Halfing – Die Franziskaner-Minoriten geben das Kloster Höslwang auf. Pater Paul Kusiak hat sich jetzt von seiner Gemeinde verabschiedet. Wie es ab September im Pfarrverband Halfing-Höslwang-Söchtenau weitergeht.
Wenn gestandenen Mannsbildern die Stimme bricht, sind Emotionen im Spiel. Gewaltige Emotionen. Doch die Pfarrgemeinderäte und Kirchenpfleger von Halfing, Höslwang und Söchtenau sowie Halfings Zweiter Bürgermeister Konrad Aicher waren an Mariä Himmelfahrt nicht allein mit ihrer Wehmut. Die Pfarrkirche Halfing war bis auf den letzten Platz gefüllt. Und das nicht nur, weil Kirchenpatrozinium war, sondern vor allem, weil die Menschen noch ein letztes Mal mit einem guten Freund Gottesdienst feiern wollten – mit Pater Paul Kusiak.
Hiobsbotschaft
kam Ende Mai
Nach 18 Jahren hat der Provinzial der Warschauer Provinz der Franziskaner-Minoriten das Kloster Höslwang Ende Mai aufgelöst – eine Hiobsbotschaft nicht nur für den Pfarrverband, sondern auch für die Ordensbrüder. Wie es für die Pater Christoph und Darius weitergeht, ist noch nicht entschieden. Nur der Weg von Pater Paul ist abgesteckt: Er zieht weiter, wird ab 1. September Guardian, also Hausoberer des Klosters in Dingolfing, und die dortige Kirchgemeinde betreuen.
Unsicherheit für Pater und Gemeinde bleibt
„Ich bin ein Kind der Wallfahrt, und doch habe ich auch ein schweres Herz“, wandte er sich ein letztes Mal an die Gläubigen aus Halfing, Höslwang und Söchtenau. Für alle war das Patroziniumsfest mit Freude und Abschiedsschmerz verbunden, aber auch mit einer großen Unsicherheit. Denn wie es ab Herbst weitergeht mit dem Kloster und dem Pfarrverband ist noch nicht klar. „Das weiß nur der Herrgott und vielleicht der Herr Bischof“, sagte Pater Paul.
„Pater Christoph übernimmt kommissarisch die Leitung des Pfarrverbands Halfing, nachdem er Pater Paul bereits als Pfarrvikar unterstützte“, informiert das Erzbischöfliche Ordinariat München auf OVB-Anfrage. „Wie es dort künftig mit der personellen Besetzung in der Pastoral inklusive der Leitung des Pfarrverbands weitergeht, ist derzeit noch in Klärung.“
Nachdem im Februar bereits Diakon Horst Seipel den Pfarrverband verlassen hatte, wird Pater Christoph die drei Pfarreien künftig als Seelsorger ganz allein betreuen. Zumindest für eine Übergangszeit von einem Jahr.
Ab September neue Gottesdienstordnung
In die Gestaltung der Gottesdienste werden die ehrenamtlichen Laien stärker einbezogen. „Wir werden mehr Wortgottesdienste und nur noch einen Taufsonntag im Monat haben. Die morgendlichen Messen entfallen in allen Pfarreien. Die Wochenendmessen finden im Wechsel statt“, erklärt Fritz Bader, der Vorsitzende des Halfinger Pfarrgemeinderates.
Angesichts des Priestermangels in der katholischen Kirche können sich die Pfarrverbände glücklich schätzen, dass ihnen der polnische Orden der Franziskaner-Minoriten ein Übergangsjahr schenkt. „Pater Christoph ist schon seit 16 Jahren hier, und er würde auch gern bei uns bleiben. Das wäre für uns ein großes Glück“, erzählt Robert Kailer, der Vorsitzende des Pfarrgemeinderates von Höslwang.
Entsprechend der bischöflichen Reform soll der Pfarrverband Halfing ab 2030 nur noch einen Priester haben. „Den haben wir mit Pater Christoph. Deshalb werden wir uns für ihn einsetzen – zum richtigen Zeitpunkt, beim richtigen Ansprechpartner und im Einklang mit der Kirche.“ Das Kloster Höslwang mit seinem herrlichen Garten, den Pater Christoph pflegt, sei das Herz von Höslwang. „Es ist uns wichtig, dass dort auch künftig Leben drin ist“, wünscht sich Kailer.
Zukunft ist
„noch in Klärung“
„Pater Christoph gehört der Ordensgemeinschaft der polnischen Franziskaner-Minoriten an. Ob und wie er weiterhin in Höslwang eingesetzt wird, ist noch in Klärung“, heißt es aus der Erzdiözese. Man bemühe sich darum, eine für alle Seiten tragfähige Lösung zu finden. „Es gibt hier verschiedene Faktoren, die in den Blick genommen werden müssen, sodass für die Klärung noch etwas Zeit benötigt wird.“ Zugleich betont die Erzdiözese München und Freising, dass sie „nach derzeitigem Stand das Kloster Höslwang weiterhin als Standort für eine Ordensgemeinschaft nutzen möchte“. Konkrete Pläne dazu gebe es noch nicht.
Acht Jahre mit großen Herausforderungen
„Es ist, wie es ist“, ermutigte Pater Paul beim Abschied die Menschen aus Halfing, Höslwang und Söchtenau, auch weiter mit Leib und Seele ihren Glauben und ihre Gemeinschaft zu leben. Nur weil er hier so viele engagierte Menschen getroffen habe, die ihn von ganzem Herzen unterstützten, sei seine achtjährige „Abenteuerreise im Pfarrverband“ geglückt.
„Wir sind miteinander gewachsen, und wir waren mutig“, blickte er zurück auf viele Herausforderungen. Darunter die Innenrenovierung der Kirchen in Höslwang und Söchtenau, die neue Orgel für Halfing sowie die Wiederherstellung des Kirchturmes, des Pfarrhauses mit Garage und des Pfarrheimes in Halfing nach dem verheerenden Sturm vom 28. Juli 2021.
Pater Paul
hinterlässt Spuren
„Ich fühle mich heute wie vor 31 Jahren, als ich meine Heimat verlassen habe, um in Deutschland Theologie zu studieren“, beschrieb Pater Paul (54) seine eigene Wehmut. Er hat in der Region Spuren hinterlassen. Vor allem in den Herzen der Menschen – mit seiner freundlichen Art, mit tiefgründigen Predigten, aufrichtiger Hingabe, als Seelsorger, Fels in der Brandung und guter Freund.
„Der Tag ist gekommen, um Abschied zu nehmen“, bedauerte Fritz Bader. Und wie er schenkten viele Menschen ihrem Pater Paul noch ein letztes Mal Worte des Dankes und eine herzliche Umarmung. Die Ministranten dankten ihm dafür, dass er ihnen wahre Nächstenliebe gezeigt und ihr Leben bereichert habe. Allen rief Pater Paul ein letztes Mal zu: „Ich werde Sie vermissen. Ich gehe in großer Dankbarkeit und mit Ihnen im Herzen.“