Rohrdorf – Die Gemeinde ist der Entschärfung des Nadelöhrs bei der A8-Unterführung einen großen Schritt nähergekommen. Der Gemeinderat beschloss in seiner zweiten Sondersitzung zu diesem Thema mit 16 zu drei Stimmen die sogenannte Kreuzungsvereinbarung zu unterschreiben. Etwa 70 Bürger folgten der Sitzung. Damit ist der vorbereitende „Papierkrieg“ beendet. Ein letztes Stadium, die Vorlage der Vereinbarung beim Fernstraßenbundesamt, ist offenbar nur noch Formsache. So jedenfalls die Einschätzung von Alexander Eisner, Abteilungsleiter beim Straßenbauamt Rosenheim, wie auch von Sebastian Hock von der Autobahn-GmbH.
Es war der Verwaltung gelungen, diese beiden zusammen mit Vertretern des Ingenieurbüros Gebauer zu der weiteren Sondersitzung noch einmal einzuladen.
Wie realistisch
sind die Baukosten?
Der Gemeinderat nutzte diese Chance, um bei dieser Sitzung nun über alle Fraktionen hinweg gezielte Nachfragen stellen zu können. Ein Hauptpunkt war hierbei die Erörterung, wie verlässlich die Kostenhochrechnung der Planer ist. Die liegt derzeit bei drei Millionen Euro. Sebastian Hauser (CSU) befürchtete aber, dass es dabei am Ende nicht bleiben werde. Er meinte, es sei wohl realistisch eher von fünf Millionen auszugehen.
Von den Planern war diesbezüglich zu hören, dass die drei Millionen Euro tatsächlich die gesamten Baukosten von der Baustelleneinrichtung bis zur Einweihung enthielten. Überraschungen im Baugrund, die Mehrkosten verursachen könnten, seien wegen der gründlichen Untersuchungen, die vorweg gegangen seien, nicht zu erwarten.
Auch seien Schäden an der Fahrbahndecke der A8 durch den gewählten Bauablauf nach allem Ingenieurwissen und aller Planungserfahrung auszuschließen.
Ein weiterer Punkt, der von einigen Gemeinderäten kritisch gesehen wurde, war die Tatsache, dass die neue Untertunnelung nur ein Bauwerk auf Zeit ist.
Zwar versicherte Sebastian Hock von der Autobahn GmbH auch bei dieser Sitzung noch einmal, dass für die Abwicklung des vorhergehenden Abschnittes des A8-Ausbaus zwischen Bernau und Achenmühle ein Zeitraum von zehn Jahren veranschlagt sei.
Die Befürchtung, die Gemeinde müsse erhaltende Fördergelder zurückzahlen, weil die Untertunnelung weniger als zehn Jahre Bestand habe, sei deshalb unbegründet. Dennoch verblieb bei einigen Gemeinderäten wegen der Kürze der Bestandszeit offenbar ein gewisses Unbehagen. Nachgefragt wurde auch, welche Folgekosten durch den irgendwann nötigen Abbruch entstehen werden. Weder das Ingenieurbüro Gebauer noch Hock konnten hier konkrete Zahlen nennen. Sie betonten aber, dass der Abriss zusammen mit dem sonstigen Rückbau der A8-Trasse erfolgen werde. Dieser sei nötig, weil die neue Streckenführung der Autobahn nicht exakt auf der bestehenden Trasse erfolge.
Eigentlich Aufgabe
des Freistaates
Von der Gemeinde zu zahlen sei also nicht der Abriss des Tunnels als solchem, sondern nur etwaige Mehrkosten, die wegen des für die Untertunnelung eingebrachten Betons entstünden. Der nächste entscheidende Schritt für den Gemeinderat wird anstehen, sobald der Freistaat der Gemeinde die tatsächliche Höhe der Fördermittel mitteilen wird. In Vorabgesprächen war von einer Größenordnung von etwa 70 Prozent die Rede gewesen. Eisner begründete diesen relativ hohen Prozentsatz mit der Tatsache, dass es sich bei der Entschärfung der Unterführung eigentlich um eine Aufgabe des Freistaates handele. Dem aber seien diesbezüglich die Hände gebunden, weil der A8-Ausbau bereits die Planfeststellungsverfahren durchlaufen habe, rein rechtlich deshalb „zeitnah“ bevorstehe. Deshalb habe sich der Freistaat für das Ausweichmittel einer sogenannten Sonderbaurechtsvereinbarung entschieden: Der Freistaat überträgt eine Baulast, für die eigentlich er zuständig wäre, an eine Gemeinde, unterstützt diese aber dafür mit einer entsprechend hohen Förderung.
Steht die Höhe der Fördermittel fest, womit im Frühherbst zu rechnen ist, wird der Gemeinderat zu entscheiden haben, ob das Bauvorhaben für die Gemeinde zu stemmen ist oder nicht. Sollte er sich positiv entscheiden, könnte noch im kommenden Frühjahr mit dem Bau begonnen werden, eine Fertigstellung zum Dezember nächsten Jahres wäre dann realistisch.