Stephanskirchen – Beste Ware entsorgen, weil die Gastronomie von jetzt auf gleich stillsteht? Fand beim Lebensmittelgroßhändler Bierbichler keiner gut – und so ward während der Corona-Pandemie die Idee für den Werksverkauf in Stephanskirchen geboren. Der so gut ankam, dass er Anfang 2023 vergrößert wurde. Nun aber ist Schluss. Zum 31. August macht „Ferdi’s Fischmarkt“, wie der kleine Laden irgendwann getauft wurde, endgültig zu.
Robert Schneikart, Geschäftsleiter der Ferdinand Bierbichler GmbH und Co.KG, bedauert die Schließung des Ladens. Er hatte immer betont, dass Bierbichler mit dem Werksverkauf nicht dem Einzelhandel Konkurrenz machen wolle. Der Werksverkauf sei einfach eine gute Möglichkeit, gute Ware kurz vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums (MHD) zu verkaufen. „Wir wollen möglichst wenig Lebensmittel vernichten“, so Schneikarts Standpunkt.
Unterschiedliche
Vorstellungen
Dazu steht Schneikart bis heute. Aber: Im Laufe der Zeit entwickelten sich die Vorstellungen der Firma Bierbichler und die der Kunden auseinander. Die einen wollten abverkaufen, was noch gut, aber knapp vor dem MHD war. Die anderen wollten auf den Einzelhandel zugeschnittene Ware: Das Rumpsteak in der 200-Gramm-Packung, nicht im 13-Kilo-Karton. Das Seeteufelfilet zu 150 Gramm, nicht im Gebinde zu fünf Kilo.
„Die Kosten waren schlicht zu hoch für den Umsatz, den wir generieren konnten“, begründet Schneikart die Schließung des Werksverkaufs. Ein kleines Plakat weist dort darauf hin, dass am 31. August Feierabend ist. „Wir hoffen, Sie stets gut bedient zu haben.“ Aus eigener Erfahrung: Das haben sie, die Bierbichler-Mitarbeiter aus den verschiedensten Abteilungen des Unternehmens.
Der Stephanskirchner Lebensmittelgroßhändler konzentriert sich künftig wieder auf den Großhandel für Gastronomie und Großverbraucher. Und besinnt sich wieder stärker auf die seit Generationen weitergegebene Kernkompetenz, auf den Handel mit Fisch. „Zweimal die Woche frischen Seefisch bieten – das kann in der Region sonst keiner“, sagt Christian von Bentzel, Teil der fünften Generation der Familie Bierbichler, selbstbewusst. Vielleicht irgendwann auch wieder in Stephanskirchen, das möchte von Bentzel nicht ausschließen.
Privatkunden kommen bald an einer bekannten Adresse wieder an frischen Fisch: in der Heilig-Geist-Straße in Rosenheim. Dort übernehmen Daniela und Christian von Bentzel den altehrwürdigen Laden, der zuletzt einige Jahre leer stand. Dort sind derzeit noch Renovierungsarbeiten im Gange, das Geschäft soll in altem Glanz erstrahlen. Deswegen ist von Bentzel vorsichtig mit der Prognose, wann tatsächlich eröffnet wird. Eines ist aber sicher: Es wird nach dem Rosenheimer Herbstfest sein. Denn dort ist das Ehepaar von Bentzel mit Danielas Mutter Christine Bierbichler in der Fischbraterei im Einsatz.
In Arbeitshose
und Anzug
Das Konzept für die Rosenheimer Innenstadt steht längst. Aus der bisherigen Küche wird ein Gastraum. Ob in Arbeitshose oder Anzug, dort soll sich jeder wohlfühlen, so das Ziel. Auch die Fischsemmel auf die Hand wird es selbstverständlich geben. Und natürlich ein großes Angebot an frischem Fisch aus heimischen Gewässern und aus dem Meer. Aber eben erst nach dem Herbstfest, vermutlich im Oktober.