ramadan war, gab es ohnehin erst mit dem Sonnenuntergang etwas zu essen.
Gestartet in Flintsbach mit 4000, folgen ihm inzwischen 220000 Menschen auf seinem Instagram-Kanal „movelikeg“, auf dem er seine Erlebnisse auf der ganzen Welt teilt. „Das ist natürlich ein mega Gefühl, wenn ein Video mehr als eine Million Aufrufe bekommt“, freut sich Marinus über seine Influencer-Karriere. Gerade, weil er fast nur deutschsprachige Follower hat und seine Beiträge bewusst in seiner Muttersprache hält.
Mit der internationalen englischsprachigen Schiene sei es zwar „leichter“, Reichweite zu generieren und mehr Konten zu erreichen, doch er hat sich bewusst dagegen entschieden: „In meinen Augen ist der deutschsprachige Raum in puncto Social Media noch lange nicht gesättigt, da steckt viel Potenzial drin.“
Dass er erkannt und angesprochen wird, daran muss sich Marinus Obermair erst noch gewöhnen. Bei der Familie daheim in Flintsbach war bereits ein Fernsehsender zu Besuch, der Abenteurer wurde per Video-Call dazugeschaltet. „Die Familie steht hinter meiner Reise, auch wenn sie anfangs nicht ganz verstanden haben, wie das funktionieren soll ohne das nötige Kleingeld.“ Und tatsächlich sei es in einigen Ländern einfacher und in anderen schwieriger – wie in China: Dort sah sich Marinus Obermair den härtesten Herausforderungen gegenübergestellt. „Die Chinesen sind eher verschlossen und ich wurde immer ein bisserl schräg und komisch angeschaut, als ich erzählt habe, dass ich ohne Geld um die Welt trampe. Hier erfuhr ich tatsächlich wenig Unterstützung. Umso stolzer bin ich, dass ich meinen Traum weiter durchziehe“, zeigt er sich kämpferisch.
Süd- und Nordamerika
im Fokus
Was ihn auf seiner Reise bislang fasziniert hat, war die Tatsache, dass gerade Menschen in ärmeren Ländern einen glücklicheren Eindruck auf ihn machten: „Obwohl sie viel weniger haben, sind sie zufrieden und extrem gastfreundlich. Diese Wärme habe ich besonders im Iran erlebt.“
Dennoch geht ihm seine Heimat auch ein wenig ab: „Ich vermisse es, in einem richtig bequemen Bett zu schlafen oder bedenkenlos Leitungswasser trinken zu können. Es sind die Kleinigkeiten, die man wieder mehr schätzt und an die man sonst gewöhnt ist, die für uns alltäglich sind.“
Und seine weiteren Ziele nach Asien? „Auf jeden Fall noch Süd- und Nordamerika – und Australien.“ Von dort aus soll es in circa sechs Monaten wieder zurück in die bayerische Heimat gehen. Doch bis es so weit ist, fließt noch viel Wasser den heimischen Inn hinab.