Frust in Kirchdorf wächst

von Redaktion

Hochwasser am 3. Juni war nicht das erste – Warten auf Antworten aus dem Rathaus

Raubling – Bis zur Decke des Kellers stand das Wasser im Kapellenweg 37. Rund zwei Monate später steht Andreas Heinrich in den nach wie vor unbrauchbaren Räumen. Der Boden ist herausgerissen, Kabel hängen von der Decke, Ölgeruch liegt in der Luft. „Die Heizung hat es aufgeschwemmt, alles ist kontaminiert“, sagt Heinrich.

Chaos
im Wohngebiet

Am 3. Juni brach innerhalb von einer Stunde das Chaos im Wohngebiet aus. Der Ammerbach konnte das Wasser nicht mehr halten, trat aus und überschwemmte Straßen, Keller und Garagen. „Als ich die Alarmanlage meines Autos hörte, wusste ich schon – das war’s“, sagt der Kirchdorfer, der am Kapellenweg im ersten Stock wohnt. Zusammen mit den anderen Eigentümern versuchte er, in den ersten Minuten noch zu retten, was ging. Trug E-Bikes und Wertgegenstände nach oben. „Wir haben zudem versucht, das Wasser auszupumpen, doch dann war der Strom weg und wir konnten die Pumpe nicht mehr betreiben“, erzählt er.

Der Schaden im Haus war enorm. „Ich werde wahrscheinlich auf rund 2000 bis 3000 Euro sitzen bleiben“, meint Heinrich. Nicht alles sei durch die Versicherung abgedeckt und auch die Entschädigungen über den Freistaat seien nicht genug, um alles zu ersetzen.

So wie Heinrich geht es einigen Kirchdorfern – und das nicht erst seit dem 3. Juni. Schon beim Hochwasser 2005, 2013 und 2020 war der Raublinger Ortsteil enorm betroffen. Litzldorfer Bach und Ammerbach füllen sich schnell, der Durchlass an der Neubeurer Straße ist klein und schmal. Daher staute sich das Wasser nicht nur am Kapellenweg, sondern auch entlang der Kufsteiner Straße, in den Blumenstraßen, an der Neubeurer Straße, in Thalreit und Am Rohret. Speziell entlang der beiden Bäche kommt es immer wieder zu Überschwemmungen.

Fragenkatalog
an die Gemeinde

Dementsprechend wächst der Unmut in der Gemeinde. Einige zeigen sich enttäuscht, dass es immer noch keine Lösung gibt und richten ihren Ärger in Richtung Rathaus. Mit einem kürzlich eingereichten Fragenkatalog wollen die Anwohner etwas bewegen. Warum ist beispielsweise das Hochwasserschutzkonzept noch nicht fertig? Warum wurde es erst 2021 in Auftrag gegeben? Wann wird an der Neubeurer Straße der Durchlauf unter der Brücke vergrößert und wie sieht es mit einem Evakuierungsplan aus?

Bis die Antworten aus der Gemeindeverwaltung kommen, versuchen sich die Kirchdorfer selbst zu schützen, wie am Beispiel des Kapellenwegs deutlich wird. „Wir wollen wasserdichte Schutzfenster einbauen lassen“, sagt Andreas Heinrich. Für die Investition von rund 17000 Euro machte er sich bei der Eigentümerversammlung stark. Doch bei den Wassermassen bezweifelt der Kirchdorfer, dass diese Maßnahme alleine ausreichen wird. „Da wird das Wasser immer noch so hoch im Keller stehen“, fürchtet er und hält die Hand etwa 30 Zentimeter unter die Deckenhöhe. Die Angst vor einem weiteren Hochwasser ist in Kirchdorf weiterhin präsent.

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