Eggstätt – Das Seifenkistenrennen des MSC Sonnering ist Kult. In Oberndorf treffen sich alljährlich Mitte August tollkühne Kinder, Jugendliche, Frauen und Männer in Seifenkisten. Was das Gefährt angeht, so sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt, und was die PS angeht, nun, Seifenkisten sind antriebslose und selbst zusammengebaute Rennwagen. Das heißt, es braucht Mut und Gefühl, um sich die 400 Meter lange Rennstrecke samt „Haarnadel-Kurve“ in Oberndorf-Mitte und Zieleinlauf vor dem Blumenfeld hinunterzustürzen.
Spannung und
beste Unterhaltung
Für die Zuschauer – die in Scharen kommen – bedeutet das Spannung pur. Die Seifenkiste-Szene kennt sich: Viele Wiederholungstäter sind dabei, und mancher Neuling hat beim Zusehen in den vergangenen Jahren Blut geleckt und sich nun eigenhändig einen Rennwagen konstruiert.
Für den jüngsten Teilnehmer gilt letzteres allerdings noch nicht: Der Opa hat für den fünfjährigen Matteo Di Franco aus Neubeuern „Donnerblitz“ gebaut, die Mama hat dann beim Anmalen geholfen. Und der Papa? „Der muss hinterherlaufen,“ hatte sich der junge Rennfahrer gewünscht. Nach den Testrennen war dann aber Schluss: „Jetzt kann ich das alleine,“ sagt Matteo selbstbewusst. Warum er das macht? „Weil es cool ist,“ strahlt Matteo unter seinem riesigen Helm.
Georg Plank (75) aus Eggstätt wollte sich eigentlich seinen Boliden mit zweien seiner Enkeln teilen, aber als dann der dritte Enkel auch mitfahren wollte, musste ein eigenes Gefährt her. „Der blaue Blitz“ macht jetzt seinem Namen alle Ehre. Manche Rennfahrer bringen die ganze Familie mit, andere kommen alleine („meine Frau geht derweil lieber schwimmen“).
Die Teilnahmebedingungen sind sehr streng: Der Fahrer braucht einen geschlossenen Schutzhelm, das Gefährt muss mindestens drei Räder besitzen, darf keinen eigenen Antrieb haben und es muss lenk- und bremsbar sein. Um das zu testen, sind vor dem eigentlichen Rennen drei Testläufe angesetzt, bei dem auch die Bremskraft überprüft wird. Die Renn-Elite aus nah und fern – die Rennfahrer kamen bis aus Fürstenfeldbruck, Altötting und Niederbayern – misst sich in drei Durchgängen in vier verschiedenen Altersklassen. Die Liebe zum Seifenkistenrennen kennt keine Altersgrenzen: Der jüngste Teilnehmer ist fünf, der älteste 75. Viel Zeit und Mühe haben die Rennfahrer in ihre Gefährte gesteckt.
Verwegen wirkt das „Monster-Energy“-Gefährt, windschnittig und schmal geschnitten samt aufgemalten Haifischzähnen präsentiert sich „Shark Racing“, eine andere Seifenkiste ziert ein echter Mercedes-Stern, der blaue Flitzer mit seinen seitlichen Flammen erinnert an ein Matchbox-Auto und die „Binataler Kaskistn“ in Dreiecksform einem Stück Käse. Martin Czemmel (52) setzt mehr auf Originalität als auf Windschnittigkeit: Mit seinem überdimensional großen Augustiner-Biertragl schoss er den Vogel ab.
Zusammen mit seiner Frau Kerstin und einem bewährten Team, das sich um die Strecke, Rennfahrer und Versorgung der Teilnehmer und zahlreichen Zuschauer kümmert, organisiert Mane Huber heuer zum 17. Mal das Seifenkistenrennen. „Hier geht es um Gaudi, Ruhm und Ehre und natürlich um Geschwindigkeit.“
Inklusive Zielflagge
und Lichtschranke
Die Zuschauer sind bestens vorbereitet: Auf Picknickdecken, Bierbänken, in Campingstühlen, unter Sonnenschirmen oder unter dem Zeltdach eines VW-Busses werden die Boliden der Teilnehmer und die Rennleistung unter die Lupe genommen: „Wow, wie der in der Kurven liegt“ oder „hui, obacht, bremsen.“ Der Grand Prix von Oberndorf – inklusive Zielflagge, Wettkampfleitung, Stadionsprecher und Lichtschranke sowie Sanitätsteam – war und bleibt ein Publikumsmagnet. Dabei sein ist alles, hier zählen der olympische Gedanke und der Spaßfaktor. Das Biertragerl war übrigens gar nicht mal so langsam, kam aber dennoch mit einigem Rückstand ins Ziel. Die schnellste Zeit erzielte Korbinian Reischer (25) auf „Cobra 13“ mit 1,0078 min nach drei Rennen.