Bad Feilnbach – „Das ist das beste Eis in der Region“, „Das Eis ist so lecker“ oder „Bestes Eis, das ich jemals gegessen habe“: Bei den Google-Bewertungen zur Eisdiele „San Marco“ an der Kufsteiner Straße in Bad Feilnbach kommen viele Internet-Nutzer geradezu ins Schwärmen. So kommt der Eis-Anbieter bei derzeit 414 Bewertungen auf einen mehr als beachtlichen Schnitt von 4,5 von fünf möglichen Punkten. Das Problem: Derzeit müssen die Eis-Liebhaber dort mit Einschränkungen leben, standen am Feiertag Mariä Himmelfahrt (15. August) gar vor verschlossener Tür. Gerüchte, dass das komplette Personal hingeworfen hätte, machen in der Gemeinde die Runde. Das OVB hat daher beim Betreiber, Markus Eder (57) aus Bad Feilnbach, nachgehakt.
Die Sonne brennt vom Himmel an diesem Donnerstag, 15. August. Punkt 16 Uhr zeigt die Außentemperatur 30 Grad Celsius an: Bestes Eis-Wetter also! Das hat sich auch ein Pärchen gedacht, das mit dem Motorrad das Unternehmen „San Marco Eis Café & Bar“ an der Kufsteiner Straße in Bad Feilnbach ansteuert. Doch gerade vom Gefährt abgestiegen, wird klar: Hier ist heute im wahrsten Sinne des Wortes nichts zu holen. Wer durch die Glasscheibe späht, kann in der Kühltheke zwar einige Eissorten entdecken. Doch das Geschäft ist geschlossen, die Terrasse verwaist.
Hinweise darauf, wieso dort bei bestem Sommerwetter kein Betrieb herrscht, bieten zwei Holzaufsteller, auf denen mit Kreide Informationen für die Kundschaft geschrieben worden sind. Die linke Tafel verweist darauf, dass „wegen Personalmangel“ das Angebot aktuell auf Eiskugel, Spaghetti-Eis und Getränke beschränkt sei, außerdem nur Selbstbedienung angeboten werde. Auf der linken Tafel steht in großen Lettern geschrieben: „Wegen Krankheit geschlossen“.
„Wir konnten aufgrund eines kleinen Unfalls meines Sohnes am Donnerstag leider nicht öffnen“, bestätigt Eder am Freitagmorgen (16. August) auf OVB-Anfrage, betont aber auch: „Seit 15. Februar hatten wir das ,San Marco‘ jeden Tag geöffnet.“ Was der 57-Jährige auch in den kommenden Wochen so beibehalten will, und das trotz des Personalmangels, mit dem das Unternehmen seit einigen Tagen zu kämpfen hat. „Derzeit schmeißen wir den Laden zu Zweit, davor sind wir zu Siebt gewesen“, sagt Eder, dessen Tage nach eigenen Angaben derzeit ausschließlich aus „Eisdiele und Schlafen“ bestehen. Wobei das Gerücht, das Personal habe hingeworfen und dadurch für den personellen Notstand gesorgt, nur ein kleines Körnchen Wahrheit enthält. Wahr ist, dass die fünf Mitarbeiter dort nicht mehr arbeiten, aber: „Unsere Mitarbeiter, die seit drei Jahren bei uns gearbeitet haben, haben sich vor einigen Tagen einfach aus dem Staub gemacht“, schildert Eder. „Und zwar mit den Tageseinnahmen und dem Auto, dass ich extra dafür gekauft hatte, damit sie hier etwas mobiler sind.“
Den materiellen Schaden durch den Diebstahl, den er bei der Polizei in Brannenburg zur Anzeige gebracht hatte, schätzt der 57-Jährige auf rund 6000 bis 7000 Euro. Mit Ergebnissen kann die Polizei, die die Anzeige gegen die ehemaligen Eisdielen-Mitarbeiter bestätigt, allerdings noch nicht aufwarten, da „die Ermittlungen noch laufen“, wie ein Polizeisprecher gegenüber dem OVB erklärt. „Für uns ist das natürlich eine Katastrophe“, sagt der Bad Feilnbacher Gastronom, zumal derzeit die Hochphase für den Eisverkauf läuft. Um für Entlastung zu sorgen, hat er daher die Öffnungszeiten verkürzt und schließt die Eisdiele aktuell erst ab 13 Uhr auf. Zudem hat das Unternehmen Eisbecher, die einen größeren Arbeitsaufwand erfordern, vorübergehend aus dem Sortiment genommen.
Dass er noch für den Rest der laufenden Saison, die im San Marco bis 15. November gehen soll, Ersatzkräfte mit Speiseeis-Expertise findet, hält Eder für „nahezu unmöglich“. So bleibt dem 57-Jährigen nur übrig, „den Rest der Saison jetzt so zu Zweit durchzuziehen“. Fürs kommende Jahr verspricht er seinen Kunden: „Dann werden wir mit einer neuen Mannschaft wieder wie gewohnt am Start sein.“
Mathias Weinzierl