Großkarolinenfeld – Über 60000 Menschen folgen dem Familienbetrieb Schiedermeier bereits auf Instagram, bei Tiktok sind es mittlerweile mehr als 12000 Follower. „Begonnen haben wir mit 1000 Followern“, erzählt Max Schiedermeier, der sich im Betrieb federführend ums Marketing kümmert. Die Idee rührte aus seinem vorherigen Job: Max Schiedermeier war in der Modebranche tätig – da wurde ständig mitgefilmt. Als er sich entschied, in den Familienbetrieb einzusteigen, kam die Überlegung auf, ob man statt Kleidung nicht auch Teigrohlinge vor die Kamera setzen könnte.
Einblick in den
Berufsalltag
Die Idee: den Kunden einen authentischen Einblick in den Berufsalltag eines Bäckers zu gewähren und vor allem auch junge Leute für das Handwerk zu begeistern. Denn die wenigsten wüssten, welche „coolen Jobs“ es im Handwerk gebe und dass man auch ohne Studium gutes Geld verdienen könne. „Auch wenn viele Kollegen gerne traditionell nachts in der Backstube stehen – inzwischen gibt es immer mehr Bäckereien, die auf Tagbetrieb umstellen und ihre Schichten entsprechend anpassen“, weiß sein Bruder Tim Schiedermeier, der mit seinen 20 Jahren kurz vor der Prüfung zum Bäckermeister steht.
Dass die Videos viral gehen, ist für den Familienbetrieb ein Zeichen, dass sie den richtigen Weg eingeschlagen haben. „Wir haben da eine Nische getroffen und das Bäckerhandwerk neu belebt. Wenn ein Brezn-Video elf Millionen Aufrufe erreicht, ist das schon eine Hausnummer“, muss auch Senior-Chef Hans-Peter Schiedermeier zugeben.
Langfristiges Ziel des jungen Bäckers ist es, den Papa zu entlasten, schließlich steht der bereits seit knapp 30 Jahren in der Backstube. Seit 90 Jahren gibt es die Bäckerei Schiedermeier, der Opa hat 1934 begonnen.
Viel Rückhalt
im Betrieb
Doch nur mit Familie ist es freilich nicht getan, insgesamt 47 Mitarbeiter zählt der Betrieb und auf ihr Team seien sie besonders stolz. „Ohne geht es nicht. Wir sind sehr froh, so viel Rückhalt innerhalb des Betriebs zu erfahren“, betonen der Senior-Chef und die ganze Familie.
Tim Schiedermeier ergänzt: „Zu einem richtigen Handwerk gehören natürlich auch die alten Maschinen, die bei uns immer noch in der Backstube laufen. Darüber hinaus spielt Zeit eine wichtige Rolle: Um den vollen Geschmack zu entwickeln, bekommt der Teig die Zeit, die er braucht.“
Der Standort der Hauptproduktion befindet sich in Ostermünchen. Die Filialen sind in Beyharting und seit November 2023 in Großkarolinenfeld – im frisch renovierten Gebäude des Netto-Marktes, der im Juni 2021 nach einem Brandanschlag in Schutt und Asche gelegt wurde.
Während immer mehr Traditionsbäckereien schließen müssen, scheint es bei den Schiedermeiers zu florieren. Bewerber fragen sogar von sich aus bei der Bäckerei an. Neben der direkten Umgebung im Kreis Rosenheim kommen die Kunden mitunter aus Traunstein oder München. Selbst eine Gruppe Italiener fand schon mal den Weg vom Flughafen München zur Bäckerei Schiedermeier.
Ist Social Media der Erfolgsgarant? „Der Zuspruch und die Reichweite spielen sicherlich eine Rolle, aber die Leute schätzen auch immer mehr die Kombination aus Handwerk und Tradition“, sagt Max Schiedermeier und erhält dabei zustimmendes Nicken seitens der Familie um Bruder Tim, Mama Karin und Hans-Peter Schiedermeier.
„Die Oma wurde damals schon angesprochen auf unsere Backwaren. Wir haben bewusst die altbewährten Rezepte generationsübergreifend beibehalten und modernisiert. Der Spitzbua von damals und das Pistaziencroissant von heute – das zeichnet uns aus“, sagt Max Schiedermeier.